Ohne euch wär's echt scheiße

Zwischenmenschliche Beziehungen sind das Grundgerüst, welches uns Menschen ausmacht. Niemand kann alleine existieren und unsere Gesellschaft funktioniert nur im Miteinander. Vom schnöden Abkassieren an der Supermarktkasse, über persönliche Freundschaften bis hin zu Bündnissen zwischen ganzen Staaten, das Warum und Wie muss immer wieder neu navigiert und festgesetzt werden.

„Um zu wissen, wer man ist, muss man sich in all seinen Beziehungen kennen und verstehen.”

Der Philosoph und Autor Jörg Bernardy beschäftigt sich in seinen Büchern für Jugendliche ganz viel mit dem Menschsein in unserer modernen Gesellschaft, dabei bezugnehmend auf verschiedene Ideen philosophischer Strömungen von der Antike bis in die Moderne. Besonders mit seinen Impulsen zum „Sein“ in den sozialen Medien und zu den stärker polarisierenden Meinungen in Gesellschaften auf der ganzen Welt trifft er einen wichtigen Nerv. Denn diese Entwicklungen müssen beobachtet und sinnvoll besprochen werden, damit alle Menschen friedlich und offen ihre Meinungen äußern können und eine gleichberechtigtere Gesellschaft entstehen kann.

Ohne euch wär’s echt scheiße beschreibt in 12 Kapiteln die vielgestaltigen Beziehungen, denen wir in unserem Leben ausgesetzt sind. Von selbst gewählten Freundschaften, die uns zugehörig und gesehen fühlen lassen, zu sozialen Kontakten, die uns vielleicht in unserem Berufsleben weiterkommen lassen. Ein Hauptaugenmerk ist dabei die politische Dimension unserer Beziehungen: Unser soziales Umfeld bestimmt meist weit mehr, als uns bewusst ist. Und die Netzwerke, die uns halten oder ganz weit hinaus verbinden, haben einen großen Einfluss darauf, wie unsere Gesellschaft funktioniert. Netzwerke in Politik, Beruf oder Freizeit können durch die Art, wie sie aufgebaut sind, inklusiv und offen, oder eben auch ausgrenzend sein. Privilegien, Sprache, Gleichberichtigung, Rassismus, Inklusion – all diese Themen, die gerade in unseren Nachrichten herumschwirren, werden hier in einen breiteren Kontext gesetzt, der sicher viele Denkanstöße geben wird.

Sachtexte, Kurzgeschichten, Gedanken – grafisch toll präsentiert

Bernardys sehr gut lesbaren Texte, die Ideen und Überlegungen von vielen Jahrhunderten verständlich und angewandt in unseren modernen Kontext setzen, werden durch facettenreiche Texte der Autorin Lisa Krusche ergänzt. Grafisch durch Rottöne und eindrucksvoller Typografie hervorgehoben, erkundet Krusche Freundschaften und Beziehungen auf zutiefst persönlicher Ebene.

Worte, die über die Seite gleiten, Unterhaltungen via Kurznachrichten, Kurzgeschichten und liebevoll-witzige Texte erzählen von Situationen, Ängsten und Freuden von Freundschaften, die unser Innerstes bewegen und unheimlich bewegend zu lesen sind.

Umzüge, Erwachsen werden, Veränderungen und Alltägliches kommen hier zusammen und zeichnen ein gefühlvolles Bild davon, wie wichtig wir einander sind.

Die übersichtlichen Kapitel und die angewandte und aktuelle Thematik in Kombination mit diesen tollen Geschichten machen dieses Sachbuch zu einem einnehmenden und gewinnbringenden Jugendbuch, welches neue Erkenntnisse bringt und gleichzeitig wunderbar unterhält.

Die verschiedenen Kapitel, die in sich abgeschlossen sind und unterschiedliche Themen betrachten, können auch eine gute Ergänzung im Philosophie-, Politik- oder Sozialkundeunterricht sein.

Fazit

Von der Männerfreundschaft im antiken Griechenland zu Staatenbündnissen und Followerzahlen, Jörg Bernardy und Lisa Krusche erkunden auf eingängige und scharfsinnige Weise, das, was uns zusammenhält und trennt.