Nimm mich mit dir, wenn du gehst

Als Bea von zuhause abhaut, hinterlässt sie ihrem Bruder Ezra nur eine geheime E-Mail-Adresse. Ezra ist verzweifelt, hatte er doch keine Anzeichen ihrer Flucht entdecken können. Schließlich schreibt sie ihm und beschwört ihn, niemandem zu verraten, wo sie ist und vor allem nicht den Eltern und ihrem Exfreund Joe, der tief unglücklich darüber ist, dass sie gegangen ist. Doch Bea musste gehen, nachdem sie eine unerwartete Nachricht bekommen hat.

Sie legt sich eine neue Identität zu und lebt in St. Louis auf der Straße. Keinesfalls will sie nach Hause zurück, zu Darren, dem brutalen Ehemann ihrer Mutter, der sie und Ezra misshandelt. Die Mutter lässt seine Brutalität zu, stellt sich auf die Seite ihres Ehemannes und überlässt die Kinder seinen verbalen und körperlichen Übergriffen. Eines Tages eskaliert die Situation zuhause und Ezra legt Feuer im Haus seiner Mutter und des Stiefvaters und auch er flüchtet aus der gewalttätigen Situation. Schutz findet er zunächst bei Joe, Beas Ex. Während er versucht klarzukommen und sich nur seinem Freund Terrence anvertraut, will Bea ihren Vater ausfindig machen, der sich bei ihr gemeldet hat. Doch es ist nicht so, wie sie denkt und sie erfährt erschreckende Dinge, mit denen sie erst mal klarkommen muss.

„Gleich werde ich sterben, denke ich und Tut mir leid wegen dem Sonntagsanzug. Stimmengewirr. Nachbarn eilen herbei. Rufe. Lassen Sie ihn los!“

Und auch Ezra muss sich zurechtfinden. Umso mehr als ihm klar wird, dass seine Mutter ihre Schuld nie eingestehen wird. Nach einem endgültigen Bruch mit seiner Mutter, muss er nun ganz allein klarkommen.  Er bleibt in der Kleinstadt und ist froh in Terrence einen echten Vertrauten zu haben. Bea findet zeitgleich in St. Louis Erstaunliches über ihren Vater heraus und Ezra und Bea fragen sich, wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, wenn die Dinge anders gekommen wären. 

„Betreff: Dein Verschwinden“

Mit Jennifer Niven und David Levithan haben sich hier zwei bekannte Autor*innen zusammengetan, die ein sehr gutes Gespür für die Themen von Jugendlichen mitbringen.

Die ganze Story ist in E-Mails erzählt, das schafft eine besondere und intime Atmosphäre und erlaubt es den Charakteren ganz nah zu kommen. Man bangt und leidet zu jeder Zeit mit den Geschwistern, die auf eine unbarmherzige und kalte Kindheit voller Gewalt zurückschauen und nun versuchen sich daraus zu befreien und ein eigenes gutes Leben zu leben. Bemerkenswert gut und authentisch gelingt es den Autor*innen, die Gefühle von Ezra und Bea zu erzählen.

Fazit

Trotz ernstem Thema, ein feinfühlig und kurzweilig erzählter Roman mit Tiefgang. Ein echter Appell an die Stärke und den Mut zu einem selbstbestimmten Leben.