Sunkissed

  • Carlsen
  • Erschienen: April 2023
  • 1

Broschur, 368 Seiten

ISBN: 9783551584717

Sunkissed
Sunkissed
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Sabine Bongenberg
7101

Jugendbuch-Couch Rezension vonJul 2023

Als wäre es eine neue Geschichte von Johnny und Baby

Avery und ihre jüngere Schwester Lauren wurden schon immer mit "Feuer und Eis" verglichen. Lauren ist die Kreative, Wilde, die sich regelrecht in neue Ideen stürzt. Avery dagegen ist die Bedachte und Ausgleichende. Sie geht eher die bewährten Wege, das Risiko ist nicht so ihr Ding. Natürlich muss es dann auch nicht überraschen, dass sich Avery vor ihrem Wechsel aufs College noch einmal auf einen langen Familienurlaub einlässt - irgendwo in einem abgelegenen Familienresort, wo gelegentlich nochmal ein Bär vorbeiguckt und - ach ja - das mit dem nicht funktionierenden Internet, das hatte vorher auch keiner gesagt. Alles ist schon ein wenig oldstyle - die alte Anlage im Grünen, die verschiedenen Ferienaktivitäten, die angeboten werden, die Band, die bei den Mahlzeiten im Speisesaal ihr Mainstream-Repertoire klimpert. Ganz und gar nicht oldstyle ist aber deren Leadgitarrist und Bandchef - der charismatische Brooks. Schnell stellt Avery fest, dass sich hinter seiner coolen Fassade ein besonderer Mensch versteckt. Würde so jemand sich aber für ein uninteressantes, angepasstes, graues Mäuschen interessieren? Und was viel wichtiger ist: Will Avery überhaupt noch so jemand sein?

Getanzt wird aber nicht

Ehrlich gesagt - ich weiß nicht, ob es eine reine Altersfrage ist, aber mich erinnerte diese Geschichte absolut an die von Baby und Johnny in "Dirty Dancing". Da kam die nette Baby, die schon lange wusste, wie ihre Zukunft aussehen sollte, in den seinerzeit schon ein wenig altmodisch anmutenden Ferienclub, traf den charismatischen Johnny und schon tanzte sie mit ihm in den siebten Himmel und veränderte noch nebenher sein und ihr Leben komplett. Kasie West erzählt eine ähnliche Geschichte: Da ist Brooks, der eine schwierige Geschichte mit sich herumträgt und der auf die behütete Avery trifft, die sich allenfalls mit den üblichen Problemen ihres Alters herumschlagen muss. Natürlich ist es kein Geheimnis, dass sich zwischen den beiden etwas abspielt und auch hier ist es so, dass die beiden versuchen, ihre Beziehung geheim zu halten. Immerhin - ganz so wie in "Dirty Dancing" spielt sich die Geschichte dann doch nicht ab. Auch wenn das Camp abenteuerlich abgelegen ist, so ist auch hier das Internet nicht ganz spurlos vorbeigegangen und spielt auch hier immerhin eine Rolle und auch die Kluft zwischen Brooks und Avery ist dann doch nicht ganz so tief, wie seinerzeit im Film.

Avery berichtet durchgehend als Ich-Erzählerin und es ist dieser Sommer, der besonders wichtig für ihr Leben wird. Sie beginnt zu entscheiden, ob sie tatsächlich die Nette und Angepasste bleiben will, die sich so ihr Leben ohne größere Konflikte eingerichtet hat, oder ob sie nicht doch auch bereit ist für spannende und manchmal ungewohnte und anstrengende Dinge. Avery lernt, sich selbst zu finden und insbesondere auch, ihre Wünsche und Vorstellungen zu formulieren und für sie zu kämpfen. Mir gefiel hier gut, wie Kasie West ihren Leserinnen Mut macht, neue Dinge auszuprobieren und sich aus den alten Schemata zu lösen. Erreicht wird dieses Ziel allerdings über viele, viele Gespräche und diese ganzen Dialoge waren mir ehrlich gesagt manchmal ein wenig zu viel. Für meinen Geschmack hätte hier gekürzt werden dürfen.

Der Weg zu mir selbst

Was ich an dem Buch auch noch mochte, war, dass Avery lernt, ihre eigenen Gefühle ernst zu nehmen. Zu Beginn ihrer Reise erzählt sie von einem heftigen Krach mit ihrer besten Freundin und dass von ihr als der ruhigen, ausgleichenden dann auch erwartet wird, diesen Streit schnell zu begraben. Mit Hilfe von Brooks lernt sie aber auch, ihren Gefühlen selbst zu vertrauen. Wer noch nicht bereit ist, einen Streit zu begraben, der muss das nicht um jeden Preis machen. Manchmal ist es OK einfach noch sauer zu sein - und dann in Ruhe miteinander zu sprechen und sich wieder zu vertragen. Oder es auch sein zu lassen - das ist die persönliche Entscheidung eines jeden einzelnen.

Fazit

Kasie West erzählt eine hübsche amerikanische Sommergeschichte mit wichtigen Schritten, die zum Erwachsenwerden gehören. Von wilden Bären über Wasserrutschen über tolle Musik und viel Herzklopfen ist alles dabei und egal ob am Pool, zuhause auf dem Balkon oder beim Schmökern auf der Couch: das Ferienfeeling dürfte bei jedem anklopfen - und einen seufzend auch ein bisschen an Baby und Johnny denken lassen.

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