Der lockere Schreibstil kann leider nicht ganz das Buch retten
Lilly hat sich bereits auf langweilige Wochen bei ihrer Großmutter eingestellt – doch dann bekommt sie plötzlich offenbart, dass sie eine Hexe ist. Daher muss sie die Ravenhall Academy besuchen, denn zu ihrem baldigen 18. Geburtstag wird sich ihre Magie vollends entfalten. Doch irgendwas läuft gewaltig schief in der Akademie – und plötzlich steckt Lilly mittendrin in einer zwar magischen, aber auch gefährlichen Welt ...
„Das Wappen der Ravenhall Academy wird durch einen Halbmond aus Sternen repräsentiert. Innerhalb des Mondes ist ein Rabe abgebildet, zum Andenken an Samantha Ravenwood, erste Schulleiterin und Gründerin der Ravenhall Academy in London, Hampstead.“
Dass Lilly anders als ihre Zwillingsschwester ihrer Großmutter im Buchladen aushelfen muss, anstatt am Strand von Italien zu liegen, findet sie anfangs überhaupt nicht gut. Dennoch reist sie ins beschauliche Watford, nicht weit von London entfernt, nur begleitet von ihrer Hündin Mrs Blueberry. Zumindest ist sie hier umgeben von Büchern und ihrer geliebten Großmutter; da lassen sich die wenigen Wochen bis zu ihrer Rückreise aushalten.
Dass ihr Leben in naher Zukunft untrennbar mit dem Ort verknüpft sein wird, ahnt sie noch nicht. Denn tatsächlich findet sich in Watford eine berühmte Akademie, die aber nicht für alle zugänglich ist: die Ravenhall Academy. Hier werden junge Hexen und Hexer ausgebildet, mit ihrer Magie sowie ihren tierischen Gefährten umzugehen. Seit nämlich 13 Frauen vor langer Zeit den Teufel um Beistand baten, hat sich die Magie in der Welt verfestigt und kann von den Nachkommen gewirkt werden. Lilly gehört dazu, und als sie schließlich erfährt, dass auch sie eine Hexe ist, geht es ganz schnell: Sie wird in der Academy aufgenommen.
Lilly findet schnell Anschluss und freundet sich mit der Fee Elanor, den Hexern Chris und Jason an. Letzterer ist der Sohn einer Gründerfamilie der Schule und daher ebenso beliebt wie talentiert. Die beiden spüren schnell eine Anziehung, der sie anfangs nachgehen. Doch eine alte Legende, die mit dem Teufel zusammenhängt, steht ihnen im Weg. Und dann werden tierische Gefährten vergiftet auf dem Akademiegelände gefunden. Wer ist dafür verantwortlich? Und gibt es auch hier eine Verbindung zum Teufel?
Klischeebehaftete Hexengeschichte
Der Auftakt dieser Dilogie beeindruckt schonmal direkt mit einem Cover, das automatisch ein Blickfang ist. Die Gestaltung ist zauberhaft und verspricht Magie und etwas Geheimnisvolles sowie natürlich die Raben als zentrale Elemente der Geschichte. Zumindest diese kommen nicht zu kurz und passend zur Geltung. So ist auch Jasons tierischer Gefährte ein Rabe. Die Verbindung zwischen Hexe(r) und Gefährte ist interessant mit der Geschichte verflochten.
Julia Kuhn zeichnet außerdem ein lockerer, Interesse weckender Schreibstil aus. Man ist schnell an das Buch gebunden und fliegt locker durch die Seiten, ehe man merkt, dass man schon am Ende angelangt ist. Die Lesbarkeit ist aber auch schon fast das Einzige, was den Roman vor einem totalen Flop rettet – denn es fehlt der Geschichte an Raffinesse, Individualität und Innovation.
Dass es mittlerweile gefühlt hunderte Hexengeschichten gibt, ist dabei nicht das Problem. Auch eine Zaubererakademie als zentraler Handlungspunkt ist keine falsche Entscheidung; es hat schließlich einen Grund, warum sich viele Leserinnen und Leser an solchen Büchern erfreuen. Allerdings bedient sich Julia Kuhn so vieler Klischees, dass man nicht das Gefühl hat, in eine neue Geschichte einzutauchen. Sei es der „verbotene“ Raum, der nicht betreten werden darf, von der Protagonistin aber natürlich aufgesucht wird; sei es der gutaussehende Love Interest (der natürlich Jason heißt), der zudem Sohn einer mächtigen Familie ist; sei es die Rivalin, die kaum soziale Kompetenzen zeigt und natürlich vom ersten Moment an Lilly nicht leiden kann … die Liste könnte man noch endlos weiterführen, aber ein paar Kritiken folgen noch:
Da wäre zum einen der Punkt, wie Lilly auf Magie reagiert, bevor sie überhaupt davon weiß: Eine fliegende Handtasche tut sie als Sinnestäuschung ab, einen magischen Wirbelwind aus Blättern vergisst sie ebenso schnell wie aus dem Bücherregal fliegende Bücher – hä? Dazu kommen viele Parallelen zu Charmed (Buch der Schatten), Harry Potter (u.a. das Schulgelände und ein Seherkessel) und anderen Büchern/Serien. Weiterhin wird derart von Pizza, Büchern und Vampire Diaries geschwärmt, dass man das Gefühl hat, hier spricht die Autorin eher von sich, als dass es zur jeweiligen Protagonistin passt.
Auch die Beziehungen zwischen den Protagonisten ist nicht immer stimmig. Die Chemie zwischen Jason und Lilly will mir so schnell nicht in den Kopf, und warum die beste Freundin sowie die Zwillingsschwester in der Geschichte ins Spiel gebracht werden, ist mir ebenso ein Rätsel. Beide spielen keine große Rolle, sind hunderte Kilometer entfernt und haben keinerlei Interaktion (bis auf ein sehr kurzes Telefonat) mit der Protagonistin.
Leider ist insgesamt die Liste an Kritikpunkten länger als die der Punkte, die mir gefallen haben. Tatsächlich wurde die Geschichte zum Ende sogar spannend und die Neugierde geweckt, im zweiten Band herauszufinden, was nun hinter allem steckt. Allerdings reicht die Begeisterung nicht aus, um auch wirklich zum Nachfolger zu greifen.
Fazit
Eine leichte Hexengeschichte, die durchaus Potential hat, aber durch die vielen Klischees zu einem Doppel anderer Bücher wird, die wesentlich mehr zu bieten haben.
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