Honig mit Salz

Ari kann es nicht mehr verstehen. Da ist sie mit Mama und Papa endlich in den lang erwarteten Urlaub gefahren und irgendwie scheint nichts zu klappen. Bei Mama gibt es Probleme auf der Arbeit und deswegen hängt sie nur am Laptop und hat eine Falte zwischen den Augen. Papa hängt am liebsten in irgendeiner Strandkneipe rum und unterhält sich mit einer fremden Frau. Wenn sie dann doch mal zusammen sind, dann streiten sie sich. Das alles hatte sich Ari ganz anders vorgestellt.
Überhaupt – wesentlich lieber wäre sie mit der besten Freundin Elif in den Urlaub gefahren, da hätten sie wenigstens Spaß gehabt. Aber Elif ist weit weg, bei ihrer Familie und auch wenn man noch so viel textet, es ist doch schöner, wenn sie da ist. In der ganzen Tristesse gibt es aber immerhin doch noch einen Lichtblick: Das ist der coole Grieche Pegasus, der mit seinem Mofa durch die Gegend brettert, und als er sich mit Ari zum ersten Mal verabredet, da weiß sie, dass sei Elif bald viel zu erzählen hat ...

"Na?", sagt Ari.

Tamara Bach lässt in ihrem Roman eine ganz normale dreiköpfige Familie in den Griechenland-Urlaub starten. Da ist Mama Heike, Papa Achim und Kind Ariadne – gerufen Ari – und anfangs sind auch noch alle gut gelaunt. Aber dann geht es los mit den Streitereien zwischen den Eltern. Ari steht zwischen den Stühlen und weiß nicht, wie sie mit der Sache umgehen soll. Tamara Bach schildert diese unglückliche und oft unterkühlte Situation mit knappen Sätzen. Aris Gefühlswelt wird den Lesern präsentiert, von ihren Eltern bekommen wir dagegen nur die Sätze und Handlungen mit und müssen uns – genau wie Ari – ein Bild davon machen. Kurioserweise scheinen aber auch nur Mama und Papa zu reden. Ari macht in den ersten Kapiteln so gut wie gar nicht den Mund auf; wenn sie sich äußert, dann über Gesten oder über die Whatapps mit Freundin Elif. Wer redet, das sind die Erwachsenen und sie bestimmen. Das war ein Punkt, mit dem ich in der Geschichte so richtig haderte, denn ich fand das langweilig. Warum kann die Heldin nicht mal ihre Meinung äußern? Wird sie nie gefragt, will sie nie eine Meinung haben? Lässt sie immer alle anderen bestimmen? Ich fand es schon fast gruselig.

Ari nickt und will nicht nicken

Die Stimmung in Aris Familie geht dann auch noch immer weiter den Bach runter. Zuerst sind es die kleinen Sachen, die die Erwachsenen aneinander triggern, dann kommt es, dass Mama Heike auch im Urlaub arbeiten muss, schon ist Papa Achim noch mehr genervt und alsbald zeigt sich, dass sich zwischen den beiden tiefe Gräben aufgetan haben. Im Ergebnis interessieren sich alle noch einmal weniger für Ari und als noch nicht einmal mehr Elif auf ihre Nachrichten antwortet, da wird die Sache dann für sie ganz fast unerträglich und für die Leser ehrlich gesagt noch langweiliger.

Immerhin taucht dann als Lichtblick der junge Grieche Pegasus mit seinem Mofa auf. Aber irgendwie kommt hier auch nichts so richtig in Fahrt und die Liebesgeschichte, die als Highlight der Urlaubsgeschichte angekündigt wurde, dümpelt dann auch nur so vor sich hin. Es hätte vielleicht auch geholfen, wenn unsere Heldin ab und zu mal etwas gesagt hätte – aber das nur am Rande. Dennoch empfand ich hier einmal mehr Mitleid für Ari, denn auch die Geschichte mit Pegasus, die hatten ihre Eltern – wie so viel anderes – nicht einmal bemerkt. Immerhin: zum Ende findet sie ein wenig ihre Sprache wieder und schafft es sogar ein kleines bisschen, ihre Eltern aus dem Tritt zu bringen. Vielleicht ist das ja ein Anfang.

Fazit

Ari und ihre Eltern in einem langweiligen und frustrierenden Urlaub ohne Sprache – da hätte ich mir doch etwas mehr gewünscht.