Ein toxisches Vorbild
Mel liebt den Hockeysport und ist auch gut in dem, was sie tut. Zahlreiche Titel hat sie holen können – doch dann die Katastrophe: Die Wildcats verlieren blamabel und erholen sich nur schwer davon. Doch Mel ist überzeugt, dass sie wieder zur alten Form finden werden. Dafür soll es diesen Abend um alles gehen. Womit sie nicht rechnet, sind jedoch die vielen Geheimnisse, die unter der Oberfläche brodeln und auf einen Punkt zurückzuführen sind …
„Wenn die Wildcats gewinnen wollen, dann gewinnen sie. Wenn nicht, dann nicht. Ganz einfach.“
Das letzte Spiel der Wildcats war ein Desaster. Seitdem ist Wunden lecken angesagt; doch die Narben sitzen bei einigen besonders tief. Seitdem versuchen die Mädels der Schule West Essex wieder in Form zu kommen. Dabei werden sie vom Coach bis aufs Äußerste gefordert. Alle geben ihr Bestes und wollen ihm beweisen, was in ihnen steckt; vor allem aber wollen sie vom Coach beachtet und für das nächste Spiel aufgestellt werden. Für sechs von ihnen geht der Traum in Erfüllung: Luci, Mel, Phoebe, Kearson, Ali und Grace. Damit sie und die anderen Mädels jedoch zusammenwachsen können, müssen sie ihre Geheimnisse auf den Tisch legen. Und das sind so einige …
Viel Augenrollen und einige rote Linien
Normalerweise würde ich den Inhalt des Buches ausführlicher umschreiben, damit ihr, liebe Leserinnen und Leser, einen umfassenden Blick auf das Buch bekommt. In diesem Fall fällt es mir aber besonders schwer, Worte zu finden, um einer Geschichte gerecht zu werden, die ganz klar zu meinen Jahresflops gehört.
Es geht um ein Team, das für die nächste Saison vom Coach ausgewählt wurde und am folgenden Tag zum Freundschaftsspiel ausgerechnet gegen die Mannschaft antritt, gegen die es letztes Mal schmähvoll verloren hat. Daher soll diese Nacht unvergesslich werden, um den alten Teamgeist wiederzubeleben. Das funktioniert aber nur, wenn sechs der Mädels ihre Narben offenlegen.
Es ist erstmal sehr schwierig, der Geschichte zu folgen – noch schwieriger, wenn man gar keinen Bezug zu den Protagonistinnen gewinnt. Es wird abwechselnd aus den Perspektiven der sechs verschiedenen Mädels berichtet, was an sich schon eine Hausnummer ist. Dazu kommt aber noch, dass deren Probleme immer nur angedeutet werden, indem mitten im Verlauf der Gegenwart urplötzlich in die Vergangenheit geswitcht wird. Das bringt den Lesefluss völlig aus der Bahn. Besonders hilft es aber nicht dabei, sich den Protagonistinnen zu nähern; vielmehr bleiben die meisten auf Distanz. Einzig Mel und Phoebe sind greifbar, weil ihre Probleme omnipräsent sind und gut herausgearbeitet werden. Wer die anderen Mädels sind? Ich könnte sie nicht auseinanderhalten.
Hinzu kommt der Coach, und der ist ein ganz furchtbarer Charakter. Er überschreitet so viele Grenzen, dass man schon gar nicht mehr hinterherkommt: Von Mobbing über Erniedrigung bis hin zu offensichtlichen Intentionen ist alles dabei. Vor allem aber ist er so fernab davon, seinem Alter zu entsprechen, dass es schon weh tut. Es ist durchaus klar, dass er der Antagonist sein soll, aber die Autorin hat kein Fingerspitzengefühl bei der Charakterzeichnung bewiesen. Vielmehr haut sie mit dem Vorschlaghammer drauf, was zu lesen überhaupt nicht angenehm ist.
So ist es dann auch völlig unverständlich, wie die Wildcats diesen offensichtlich emotional gehemmten Mann bis über alle Maßen loben und vergöttern. Man nimmt diesen Status Quo nicht ab, und daher auch noch viel weniger die Entwicklung, in der sich so langsam die Augen der Mädels öffnen. Das Ende ist durchaus gelungen, passt aber dann überhaupt nicht zum Rest des Buches.
Fazit
Mich hat vieles an dem Buch gestört, und einiges werde ich auch schon vergessen haben. Doch klar ist: Der propagierte Zusammenhalt eines Sportteams ist nicht offensichtlich, und der Coach der Gruppe ist grenzüberschreitend. Ich kann das Buch daher leider nicht empfehlen.
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