Ein kleines Meisterwerk
Wer steckt hinter Solitaire? Irgendjemand spielt in der Schule Streiche – und die werden immer heftiger, der Ton wird rauer. Doch ist die Schule wirklich das Ziel? Tori und ihr Klassenkamerad Michael haben einen anderen Verdacht – denn alle Streiche haben irgendwie mit Tori zu tun …
„Aber wenn ich zu viel über Jungs nachdenke oder rede, habe ich immer das Bedürfnis, mir ins Gesicht zu schießen.“
Tori Spring weiß nicht so recht, was sie vom Leben halten soll: Im Grunde ist alles zu viel. Sie versteht die Menschen nicht, sie versteht die Welt nicht. Manchmal ist leben auch einfach überfordernd. Mit anderen Menschen zu sprechen ist eine Qual, fröhlich sein ist anstrengend, und in allem einen Sinn zu sehen praktisch unmöglich. Tori weiß, dass sie kein einfacher Mensch ist. Einzig ihre beste Freundin Becky und ihr Bruder Charlie können sie so nehmen, wie sie ist. Und mit ihnen zu reden, ist meist auch gar nicht so schlimm.
Dann startet Solitaire: Irgendjemand spielt in der Schule unter diesem Pseudonym Streiche. Erst sind sie noch ganz harmlos, doch dann kommen Leute zu Schaden. Wer steckt dahinter? Und dann ist er auf einmal einfach da: Michael Holden, zwei Jahrgangsstufen über Tori. Er scheint das komplette Gegenteil von ihr zu sein: fröhlich, voller Leben und sprühend vor Tatendrang. Vielleicht ist es gerade dieses Gegenteil, das Tori braucht, um sich wieder wie ein funktionierender Mensch zu fühlen.
Gemeinsam versuchen beide herauszufinden, wer hinter Solitaire steckt. Doch dabei kommen Dinge in Gang, die Tori einfach nicht mehr aushält. Warum können die anderen sie nicht einfach in Ruhe lassen? Warum muss sie normal sein? Wozu sich zusammenreißen? Und dann stößt Tori alle von sich weg …
Eine weitere Geschichte aus dem Heartstopper-Universum
Solitaire ist das der erste Roman, denAlice Oseman verfasste und 2014 in Originalsprache veröffentlichte. Nun erscheint das Buch in neuem Gewand und fügt sich damit in das auch optisch ansprechende Heartstopper-Universum ein. Schön ist vor allem, dass hier endlich Tori im Vordergrund steht. Obwohl sie stets die starke Schulter für Charlie war, ist sie es doch, die dringend Hilfe benötigen könnte. Denn Tori hat Depressionen. Diese werden im Buch nicht direkt angesprochen, aber von Alice Oseman gekonnt in Szene gesetzt.
Denn Depressionen sind nichts, was bloß so nebenher im Hintergrund läuft. Sie sind allgegenwärtig und ein ständiger Kampf für Betroffene. Und so kommt es, dass Toris dunkle Gedanken immer mitspielen und sich auch in vermeintlich fröhlichen Momenten dazwischen schieben. Alice Oseman schreibt real und empathisch, mit viel Schmerz und Lebendigkeit. Die Kunst, mit wenigen Worten alles erklären zu können, ist nicht einfach, doch beherrscht sie sie perfekt. Dadurch verliert man sich schnell in der Geschichte, und noch wichtiger: in Toris Gedankenwelt.
Fazit
Für alle, die sich im Heartstopper-Universum wohlfühlen, aber mal in eine andere Richtung schauen wollen. Und für alle, die einen Roman lesen wollen, in dem Depressionen dargestellt werden, wie sie sind: als alles verzehrende Krankheit, mit der nicht zu spaßen ist, und die Kraft braucht, um dagegen anzukämpfen.
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