Aktivistmuss

Wer unsere heutige Gesellschaft betrachtet, kann je nach Blickwinkel und eigener Einstellung ein ziemlich unterschiedliches Bild bekommen. Einerseits sind wir in vielen Bereichen relativ weit. Alle Menschen sollten die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben, es gibt freien Zugang zu Bildung und Informationen und keiner darf wegen seiner Herkunft, Einstellung, seinem Aussehen, seiner sexuellen Orientierung, Religion oder seiner Meinung diskriminiert werden. Schaut man sich jedoch auf der Straße oder vor allem in den sozialen Medien um, stößt man vielerorts auf Hass, Diskriminierung, Fake News oder Verschwörungstheorien, die Grund zur Sorge bereiten. Wer nicht will, dass Rechtsextremismus heimlich wieder groß wird, Menschen ausgegrenzt werden oder alternative Wahrheiten die Oberhand gewinnen, muss selbst aktiv werden. Doch woran erkenne ich, was wahr und was falsch ist? Wie kann ich selbst etwas gegen diese negativen Strömungen machen? In Aktivistmuss – Ein politisches Mitmachbuch finden sich neben einer geballten Ladung Wissen, vielen Aufgaben zur eigenständigen Auseinandersetzung auch eine Menge Anregung und Ideen, wie man sich selbst dafür einsetzen kann, dass unsere Gesellschaft für alle lebenswert bleibt.

Wissen ist Macht, zumindest, wenn es nicht gefaked ist

Ein Buch über Politik ist langweilig? „Aktivistmuss“ zeigt, dass das auch anders geht, denn das Buch liefert eine bunte Mischung aus Wissen, Rätseln und (kreativen) Aufgaben. Nach einem kurzen Vorwort folgt unter der Überschrift „Demokratie?!“ auch schon das erste große Kapitel, in dem zunächst viele Grundlagen wie „In bester Verfassung? Das Grundgesetz“, „Wie frei bin ich?“ oder auch „Diktatur – Rette sich wer kann!“ gibt. Als nächstes folgen die Abschnitte „Meinungsfreiheit – Das wird man ja noch sagen dürfen!“ und „Geschlossene Welten“, in denen es in erster Linie um Aussagen in Medien geht und wie sie uns durch Sprache beeinflussen und manipulieren können. Auch in den folgenden Kapiteln „Fakten? Alternativlos!“, „Faktencheck – Verarschen kann ich mich alleine!“ und „Die Macht der Sprache“ wird genauer geschaut, wie Fakten für eigene Zwecke verändert werden und wie sich verhindern lässt, dass man selbst auf diese Art der Beeinflussung hereinfällt. Anschließend richtet sich der Fokus auf das Thema Rechtsextremismus, welchem fünf lange Kapitel gewidmet werden, bevor es in „Verschwörungen – Nächste Woche sterben wir alle – reloaded“ noch einmal um verschiedene Arten von Verschwörungstheorien und wie sie mit rechter Propaganda, Reichsbürger:innen oder auch Selbstverwalter:innen zusammenhängen. In den letzten Kapiteln des Buches gibt es Vorschläge und Ideen, wie jeder Einzelne selbst aktiv werden kann, um sich dafür einzusetzen, dass Rechtsextremismus, Verschwörungstheorien, verfassungsfeindliche Strömungen oder diskriminierende Verhaltensweisen in unserer Gesellschaft keine Chance bekommen.

Aktiv statt passiv

In diesem Buch ist der Titel „Aktivistmuss“ Programm. Auf fast jeder Seite finden sich Aufgaben, Fragen oder interaktive Elemente, bei denen die Leser:innen selbst aktiv werden können und zum Mitmachen und Mitdenken animiert werden. Auch für die passende Musikbegleitung ist gesorgt, denn zum Buch gibt es eine passende Playlist mit 86 Titeln, die inhaltlich zu den jeweiligen Seiten passen und via QR-Code abgerufen werden kann. Auch an vielen anderen Stellen im Buch finden sich QR-Codes, hinter denen sich weiterführende Informationen, Gesetzestexte, interaktives Material oder auch Tipps finden, wie man selbst aktiv werden kann oder wie man selbst Fehler im Bereich Diskriminierung oder ähnlichem vermeiden kann.

Die verschiedenen Seiten sind dabei abwechslungsreich und ansprechend gestaltet. Auch wenn sie nur in schwarz-weiß abgedruckt sind, wird mit Schriftgröße, verschiedenen Textlängen, Überschriften und einer collagenartigen Verteilung der Abschnitte auf den Seiten gespielt. Diagramme, Rätsel, Bilder oder auch Felder zum Beschreiben sorgen dafür, dass es Spaß macht, sich mit den Themen auseinanderzusetzen und über die Inhalte nachzudenken.

Das Buch richtet sich an Jugendliche ab 14 Jahren, was auch passen kann, vorausgesetzt, die Jugendlichen interessieren sich für Politik und sind bereit, sich auch mit anspruchsvollen Inhalten und Themen auseinanderzusetzen. Sprachlich ist das Buch zwar alltagsnah geschrieben, Hintergrundwissen ist jedoch hilfreich, um die verschiedenen Themen einordnen zu können und zu verstehen, worum es geht. Im Glossar am Ende des Buches werden noch einmal einige Begriffe erklärt, die den meisten Jugendlichen wahrscheinlich nicht bekannt sein werden. Schön ist auch, dass sich alle Quellenangaben direkt unten auf der jeweiligen Seite befinden, was einerseits die Seriosität der Texte belegt, andererseits aber auch bei Interesse einfaches Weiterlesen ermöglicht.

Fazit

Ein gelungenes Buch, das zeigt, dass politische Inhalte nicht langweilig sein müssen und wie wichtig es ist, dass jeder einzelne selbst aktiv wird, damit unsere Gesellschaft für alle eine lebenswerte Gemeinschaft bleibt oder in manchen Teilen in Zukunft werden kann!