Packendes Finale einer ungewöhnlichen Trilogie
Der Plan ist aufgegangen: Alle Schülerinnen und Schüler konnten die Scholomance lebendig verlassen. Nur einer entscheidet sich freiwillig zurückzubleiben: Orion. El ist untröstlich und versucht alles, um ihren Freund zurückzuholen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, denn eine Enklave nach der anderen droht einzustürzen. Nur El ist in der Lage, diese zu retten – dabei soll sie diejenige sein, die den Enklaven den Untergang bringt …
„Ich würde nicht zulassen, dass sich dieses Ding irgendjemanden von ihnen schnappte, und wenn das bedeutete, dass es lächerlich schnell sterben musste, dann war es eben so.“
El und ihre Mitschülerinnen und -schüler haben es tatsächlich aus der Scholomance geschafft. Endlich kann sie ihre Mutter in die Arme schließen, ausgelassen feiern und ihr neues Leben beginnen – so sollte es eigentlich sein. Doch ihr Freund Orion stößt sie im letzten Moment aus dem Tor hinaus und bleibt alleine in der Schule zurück. El versucht alles, um ihn doch noch herauszuholen, doch nichts will funktionieren. Orion scheint verloren …
Währenddessen wird eine Enklave nach der anderen angegriffen. Die Hexen und Zauberer haben Angst, denn die gefürchteten Schlundmäuler dringen immer tiefer ein und haben es auf die gewaltigen Mana-Vorräte abgesehen. Sollten sie sich diese einverleiben, wären sie unaufhaltbar. Doch auch so gibt es bisher nur eine Person, die jemals ein Schlundmaul töten konnte: El. Gemeinsam mit ihren Freunden macht sie sich auf den Weg, um die Monster zu vernichten und die Enklaven zu retten.
Dabei entdeckt sie einen Weg, wie sie Orion vielleicht noch retten kann. Doch gleichzeitig offenbart sich eine Wahrheit über die Existenz der Enklaven, die alles in Frage stellt – und Orion den Todesstoß versetzen dürfte.
Aus der Scholomance heraus
Nachdem El über zwei Bücher hinweg um ihr Überleben kämpfen musste, hat sie endlich die Schule Scholomance verlassen können. Das bedeutet aber auch, dass man sich als Leser auf ein vollkommen neues Setting einstellen muss; denn die reale Welt außerhalb der Scholomance kennt man nicht. Auch bildet die Schule ein so einzigartiges, besonderes Universum, das man diese eigentlich nicht zurücklassen möchte. Hat Naomi Novik überhaupt die richtigen Ideen, um diesen Schritt in eine sinnvolle Richtung zu lenken? Tatsächlich kommt man sehr schnell zurecht, weil es erstmal um das Verarbeiten des Verlustes von El geht, die nicht so recht begreifen kann, warum Orion zurückgeblieben ist. Dieser Trauerprozess ist etwas zu lang geraten, wird aber emotional beschrieben.
Danach folgt ein großer Mittelteil, der viel sinnig aufklärt und Lücken schließt, die in den Vorgängerbänden offen geblieben sind. Dabei lernt man einige Enklaven auf der ganzen Welt kennen, aber man muss im Gegenzug viel an Spannung einbüßen. Da die Autorin sowieso sehr ausschweifend erzählt, könnte hier durchaus Langeweile entstehen, wenn die Hintergrundgeschichte nicht so packt, wie sie es eigentlich könnte. Zum Schluss wird es aber dann doch spannender, wenngleich die wirklich großen Dramen ausbleiben.
Interessant ist aber die Entwicklung von Orion: Während er zuvor immer nervtötender wurde, klärt sich nun endlich auf, warum er so ist wie er ist. Dieser Twist gelingt hervorragend und beweist das Geschick der Autorin, ihre Figuren auch über mehrere Bände hinweg zu planen und sinnvoll zu verknüpfen. Diese kleinen Überraschungen haben große Auswirkungen auf die Lesbarkeit und den Gesamteindruck der Reihe.
Fazit
Insgesamt ist es eine sehr gelungene, ungewöhnliche Reihe, die sich lohnt zu lesen. Das ungewöhnliche Setting der Scholomance, die vielen bestialischen Monster und die Gabe der Autorin, Überraschungen einzubauen, sind eine hervorragende Mischung für eine spannende Buchreihe.
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