Hier ist es immer noch schön

Annalie lebt mit ihrer Mutter in einer amerikanischen Kleinstadt. Ihre Schwester Margaret ist schon seit einiger Zeit in New York und wird dort im Sommer ein renommiertes Praktikum machen. Annalie hat für den Sommer auch ein Ziel: Sie will endlich die Aufmerksamkeit ihres Schwarms gewinnen. Und seit sie in der Eisdiele jobbt, steigen ihre Chancen, denn Thom holt sich dort jeden Tag nach dem Joggen ein Eis. Schon bald flirten die zwei und alles scheint super zu laufen.

Bis Annalie eines Tages nach Hause kommt und entsetzt feststellen muss, dass ihre Familie Opfer eines rassistischen Anschlags geworden ist. Der Sommer verändert sich dadurch radikal. Annalie verständigt sofort ihre Schwester und Margaret kommt nach Hause und bricht ihr Praktikum ab. Sie will die Täter um jeden Preis finden und scheut dabei auch keine Konflikte mit ihrer Familie. Annalie hingegen ist hin- und hergerissen. Trotz ihrer Scham und Wut will sie nicht im Mittelpunkt stehen und noch mehr zur Zielscheibe werden. Und dann ist da ja auch noch ihre Mutter, die wenig über Persönliches spricht und zudem sehr streng mit ihren Töchtern ist.

„Officer“, sagt sie langsam. „Das ist ein Hassverbrechen. Sie müssen herausfinden, wer das war.“

Alltagsrassismus, das ist etwas, was Annalie und Margaret ihr ganzes Leben schon kennen. Herabwürdigende Gesten, das Nachahmen der Sprache, die Blicke beim chinesischen Essen in der Lunchbox. All das gehört zum Alltag der beiden Schwestern. Margaret ist daher froh, der Kleinstadt entkommen zu sein und in New York auf eine Stadt zu stoßen in der viele Nationen zusammenleben. Annalie hingegen ist eigentlich zufrieden. Sie hat einige enge Freunde und lebt mit ihrer Mutter ein eingespieltes Leben ohne große Aufregung. Sie backt für ihr Leben gern und schwärmt für Thom, einen süßen Jungen, den sie von früher kennt und mit dem sie gern ein Date hätte. Und dann lernt sie auch noch Mr. Bakersfield und seinen Enkel Daniel kennen, als sie einen neuen Job braucht und in Mr. Bakersfields` Backstube landet. Mit einem Mal kommt jede Menge Bewegung in Annalies` Leben.

Aber nachdem Margaret wieder nach Hause kommt, verändert sich die Stimmung zuhause. Margaret ist wütender und politischer als Annalie es ist. Sie unternimmt so manche Alleingänge, mit denen Annalie absolut nicht einverstanden ist und schließlich ist sie sich nicht mehr sicher, ob es so klug war, dass sie ihre Schwester angerufen hat.

„Du findest alle Zutaten in der Küche. Mehl, Zucker und Salz sind im Regal, Blockbutter ist im Kühlschrank. Ich möchte, dass du, genug Blätterteig für zwanzig Bleche vorbereitest und in den Kühlschrank stellst, damit er morgen früh bereit ist. Wir werden sehen, wie er dann im Ofen wird. Vermurks es nicht.“

Annelie hat ihren ersten Tag als Aushilfe in der Bäckerei von Mr. Bakersfield und soll Blätterteig für zwanzig Bleche herstellen. Allein. Ohne Hilfe und ohne Ausbildung. Es gelingt ihr und das halte ich für ziemlich unglaubwürdig. Das bringt meine Schwierigkeit mit dem Buch ganz gut auf den Punkt, denn es gibt es einige solcher Szenen im Buch. So ist zum Beispiel auch Annalies Verhalten im Umgang mit Thom, an so manchen Stellen nicht nachvollziehbar. Das ist schade, weil das Thema in dieser Geschichte damit irgendwie auch etwas an Ernsthaftigkeit verliert.

Dennoch ist es ein guter Plot. Die Story von der chinesischen Familie, die ohne den Vater zurechtkommen müssen; eine Mutter gefangen in strenger chinesischer Kultur, zwei Mädchen, die ihren Weg finden müssen im Spagat zwischen den Kulturen in denen sie aufwachsen. Und dann dieser wirklich verachtenswerte Anschlag in einer Kleinstadt, in der quasi jeder jeden kennt. Das sind hochspannende Themen, die viele Facetten haben. Doch trotz des richtig guten Schreibstils, der eingängig und super zu lesen ist, bleiben viele Themen eher oberflächlich und einige bestehen den Realitätsabgleich leider so gar nicht. Daher kann diese Story ihr Potential leider nicht so ganz entfalten.

Fazit

Gut geschriebene und kurzweilig zu lesende Story mit brisantem Plot, die hier und da etwas mehr Tiefgang hätte haben können.