Raffiniertes Zeitreiseabenteuer
Als Dorothy in das merkwürdige Flugzeug von dem fremden Ash einsteigt, ahnt sie nicht, dass sie sich kurz darauf im Jahr 2077 wiederfindet. Doch alles, woran sie denken kann, ist nur wegzukommen von ihrer beherrschenden Mutter und einer Ehe, die ihr ganzes Leben vorbestimmen soll. Nun wird ihre Flucht zum Abenteuer ihres Lebens zwischen den Zeiten.
„Der Schmerz war verschwunden, doch die Prärinnerungen blieben, hielten sich in einer Endlosschleife in seinem Hinterkopf fest. Ein schwankendes Boot und ein Mädchen mit weißen Haaren, das ihn erst küsste und dann tötete.“
Im Jahr 1913 lebt Dorothy mit ihrer Mutter ein kriminelles Leben: Als Betrüger bringen sie vor allem reiche Männer um ihr Geld. Ihre Mutter bringt ihr dabei wichtige Lektionen mit auf dem Weg, aber auf Zuneigung oder Empathie muss Dorothy verzichten. Nun soll sie an einen reichen Mann verheiratet werden, um für sie beide auszusorgen. Doch Dorothy hat genug. Sie möchte frei und selbstbestimmt sein. Kurz vor der Hochzeit flieht sie Hals über Kopf und läuft geradewegs in die Arme von Ash.
Dieser ist unweit der Hochzeitsgesellschaft mit seinem Flugzeug gelandet. Für Dorothy die Gelegenheit zu verschwinden. Sie bittet Ash mitgenommen zu werden, doch dieser lehnt ab. Enttäuscht, aber mit dem klaren Ziel vor Augen, zu verschwinden, schleicht sie sich in die Maschine, ohne zu wissen, dass Ash aus dem Jahr 2077 kommt und das Flugzeug eigentlich eine Zeitmaschine ist.
Als Ash wieder in seiner Gegenwart angekommen ist, muss er sich dem blinden Passagier annehmen. Was bleibt ihm auch anderes übrig? In Dorothy indes ist der Abenteuergeist geweckt. Auch wenn die Zukunft alles andere als rosig erscheint: Ein gigantisches Erdbeben hat Seattle unter Wasser gesetzt und für Tod und Zerstörung gesorgt. Hier versuchen die Überlebenden ein erträgliches Leben zu führen. Eine Gruppierung, der Black Cirkus, will diese Zerstörung und die vielen Toten nicht hinnehmen und ist hinter Professor Zacharias Walker her, dem Erfinder der Zeitmaschine. Doch dieser ist verschwunden. Ash und seine Freunde müssen ihn unbedingt vor Black Cirkus finden, denn eine Veränderung der Vergangenheit könnte weitaus gefährlicher sein als die Katastrophe an sich.
Wohlüberlegtes, raffiniertes Zeitreiseabenteuer
Es passiert viel in diesem Auftakt einer Trilogie, möglicherweise zu viel, aber einiges hat die Autorin definitiv auch richtig gemacht. Die Theorie hinter dem Zeitreisen hat sie schlüssig aufgebaut und man hat das Gefühl, dass sie ein gedankliches Konstrukt aufgebaut hat, das für so eine anspruchsvolle Geschichte reicht. Dazu kommt noch, dass sich unweigerlich durch die unterschiedlichen Zeitstränge lose Enden ergeben, die sinnvoll verknüpft werden müssen. Auch auf dieser Ebene läuft das Gedankenspiel sehr gut, wird aber mit den nächsten beiden Bänden nicht leichter.
Neben Ash lernt Dorothy auch die anderen Mitglieder seines Teams kennen: Zora, die Tochter des gesuchten Professors, die medizinkundige Chandra und der große Willis, der als Leibwächter fungiert. Dorothy fühlt sich wohl in der Gruppe, ist sich aber auch unsicher, da sie nie Freunde hatte. Insbesondere zu Ash fühlt sie sich sehr hingezogen. Ausgerechnet hier ist es, wo die Autorin zu viel Tempo reinbringt. Die anbahnende Liebesgeschichte basiert auf nichts weiter als eine zufällige Begegnung und zeigt kein Entwicklungspotential. Allgemein ist die Dynamik der Charaktere sehr unausgewogen. Für Abwechslung sorgen da die Tagebucheinträge des Professors, die beim Verständnis der Zeitreisetheorie helfen und sein Verschwinden nach und nach erklären.
Zum Schluss gibt es dann noch eine geschickte Wendung, die sehr überraschen könnte, wenn der Weg dahin besser aufgebaut worden wäre. Hier spielt die Autorin doch sehr arg mit der Glaubwürdigkeit. Da der Kniff aber doch sehr genial ist, will man es ablaufen.
Fazit
Obwohl sehr viel passiert und man sich zwischendurch weniger Trubel wünscht, ist man schnell versunken in dem Buch. Zeitreisegeschichten müssen oft ein paar Abstriche machen, so auch in Stolen Time – Zwischen den Welten. Darüber hinaus ist es aber ein gelungenes Leseabenteuer.
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