Ein Spin-off, das Fans begeistern wird
Die Fakten sprechen eigentlich gegen sie: Nico di Angelo ist ein Sohn des Hades, des Gottes der Unterwelt, während sein Freund Will Solace mit Apollo den Gott der Sonne und des Lichts zum Vater hat. Doch das hat keine Auswirkungen auf ihre Gefühle füreinander. Zusammen genießen sie die Zeit in Camp Half-Blood, in das ein bisschen Ruhe eingekehrt ist. Allerdings gibt es eine Sache, die Nico beunruhigt: Er hört schon seit einiger Zeit Stimmen, die ihn rufen. Stimmen, die aus dem Tartarus zu kommen scheinen…
Ist es der Titan Bob, einst Iapetus, der damals von Annabeth und Percy in der Unterwelt zurückgelassen wurde, und nun um Hilfe ruft? Als dann auch noch eine mysteriöse Weissagung auftaucht, ist für Nico klar, dass er zurück in den Tartarus muss. Obwohl sein letzter Besuch dort alles andere als erfreulich war. Doch Will würde seinen Liebsten niemals alleine ziehen lassen. So sehr Nico auch versucht, ihn vom Gegenteil zu überzeugen - letztlich machen sie sich gemeinsam auf den Weg in die Dunkelheit.
Endlich zurück in der skurrilen Welt aus Mythologie und Moderne
Rick Riordan hat mit der „Percy Jackson“-Reihe einen internationalen Erfolg gefeiert. Noch immer werden die Bücher von einer riesigen Fangemeinde gelesen. Die ersten beiden Teile wurden sogar verfilmt. Auch die daran angelehnte „Apollo“-Serie ist in diesem Atemzug zu nennen. Denn in diesem Universum der griechischen Mythologie befinden wir uns in „Nico & Will“ erneut. Wer also die Vorgängerreihen geliebt hat, wird sich in diesem Spin-off direkt wie zuhause fühlen. Viele haben sich eine eigene Geschichte für Nico gewünscht, und hier ist sie.
Tatsächlich ist allen, die mit diesem Buch liebäugeln, auch empfohlen, zumindest den ersten Band von „Percy Jackson“ zu lesen, da man dann zumindest mit dem Schreibstil, der Grundthematik und der Atmosphäre vertraut ist. Für den vollen Lesegenuss sollten es jedoch am besten alle Vorgängerserien rund um das Camp Half-Blood sein. Ansonsten ist es schwer, die zahlreichen Rückblenden, Erinnerungen und Anspielungen, die zwischen den Figuren ausgetauscht werden, zu verstehen.
Als einer von wenigen Halbgöttern, die die Reise in die Unterwelt überlebt haben, könnte man Nicos Mission schon fast als verrückt bezeichnen. Denn im Tartarus warten die grauenhaftesten, ekeligsten und skurrilsten Gestalten, Monster und Dämonen auf das Paar. Dabei müssen diese nicht immer zwangsläufig böse sein, wie zum Beispiel die Troglodyten, mit wunderbaren Namen wie „Kreisch-Bling“ oder „Zisch-Majestät“, die Nico einst dort angesiedelt hat und den beiden nun bei der Suche nach Bob helfen.
„Ab und zu knurrte das Land selbst, als ob es an Verdauungsstörungen litte. Es hätte Will nicht überrascht, wenn das der Fall gewesen wäre, angesichts der Unmengen von Monstern, die hier pausenlos ausgespien wurden.“
Doch nicht von allen werden Nico und Will so dankbar empfangen wie von den Troglodyten. Besonders in Acht nehmen müssen sie sich vor der mächtigen Göttin Nyx, die eine unfassbare Menge an Kindern und Vertrauten hat. Wo hält sie Bob versteckt und ist das Ganze hier vielleicht nur eine Falle? Will macht die Dunkelheit enorm zu schaffen, ist das Licht als Sohn des Apollo doch wie sein Lebenselixier. Immer wieder zweifelt Nico daran, ob es richtig war, seinen Liebsten mit in den Tartarus zu nehmen. Zumal dieser dem Ort nur mit Geringschätzung zu begegnen scheint. Aber er ist doch auch irgendwie Nicos Heimat. Warum sieht Will nur das Bedrohliche?
Auch die Beziehung der beiden Halbgötter wird also auf eine harte Probe gestellt. Werden sie diese Reise überleben und, wenn ja, gehen sie als Paar aus der Unterwelt heraus? Immer wieder gibt es Kapitel, in denen Nico und Will der Flussnymphe Gorgyra von ihrer gemeinsamen Geschichte und dem Outing als schwul bzw. bisexuell erzählen. Neben der abenteuerlichen Story ist das Buch damit ein weiterer Beitrag zu der glücklicherweise wachsenden Menge an LGBTQ-Fantasyliteratur. Die spürbare Liebe zwischen den beiden Figuren gibt immer wieder einen Hoffnungsschimmer in den Abgründen des Tartarus.
Abgesehen davon würde das düstere Setting der Geschichte wohl trotzdem nicht auf das Gemüt schlagen, denn der Humor und das gewisse Maß an Ironie ist natürlich auch hier wieder unverkennbar. So werden mythologische Figuren und Anekdoten aufs Korn genommen, ins Gegenteil verkehrt, Spannungsbögen in unerwartete Richtungen gelenkt. Für alle Fans sicherlich ein wahrer Lesegenuss.
Fazit
Ein Spin-off, das sich sehen lässt, und hohe Erwartungen erfüllen dürfte. Ein kleiner „Urlaub“ im „Percy Jackson“-Universum für alle, die das Camp Half-Blood schon vermisst haben.
Mark Oshiro, Rick Riordan, Carlsen
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