Tell me tomorrow
- Moon Notes
- Erschienen: März 2023
- 0
Broschur, 432 Seiten
ISBN: 9783969760338
Schöne Verpackung, wenig Inhalt
Eben erst ist Emma in Paris angekommen, wo sie an einer bekannten Modefachschule ihre Ausbildung als Modedesignerin machen will. Dafür legt sich nicht nur die junge Amerikanerin selber ins Zeug, auch ihre Eltern nehmen einiges auf sich, um diesen Traum zu erfüllen. Bei einem Barbesuch mit ihren Freundinnen gerät Emma mitten in einen Terror-Anschlag. Das beherzte Eingreifen von Lucien, einem jungen Pariser, bewahrt Emma vor körperlichen Verletzungen. Aber wie alle anderen Involvierten sind Emma und Lucien traumatisiert. Um Lucien und seinen Freunden, mit denen er die Bar besuchte, die Fahrt durch die chaotische Stadt zu ersparen, nimmt Emma die drei in ihre kleine WG-Wohnung in der Nähe mit. Schnell kommt Lucien und sie sich näher. Doch während bei Emma echte Gefühle wachsen, weicht Lucien aus. Das wird noch verstärkt, als Luciens Compagnon Mathis Emma als Teilzeitkraft im gemeinsamen Restaurant einstellt. Schließlich taucht auch noch Isabelle auf, die ihre frühere Beziehung zu Lucien wieder aufnehmen will – unterstützt von seinen und ihren Eltern.
Es dümpelt an der Oberfläche
Das Setting ist vielversprechend: Zwei junge Menschen begegnen sich bei einem Attentat, das sie gemeinsam in einem Versteck überstehen. Beide sind traumatisiert von den Ereignissen und suchen Halt. Dieses Ereignis schweißt die beiden Menschen völlig unterschiedlicher Herkunft zusammen, obwohl ihnen der Alltag einige Hürden in den Weg legt. In dieser Ausgangslage steckt großes Potenzial und entsprechend hoch sind die Erwartungen. Doch schnell macht diese einer leichten Irritation Platz. Denn das Attentat, das mit solch starker Intensität beschrieben ist, verschwindet nach wenigen Seiten fast spurlos aus der Geschichte. Lediglich ein paar Hinweise darauf, dass Emma und Lucien ganz unterschiedlich mit ihrem Trauma umgehen, finden noch Erwähnung. Die Geschichte dreht sich nun vor allem um das Liebesleben der beiden: Sie wollen, wollen aber eigentlich doch nicht, zusammenkommen. Es kommt zum großen Hin und Her, zu kleinen Plänkeleien, schmachtenden Momenten und immer wieder zum tapferen Nein. Das Leiden der beiden Protagonisten wird schnell mal dröge und langweilig und zieht sich unendlich in die Länge.
Die Nebenfiguren können mehr überzeugen
Während Emma dem Bild entspricht, das man sich in Europa von einer etwas oberflächlichen Amerikanerin macht – ein tiefer Griff in die Klischeekiste –, ist Lucien ein unreifer, von seinen Eltern dominierter und vom Wohlstand verwöhnter Beau, dem man den cleveren Geschäftsmann nicht abnehmen mag. Die Ambivalenz der Figur Lucien lässt kaum Nähe zu, oft mag man ob seiner Handlungen nur noch den Kopf schütteln. Wesentlich mehr Pfiff hat da der Restaurant-Angestellte Pascal, der lebendig und voller Witz durch die Geschichte spaziert und dem eher schalen Plot doch noch einen leichten Schimmer verleiht. Auch Emmas Freundinnen (diejenigen, die mit mehr als zwei, drei Sätzen erwähnt werden) und Mathis können mehr überzeugen als die beiden Hauptfiguren. Absolut fragwürdig schließlich ist Luciens Vater mit seinen fiesen Machenschaften und seiner im Epilog kurz erwähnten Läuterung. Überhaupt mag man ob des Epilogs dann doch staunen: auf knappen zwei Seiten werden alle möglichen Handlungsstränge aufgelöst und sehr knapp in ein Ende verwandelt, das der Geschichte irgendwie übergestülpt wird.
Fazit
Was sich nach vielversprechender Unterhaltung anhört, entpuppt sich als viel leere Luft in schöner Verpackung. Die Chance, ein immer wieder auftauchendes Problem ernsthaft zu erläutern, wurde zugunsten einer seichten Liebesgeschichte vertan.
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