Eine Liebesgeschichte, deren Sinn sich manchmal nicht wirklich erschließt
Endlich ist sie angebrochen - die von Remy langersehnte Kusszeit. Im Jahr nach dem sechzehnten Geburtstag bringt ein Kuss eines Holloway-Mädchens dem Empfänger oder der Empfängerin Glück. Remy möchte jedoch nicht wahllos jeden Jungen von Talus küssen wie ihre Schwester Maggie, deren Kusszeit gerade ihr Ende gefunden hat. Für sie steht fest: Es müssen echte Gefühle im Spiel sein. Und Isaac lässt ihr Herz schon seit einiger Zeit schneller schlagen…
Doch die Holloway-Magie ist kein Geheimnis, sondern allen bekannt. Kein Wunder, dass alle Jungen in Remys Umfeld um einen Kuss von ihr buhlen. Isaac dagegen scheint es nicht nur um das versprochene Glück zu gehen. Er meint es ernst - denkt Remy bis zum Zeitpunkt des Kusses. Denn was danach kommt, ist ein schierer Albtraum: Isaac widerfährt ab sofort nur noch Unglück. Aus der Magie ist ein Fluch geworden und Remys Kusszeit wird zu einem absoluten Desaster.
„Der ganze Sinn der Holloway-Magie ist es, Glück in der Welt zu verbreiten. Sie Kuss für Kuss zu einem besseren Ort zu machen.“
Unmittelbar auf den ersten Seiten dieses Buches fragt man sich, warum diese Holloway-Mädchen eigentlich so unemanzipiert und klischeehaft daherkommen. In ihrer Kusszeit werden sie regelrecht zu einer Ware, um deren Gunst sich die supercoolen Jungs der Gegend streiten. Sehr viel oberflächlicher geht es nicht, sodass man im wahrsten Sinne des Wortes von Glück reden kann, dass Remy die rosarote Brille gleich zu Beginn quasi von der Nase gerissen wird.
Die Kusszeit ist nämlich an bestimmte Regeln geknüpft, u.a. dass die Empfängerin oder der Empfänger auf keinen Fall bereits in eine andere Person verliebt sein darf. Bei ihrem Kuss mit Isaac ahnt Remy eigentlich schon, dass dieser über seine Ex-Freundin Hannah noch nicht ganz hinweg ist. Außerdem würde sie ihm nie unterstellen, nur auf das Glück aus zu sein. Also küsst Remy Isaac, doch die Magie währt nicht lange. Im nächsten Moment offenbart dieser ihr, gar keine Beziehung eingehen zu wollen. Remy fühlt sich vor den Kopf gestoßen, kann aber nicht lange sauer sein, da Isaacs darauffolgender Sprung vom Wasserfall im Krankenhaus endet. Dies ist nur der Anfang seiner Pechsträhne…
„Es ist besser, allen den Rücken zuzukehren. Dankend abzulehnen und damit abzuschließen. Mit der Holloway-Tradition.“
Remy verinnerlicht diese Einstellung nach dem Kuss-Desaster so sehr, dass sie sich von den anderen isoliert, sich zukünftigen Küsse entsagt und nur noch ein Ziel verfolgt: Isaac von seinem Unglück zu befreien. Remy fühlt sich schuldig, woran auch die Jungs und Mädchen aus Isaacs Clique einen Anteil haben. Sie mobben Remy regelrecht, demolieren den Backwagen ihrer Mutter und planen andere fiese Aktionen. Beim Lesen hat man schon sehr viel Mitleid mit Remy, würde ihr aber auf der anderen Seite auch gerne mal einen Schubs geben, damit sie für sich selbst einsteht. Schließlich war Isaac nicht unbeteiligt an dem Kuss.
Natürlich wird Remys Plan, sich niemals mehr in ihrem Leben zu verlieben, durchkreuzt, als ihre neuen Nachbarn einziehen. Unter anderem Tobin, der tätowierte Musiker mit dem Lippenpiercing und dazu passendem Outfit, der von Remy ebenso eingenommen ist, wie sie von ihm. Mit dem kleinen Unterschied, dass dieser aus seinen Gefühlen kein Geheimnis macht, während Remy aus Sicherheitsgründen lieber auf Abstand geht. Eine Liebe, die nicht sein darf und vermutlich sogar gefährlich sein könnte. Denn was wäre, wenn Tobin nach einem Kuss mit Remy das gleiche Schicksal wie Isaac ereilen würde?
Es ist rauszuhören: Gänzlich überzeugen kann diese Story nicht, aber immerhin vertritt sie kein reines heteronormatives Bild, sondern lockert einige Klischees durch queere Paare. Dennoch dringt die Geschichte nicht durch die Oberfläche hindurch, sodass sie vielleicht unterhält, aber nicht wirklich hängen bleibt.
Fazit
Wer auf der Suche nach einem leichten Liebesroman mit einer Spur Magie ist, wird hier fündig. Besonders viel Tiefgang darf man jedoch nicht erwarten.
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