Vor uns das Leben
- Rowohlt Rotfuchs
- Erschienen: April 2023
- 0
Hardcover, 320 Seiten
Band 1 von 2 aus der Vor uns-Reihe
ISBN: 9783499008085
Wenn die Reise in das Leben plötzlich dunkel und schwarz erscheint
Alice hat bis vor kurzem gedacht, dass ihr Leben wie eine bunte, von Blumen gesäumte Straße vor ihr liegt. Sie ist Mitglied der Mädels-Band „Ballad Queens“, mittlerweile sind sie schon so weit, dass sie schon für Verlobungsfeiern engagiert werden; mit Papa und Schwester Mika macht sie regelmäßig lustige und tolle Hauskonzerte; mit Freund Jaden läuft es auch gut - und plötzlich......alles aus. Papa ist bei einem Unfall ums Leben gekommen und ihr Leben wird nur noch schwarz. Alice schließt sich in ihrem Kummer ein, kann nur noch trauern und sich in sich selbst vergraben. Wie soll es jetzt weiter gehen? Immerhin ist Papas Schwester April noch da und so sind sie und Mika nicht ganz auf sich alleine gestellt. Papa kümmerte sich nämlich schon seit Jahren alleine um die beiden Mädchen, hatte ihre Mutter doch die Familie schon vor Jahren verlassen, weil sie ihr eigenes Leben leben und keine Mutter mehr sein wollte. Niemand hat es so recht verstanden - aber so war es eben. Und jetzt eröffnet Tante April plötzlich, dass Mama andere Gründe hatte, um wegzugehen, dass sie das getan hat, weil sie dachte, es sei das Beste für alle. Aus alten Briefen beginnt Alice, ihre Mutter ein wenig kennenzulernen. Aber sie hat auch viele Fragen und die kann nur ihre Mutter beantworten. Alice beschließt daher, nach ihr zu suchen und diese Reise führt sie weit durch die Vereinigten Staaten, zu vielen besonderen Orten und nicht zuletzt zu einem ganz besonderen jungen Mann.
Schön erzähltes Road-Movie
Manuela Inusa erzählt eine glaubhafte, schöne Geschichte über eine anfangs ganz normale Familie. Sicher - die Ich-Erzählerin Alice, ihre Schester Ika und ihr Papa sind schon ein bisschen musikalischer als andere Familien und Musik und Instrumente spielen eine wichtige Rolle in ihrem Leben. Aber andererseits ist vieles, wie in anderen Familien - man lebt zusammen, man liebt sich, ab und zu streitet man. Plötzlich aber ist alles vorbei und Inusa schildert glaubhaft und berührend, wie Alice in ein tiefes, schwarzes Loch fällt, aus dem sie scheinbar nicht mehr herauskommt. Ausgehend vom plötzlichen Tod ihres Vaters, ist Alice so erschüttert, dass regelrecht alles einzustürzen beginnt - die Beziehung zum festen Freund Jaden klappt nicht mehr und auch die Freundschaft zur besten Freundin Ivy bekommt Risse. Alice kommt mit ihrem alten Leben nicht mehr zurecht. Aber dann stellt sich heraus, dass die Familiengeschichte über Mamas Weggang wohl nicht so ganz wahrheitsgemäß war. Alice beginnt nach ihrer Mutter zu suchen und begibt sich auf eine spannende erzählte Reise durch die USA. Allein ist sie auf dieser Reise allerdings nicht, denn sie hat vorher Cody kennengelernt und so wird auch eine Liebesgeschichte erzählt. Hier gefiel mir gut, wie die Autorin schön und schlicht beschreibt, wie Alice und Cody sich langsam ineinander verlieben und sich aber beinahe auch wieder verlieren.
Das könnte ich doch auch einmal machen...
Neben Alices Geschichte erfährt man auch so einiges, über die Gegenden und Besonderheiten, die sie und Cody auf der Suche nach ihrer Mutter besuchen. Das ist so schön und so mitreißend geschildert, dass man auch Lust darauf bekommt, diesen Roadtrip einmal nachzufahren. Alice und Cody können sich für ihre Reise und die besonderen Orte begeistern und das färbt so richtig auf den Leser ab. Dennoch - ganz zum Schluss muss alles einmal zum Ende kommen und hier bleibt auch die Frage: Wie geht es denn weiter? Für mich war das einer der Punkte, der mich dazu brachte, ein bisschen von der sonst so tollen Wertung abzuziehen. Cody hat nämlich durchaus auch sein Päckchen zu tragen und für meinen Geschmack wurde aus seinem Leben nicht nur ein bisschen zu wenig erzählt, sondern mir war auch die angebotene, mögliche Lösung zu banal und zu blass. Was mir gefehlt hat, war auch, dass am Ende des Buches keine Hilfsangebote gemacht wurden. Im Buch wird unter anderem die bipolare Störung thematisiert und sicher findet sich unter den Leserinnen und Lesern der eine oder die andere, die in der Familie oder im Freundeskreis damit Erfahrungen gemacht hat. Hier hätte ich mir gewünscht, dass ihnen z.B. durch die Auflistung von Selbsthilfegruppen oder Foren gezeigt wird, dass sie mit ihrem Thema nicht alleine sind.
Fazit
Vor uns das Leben erzählt davon, wie das Leben vor uns tatsächlich nur noch wie ein schwarzer, finsterer Tunnel wirken kann, wie aber Hilfe und Hoffnung manchmal in Ecken aufflammt, in denen niemand nach ihnen gesucht hätte. Zusammen mit einem schön erzählten Roadtrip durch Kalifornien schafft das eine spannende Lektüre - nicht nur für USA-Fans.
Manuela Inusa, Rowohlt Rotfuchs
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