Skaterherz

Elias und Boyd könnten unterschiedlicher nicht sein: Elias liegt seit Jahren schwach und voller Angst im Krankenhaus und Boyd ist das Leben pur, immer unterwegs, immer voller Ideen. Das ändert sich eines Tages dramatisch als ein Skatertrick schief geht und Boyd stirbt. Elias bekommt mit Boyds Herzen eine neue Chance auf ein aktives und gesundes Leben, doch die Angst bleibt.

„Du willst doch wieder ins Leben zurück? Du hast mein Herz nicht umsonst bekommen. Wenn du immer in diesem Bett bleibst, hätten sie dir auch irgendein altes Herz einpflanzen können.”

Als Elias nach der Transplantation erwacht, steht plötzlich ein Junge in seinem Zimmer. Er spürt, dass es der Spender des Herzens ist, den noch etwas im Leben hält. Während Boyd mit der einen tödlichen Entscheidung kämpft und sich im Krankenhaus wie eingesperrt fühlt, kann Elias eigentlich noch gar nicht begreifen, dass er jetzt leben kann. Jahrelang konnte er nicht zur Schule gehen, er war schwach und lebte in Angst vor einer Vielzahl von Keimen, die ihn hätten töten können. Auch seine Mutter verstärkt diese Ängstlichkeit, kann doch auch sie die Sorgen der letzten Jahre nicht einfach so über Bord werfen.

Für Boyd ist dieses Zögern absolut unverständlich. Schon bald hat er das gesamte Krankenhaus erkundet und sehnt sich nach der Außenwelt. Es sehnt sich besonders nach seinem Großvater, mit dem er viel erlebt hat. Im Bezug auf ihn hat er ein großes Bedauern, weshalb er Elias um einen Gefallen bittet.

Der muss erst seine Unbeweglichkeit und Sorgen überwinden und etwas Lebensmut vom toten Boyd abzweigen.

Zutiefst berührend

Unheimlich eindrucksvoll und sensibel erzählt Brenda Heijnis von zwei Kindern, denen das Schicksal übel mitgespielt hat. Elias Herzerkrankung lässt ihn zwar überleben, aber nicht am Leben teilnehmen. Jahrelang liegt er im Krankenhaus und kann nur mit einem Spenderherz langfristig überleben. Er wartet, er hat Angst und er hört auf, Zukunftspläne zu schmieden und zu hoffen. Auch seine Eltern gewöhnen sich an ihre Angst um ihr Kind und leben mit ihm im Krankenhaus.

Boyd auf der anderen Seite ist ein super aktives Kind, welches sogar lieber draußen Abenteuer erlebt, als stundenlang Computerspiele zu spielen. Er hat selten Angst, handelt oft unüberlegt und hat nur Flausen im Kopf. Gemeinsam mit seinem Opa geht er wandern und fischen und blickt Gefahren wagemutig entgegen. Vor allem seine Gedankenlosigkeit hat erst ein böses Missgeschick verursacht und dann noch zu seinem Tod geführt.

Beide Kinder treffen nun im Krankenhaus aufeinander und Boyds schlagendes Herz und dessen Lust auf Leben, über den Tod hinaus, überzeugen Elias, aus dem Krankenbett aufzustehen und aktiv zu werden. Ganz behutsam lernen sich die Jungs kennen und helfen sich dann gegenseitig ihre neuen Situationen zu akzeptieren.

Die Interaktion der beiden so unterschiedlichen Kinder ist, trotz des Geistseins des einen, nachvollziehbar, plausibel und tröstlich. Die Kinder stehen stellvertretend für individuelle Charaktereigenschaften, die manchmal, aber nicht immer, einen großen Einfluss auf die Lebendigkeit und auf die Lebensqualität haben. Boyd hat aktiv, voller Freude und Sorglosigkeit sein Leben wirklich erlebt, wobei ein gefährliches Abenteuer furchtbar schiefgelaufen ist. Elias hingegen hat seine Zerbrechlichkeit schon früh erfahren und kann und muss nun neuen Lebensmut und neues Vertrauen erlernen.

Dieser aus der Perspektive beider Jungs geschriebene Roman beleuchtet gegensätzliche Gefühls- und Erlebniswelten und ist durch seine Prägnanz und seine unglaublich berührende Geschichte perfekt für Schulen, für ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene geeignet.

Fazit

Den Spagat von sorgloser Lebendigkeit und lähmender Mutlosigkeit überkommt ein Skaterherz in diesem bemerkenswerten und gefühlvollen Jugendbuch. Risikobereitschaft, Angst, Hoffnung und Lebenslust sind nur ein Teil der facettenreichen Gefühlswelt von Menschen zum Thema Organspende, welche hier überzeugend und warmherzig porträtiert wurde.