Tokioregen

Als Malu in Tokio an der Shinjuku-Station, dem betriebsamsten Bahnhof der Welt, auf ihre Gastfamilie wartet, erfüllt sie kurz Panik. Zweihundert Ausgänge erwarten sie und sie hat keine Ahnung wie sie sich zurechtfinden soll.

Malu wollte einfach weg. Raus aus Deutschland und die furchtbaren Erinnerungen hinter sich lassen. Die Trauer ihrer Eltern nicht mehr sehen und Abstand zu ihrem Leben gewinnen. Da kam der Schüleraustausch gerade passend. Und eine andere Welt erwartet sie in Tokio in jedem Fall.

Mit ihrer Gastschwester Aya entdeckt sie Tokio und Aya stellt ihr auch Kentaro vor. Ihren Mitschüler, der deutsch spricht und ihr helfen soll sich zurecht zu finden. Doch Malu wird aus Kentaro nicht so richtig schlau und ist zugleich fasziniert von ihm. Er zeigt ihr ganz besondere, faszinierende Seiten von Tokio und gewinnt so ihr Herz. Doch was soll sie Aya sagen, die unsterblich in Kentaro verliebt ist und sich Malu anvertraut hat?! Als schließlich eine große Katastrophe geschieht, scheint das alles unwichtig zu sein, denn Malu weiß, dass sie Kentaro finden muss.

„Der Türsteher verbeugt sich mehrmals hintereinander, bevor er weiterspricht: Geehrter Sohn, wie schön, dass Sie heute unser Gast sind!“

Das fremde Leben in Tokio fasziniert Malu sofort. Und sie hat es gut getroffen. Ihre Gastfamilie ist reizend zu ihr. Haruto, der kleine Bruder von Aya, schließt sie sofort ins Herz und auch mit Aya läuft es nach leichter Anfangsunsicherheit richtig gut. Und sogar Bratto Pitto, die Nacktkatze der Familie, hat sie sofort akzeptiert. Aya macht sie mit ihren Freunden bekannt und nimmt sie mit ins Tokioer Leben.  Als Aya sie mit Kentaro, dem deutsch-japanischen und vor allem gutaussehenden Mitschüler bekannt macht, weiß Malu zunächst nicht wie sie ihn einschätzen soll. Er ist geheimnisvoll, zurückhaltend und dennoch weiß er offenbar genau was er will. Er lädt sie ein und führt sie an magische Orte und macht sie mit ganz ungewöhnlichen Menschen und Orten bekannt.

Abseits vom Touristentrubel findet Malu hier eine fremde Welt, auf die sie sich einlassen muss und mit deren Erkundung sie ganz neue Seiten an sich entdeckt. Kentaro und Malu kommen sich immer näher und vertrauen sich einander an und schon bald ist klar, dass es Liebe ist. Doch wie soll Malu sich Aya gegenüber verhalten, die sie wie eine Schwester behandelt und ihr gestanden hat, dass sie in Kentaro verliebt ist? Denn Aya ahnt nichts von Malus‘ und Kentaros‘ Gefühlen. An den Abenden, die sie unterwegs waren, hat Malu einen Austauschschüler namens Kai erfunden, um Aya nicht zu verletzen. Als die Wahrheit ans Licht kommt, wird ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt, doch im Angesicht der Katastrophe die sich dann ereignet, wird dies zur Nebensache, denn es geht um Kentaros Leben …

„Wir können nicht so einfach nach Shinawaga spazieren. Die Bucht wurde von einem Tsunami überrollt.“

Die Suche nach dem verschwundenen Kentaro wird zu einem echten Abenteuer. Seine Freunde setzen alles daran ihn zu finden und Malu treibt sie dazu an. Die Charaktere sind liebenswert erzählt und von schrulliger Vielfältigkeit. In Kentaros Freundeskreis tummeln sich Mafiabosse, Geishas und Ladenbesitzer und alle sind ihm zutiefst verbunden und sorgen sich um ihn. Diese Melange an Figuren macht diese Geschichte besonders unterhaltsam. Und auch die Einblicke in die japanische Sprache und diese fremde Kultur mit ihren vielen Facetten, lassen einen die Geschichte in einem Zug lesen, denn man will unbedingt wissen, wie es weitergeht. Nicht nur für Japan-Fans ist Tokioregen ein besonderer Roman, der die Frage nach dem persönlichen Schicksal und danach. wer im eigenen Leben eigentlich „Familie“ ist, beleuchtet und hoffnungsvolle Antworten findet.

Fazit

Perfekt für einen Lesetag auf der Couch! Am besten mit Sushi und grünem Tee.