herrlich amüsant und schrecklich tragisch
Das meint Jugendbuch-Couch.de: "herrlich amüsant und schrecklich tragisch"
Lily Dale im Staat New York wurde 1879 als Spiritisten-Gemeinde gegründet und ist seitdem Treffpunkt für Spiritisten aus aller Welt. Erstaunlicherweise ist dies Fakt, und daher ist Lily Dale ein interessanter Schauplatz für Suzanne Harpers ersten Jugendroman.
Hauptperson ist die 16jährige Sparrow Delaney, natürlich wohnhaft in Lily Dale. Ihre Familie verdient sich ihr Geld mit Séancen, und von der Großmutter bis hin zu ihren Schwestern verfügen sämtliche Familienmitglieder über eine mediale Fähigkeit.
Hierbei unterscheidet man zwischen
1. Hellsehen, der Fähigkeit, Geister zu sehen,
2. Hellhören, der Fähigkeit, Geister zu hören,
3. Hellfühlen, der Fähigkeit, die Anwesenheit von Geistern zu erspüren und
4. Hellschmecken, der Fähigkeit, Gerüche oder Geschmäcker wahrzunehmen, die mit Geistern einhergehen.
Sparrow sehnt sich nach Normalität, doch dies ist in ihrer chaotischen Familie (Sieben Kinder!) nicht möglich. Auch wenn sie mit Geistern, Séancen und dem ganzen Spiritismus nichts zu tun haben möchte, kommt sie doch nicht um die Tatsache herum, dass sie als siebte Tochter einer siebten Tochter über ganz besondere mediale Fähigkeiten verfügt - nämlich über alle vier!
Aus diesem Grund hat sie, um von den Geistern in Ruhe gelassen zu werden, ihre eigenen Regeln aufgestellt:
1. Weigere dich, die Anwesenheit eines Geistes anzuerkennen.
2. Denke langweilige Gedanken.
3. Sprich niemals mit einem Geist.
Die Ausnahme bilden natürlich ihre drei Geisterbegleiter. Seit Kindesbeinen an kümmern sich der ehemalige Bäcker Floyd Barnett, der 22jährige Inder Prajeet Singh und die gouvernantenähnliche Professorin Edna Trimble um Sparrow. In erster Linie stehen sie ihr beratend zur Seite, doch sie sollen natürlich auch dafür sorgen, dass Sparrow ihr Potenzial ausschöpft.
Daher ist die Konfrontation mit ihnen nicht immer einfach, was allerdings für den Leser viele amüsante Dialoge bedeutet. Sparrows Weigerung, ihre Fähigkeiten zu offenbaren, ist einerseits verständlich, andererseits aber wünscht man sich bald mehr und mehr, dass ihr ein Fehler unterläuft und wenigstens ihre Familie endlich hinter ihr Geheimnis kommt.
Durch den lockeren und frischen Schreibstil von Suzanne Harper fliegen die Seiten nur so dahin, und ehe man sich’s versieht, befindet man sich bereits mitten in Sparrows Welt und hat eine recht genaue Vorstellung von ihrem Leben.
Sich mit ihr anzufreunden ist leicht, denn trotz ihrer außergewöhnlichen Gabe erscheint sie nie unerreichbar. Sie ist insgesamt eher zurückhaltend, macht sich zum Beispiel viele Gedanken um ihren Vater, dessen Aufenthaltsort selbst ihre Mutter nicht kennt.
Wegen ihrer Sehnsucht nach Normalität ist es keine große Überraschung, dass sie ohne zu zögern auf eine weiter entfernte Schule wechselt, an der niemand ihre Familie kennt.
Ausgerechnet dort trifft sie auf den Geist des attraktiven Luke, der ihre Hilfe braucht. Es kommt, wie es kommen musste. Sparrow bricht ihre eigenen Regeln und gibt Luke die Chance, sie davon zu überzeugen, ihm zu helfen. Durch Zufall erfährt sie jedoch sehr früh seine tragische Geschichte, und dies stellt sie vor eine unangenehme Entscheidung: Entweder sie hilft ihm und offenbart damit, dass sie als Medium auf allen vier Ebenen funktioniert. Oder sie verweigert ihm ihre Hilfe und muss versuchen, dies vor sich selbst und ihren Geisterbegleitern zu rechtfertigen.
Sparrows Entscheidung ist natürlich keine große Überraschung. Doch es bleibt spannend, da immer noch die Frage bleibt, wie genau sie helfen kann. Der Erfolg liegt in weiter Ferne, und Sparrow bliebt nichts anderes übrig, als über sich selbst hinauszuwachsen und ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Und dabei gibt es dann doch die ein oder andere Überraschung.
Obwohl die meisten Ideen alles andere als neu sind, wirken sie durch die geschickte Kombination mit interessanten Charakteren weder langweilig noch abgegriffen. Trotz viel Gelächters durch den manchmal etwas morbiden Humor, vor allem aber durch die lebendigen Dialoge und Wortgefechte, wischt man sich als Leser an der ein oder anderen Stelle auch mal eine Träne von der Wange.
FAZIT
Mit genau der richtigen Mischung aus schwungvoller Unterhaltung, amüsanter Geistergeschichte, interessanten Charakteren, der richtigen Dosis Tragik und einer Prise Romantik überzeugt Suzanne Harper und liefert einen kurzweiligen Roman, der nach einer Fortsetzung schreit.
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