Leave Me

Alles hat Summer, von allen Sam genannt, versucht, um ihre Liebe für ihren besten Freund Jayden für sich zu behalten. Jayden, umschwärmter Hockeystar, scheint alles, was über eine Nacht hinaus geht, abzulehnen. Immer wieder leidet Sam darunter, mitanzusehen, wie Jay mit seinen weiblichen Fans umgeht – und doch sehnt sie sich nach seiner Liebe. Der Versuch, ihm fernzubleiben, in dem sie ein möglichst weit entferntes College wählt, scheitert. So wechselt Sam schließlich an Jays Ostküsten-College, um ihm wenigstens nahe zu sein. Voller Schmerz muss Sam mitansehen, wie Jay auf einer Party mit einer neuen Eroberung turtelt. Da tritt Calvin in ihr Leben. Der charmante Franko-Kanadier schafft es, Sams Panzer zu durchdringen und ihn ihr Gefühle zu wecken. Das bleibt auch Jay nicht verborgen, der in einer stetigen Konkurrenz zu Calvin steht. Denn dieser scheint auf der Sonnenseite des Lebens geboren, während Jay sich gerade so durchschlagen kann. Außerdem sind die beiden auch auf dem Eis erbitterte Konkurrenten. Jay unternimmt alles, um Sam von Calvin fernzuhalten.

Sich selber spüren

Eindrücklich schildert Autorin Amelia Cadan, wie sich ihre Protagonistin Summer aus dem Schatten ihres Jugendfreundes Jay herauskämpft. Für die Leserinnen und Leser ist es sehr schnell offensichtlich, dass Jay sich der Gefühle von Sam durchaus bewusst ist und sie quasi als sichere Basis nutzt. Sie gibt ihm Rückendeckung, ist immer für ihn da und stellt keine Ansprüche an ihn. Dass er Sam mit seinem Verhalten verletzt, nimmt er hin. Sam hingegen zeigt zunächst eine Form von Hörigkeit, die in eine selbstzerstörerische Form mündet. Sie stellt ihre eigenen Bedürfnisse zurück, nur um dem geliebten Freund nahe sein zu können. Erst dem unkonventionellen und feinfühligen Calvin gelingt es, die unter Verschluss gehaltenen Bedürfnisse zu wecken und Sam aus der verhängnisvollen Abhängigkeit wenigstens teilweise zu befreien. Denn die Loyalität zu ihrem langjährigen Freund und auch die noch immer schwelenden Gefühle für ihn hindern die junge Frau daran, sich ganz auf etwas Neues einzulassen.

Alle Elemente für einen klassischen Liebesroman

Obwohl sich Amelia Cadan für ihren Plot ein wichtiges Thema ausgesucht hat, handelt es sich bei „Leave Me“ um einen klassischen Liebesroman, der den entsprechenden Stereotypen folgt. Hier fehlen weder die gutaussehenden Sportler noch der charmante und außergewöhnliche Held, der nicht nur ausgesprochen attraktiv ist, sondern auch aus wohlhabenden Verhältnissen stammt. Auch Sam selber folgt dem typischen Muster der Protagonistin: attraktiv, bescheiden, klug und bereit, sich selber absolut zurückzunehmen, um das Glück anderer zu fördern. Das rüpelhafte Benehmen von Jay schließlich ist das Salz in der Suppe, das den Roman zu einem durchaus schmackhaften Genuss macht. Allerdings fehlen den Charakteren Ecken und Kanten, Tiefgründigkeit und Facetten. So bewegt sich die Geschichte immer auf einer Wohlfühlebene, die das Lesen zu einem netten Genuss machen, jedoch letztlich keine wirklich tiefen Emotionen wecken.

Da muss noch mehr kommen

„Leave Me“ ist der erste Band der Atlantic-University-Reihe und als Einstieg durchaus geeignet, sich mit den handelnden Personen vertraut zu machen. Um aber auch weiterhin bestehen zu können, muss noch mehr kommen. Mit mehr Tiefgang und stärker ausgearbeiteten Figuren hat die Geschichte Potenzial und verspricht noch mehr unterhaltsame Lesestunden.

Fazit

Die Autorin Amelia Cadan legt mit „Leave Me“ gut vor, für die Fortsetzung gibt es jedoch noch einige Steigerungsmöglichkeiten. Gerade bei der Figurenzeichnung ist noch einiges Potenzial auszumachen. Dennoch verspricht der Auftakt entspannende Wohlfühlstunden beim Lesen.