The Devil Wears Black

Gerade hat Maddie nach langen, schweren Nächten des Liebeskummers erkannt, dass ihr Ex-Freund Chase nichts anderes als "schlechte Nachrichten" personifiziert - da steht er wieder vor ihrer Tür. Nicht etwa, weil er plötzlich eingesehen hat, dass Maddie doch die Liebe seines Lebens ist oder weil er endlich den lästigen Hund, den er ihr geschenkt hat und der in jedes Paar Schuhe pinkelt, das seinen Weg kreuzt, wieder zurücknehmen will. Nein - Chase bittet sie allen Ernstes um Hilfe, sie - die er mies behandelt, betrogen und belogen hat und mit der er nie anders umging, wie mit einem dummen Anhängsel. Maddie soll gemeinsam mit ihm eine glückliche Beziehung spielen, denn Chases Vater wird nicht mehr lange leben und soll in dem Wissen sterben, dass sein Sohn wenigstens einmaleine glückliche Beziehung aufbauen und führen konnte. Leider bringt diese Konstellation in Maddie alte schmerzhafte Erinnerungen an ihre Mutter zum Klingen und so lässt sie sich auf diese Farce ein. Natürlich muss sie Chase dabei sehr nah kommen und plötzlich stehen viele gute Vorsätze, die sie sich mühsam aufgebaut hatte wieder auf der Kippe.

Eine will Blümchenpflücken, der andere alles - außer Blümchensex

In dieser temporeichen Liebesgeschichte erzählen Madison - Maddie - Goldbloom und Chase Black abwechselnd über ihr Leben und ihre Gefühle. Maddie ist die nette, kleine Liebe, die es immer allen recht macht und Chase derjenige, dem die Gefühle seiner Mitmenschen egal ist - solange der Sex gut ist. Natürlich ist das ein ganz tiefer Griff in die Klischeekiste und ehrlich gesagt fragte ich mich die ganze Zeit, wie die beiden es geschafft haben, mal überhaupt eine Beziehung zu führen. Immerhin, jetzt ist sie vorbei oder zumindest sollte sie es sein, denn jetzt steht er wieder vor der Tür und Maddie hat nichts Besseres zu tun, als ihm erst einmal vorzujammern, wie schrecklich er ihr das Herz gebrochen hat. Chase denkt an Sex und das bringt er auch unverblümt zum Ausdruck und meistens mit so deutlichen Worten, dass beim Lesen jeder Gedanke an irgendeine Erotik im Keim erstickt wird.

Natürlich starten beide in eine neue - oder alte - Liebesgeschichte und hier überschlagen sich dann die eigenartigen Konstruktionen. Selbstverständlich hat Chase nach Maddie neue Frauen gedatet, aber auch sie geht jetzt mit dem netten Kinderarzt Ethan aus. Größere Gefühle scheint sie allerdings nicht für ihn zu hegen - mit der Sprache herausrücken will sie aber auch nicht und ich frage mich: Warum tut sie das? Ist eine Frau tatsächlich nur vollständig und vollwertig, wenn sie einen Kerl neben sich hat? Warum schenkt gerade die nette Maddie dem netten Ethan keinen reinen Wein ein, damit der sich vielleicht auch nach sinnvolleren Date-Kandidatinnen umsehen kann? Warum dieser Eiertanz? Gut - die Lösung weiß ich auch, damit Chase - wenn er mal gerade nicht über mögliche Stellungen sinniert - vielleicht doch gewahr wird, dass da noch ein möglicher Nebenbuhler seine Runden zieht. Ganz übel wird es dann auch noch, als die gärtnerisch gut aufgestellte Maddie beiden eine kompliziert zu pflegende Pflanze überreicht und ihre Wahl des Mannes davon abhängig macht, wer sich dem Pflänzchen am besten widmet. Natürlich bekommt sie dann von einem der beiden ein verwelktes Gestrüpp zurückgegeben, denn das macht man ja so: Man gießt eine Pflanze zu Tode und wenn nur noch ein paar armselige Stippen gen Himmel ragen, dann gibt man sie dem Schenker zurück.

Die Kamellen vom letzten Jahr

Nicht fehlen dürfen dann auch die alten Liebschaften. So wird dann vieles darüber erzählt, warum Chase so egoistisch und immer auf das eine bedacht wurde. Da hatte ihm in jungen Jahren doch tatsächlich mal eine Frau ganz böse das Herzchen gebrochen und schon hat er allen Gefühlen abgeschworen. Ehrlich jetzt? Ist nicht jeder von uns so etwas mal in der einen oder anderen Form passiert und haben wir es dann am Nächsten, Übernächsten und Überübernächsten böse und fies raushängen lassen? Sollten bei erwachsenen Menschen nicht auch irgendwann die großen Löcher im Herzen heilen? Gut - das muss man differenzieren: Bei erwachsenen Menschen grundsätzlich schon, aber nicht bei dieser Kindergeburtstagspartygesellschaft, die hier präsentiert wird. Wer sich jetzt übrigens fragt, warum ich bei allem Gemecker immerhin noch sechs Punkte vergebe: Tatsächlich finden sich witzige und humorvolle Abschnitte im Roman und die Handlung wird temporeich erzählt. Das hilft über vieles hinweg - wenn auch nicht über alles.

Fazit

Maddie, die es immer allen Recht machen und Chase, der immer alle flach legen will, versuchen einer wie auch immer gearteten Liebe eine neue Chance zu geben. Im wirklichen Leben würde das möglicherweise Therapeuten und Paarberater beschäftigen - Papier dagegen ist ja immer noch geduldig.