Froststerne - Erinnere dich!

Vor einem Jahr ist die Welt für Elvy vollkommen aus den Fugen geraten: Ihr bester Freund Erik ist damals mitten in einem plötzlichen Schneesturm verschwunden. Weg, einfach weg. Elvy ahnt, dass es keine rationale Erklärung dafür geben kann. Zumal sie seither mysteriöse Träume von pulsierenden Herzen plagen, die nicht nur sie zu haben scheint. Immer mehr Fälle von Menschen, die plötzlich ins Koma fallen, werden bekannt. So auch Eriks Großmutter Karla. Gibt es eine Verbindung?

Nach Monaten des Stillstands kommt Elvy der Wahrheit einen Schritt näher und sie erfährt schier Unglaubliches: Das Märchen der Schneekönigin ist wahr. Sie, die Ysirka, hat Erik als Nachfahre von Gerda nach Ymatàja entführt und sinnt auf Rache. Kurz vor ihrem Tod schafft es die erwachte Karla, Elvy den magischen Froststern zu übertragen, um ein Teil dieser Geschichte zu werden. Elvy hat nur ein Ziel: Erik zu finden und aus den Fängen der Ysirka zu befreien. Doch ihr steht ein langer Weg bevor.

Als „Menschlein“ in einer Welt von Wichteln und Aelfar

In ihrer neuen Romantasy-Trilogie nach „Meeresglühen“ durchbricht die Autorin Anna Fleck gleich zu Beginn glücklicherweise das gängige Genre-Schema: Denn diesmal erwachen in der Protagonistin nicht plötzlich magische Fähigkeiten, die sie schon immer in sich getragen hat. Vielmehr wird Elvy als Außenstehende ohne Magie durch das Übertragen des Froststerns in das Geschehen hineingezogen. Nicht sie, sondern Erik ist es, der von der Familie der märchenhaften Gerda abstammt.

Mit der „Schneekönigin“ von Hans-Christian Andersen liegt der Handlung ein bekanntes Märchen zugrunde, das vielen Leser*innen bekannt sein dürfte. Darauf baut die magische Welt Ymatàjas auf, die jedoch nicht zu komplex gestaltet ist, sondern immer wieder den roten Faden erkennen lässt. Auch das Figurenrepertoire ist angenehm überschaubar und kann durch sympathische Charaktere wie die toughe und kaffeesüchtige Wichtelfrau Tomte Teda absolut glänzen. Dies kann übrigens auch das alleinige Erscheinungsbild des Buches: Sowohl das Cover als auch der aufwändig verzierte Buchschnitt in Kombination mit der blauen Schriftfarbe gehen als kleines Kunstwerk durch.

Im Kern geht es um die Winterfee, die Vintarfejra, die sich einst in die weiße Leere, Ykrist, begeben hat und von dieser gefangen genommen wurde. Sie weigerte sich, der Sommerfee zu weichen, wollte die ganze Macht und brachte damit das Gleichgewicht Ymatàjas aus dem Takt. Nun herrscht die Winterfee als grausame und rücksichtslose Ysirka in einem nie endenden Winter.

Schon bald merkt Elvy, dass sie mit dem Froststern ganz neue Fähigkeiten besitzt, denn sie kann sich in das Schloss der Ysirka, in dem Erik gefangen ist, träumen. In ihren Klarträumen bewegt sie sich gewissermaßen als phyisches Abbild umher und lernt diese „Besuche“ bald immer mehr zu kontrollieren. So wechseln die Kapitel zwischen dem Hier und Jetzt und den Klarträumen ab, wobei sie sich auch vom typographischen Erscheinungsbild her unterscheiden.

Friends-to-Lovers

Für die Romantasy fehlt es natürlich noch an der Liebe. Letztere ist eigentlich schon auf den ersten Seiten spürbar, denn Elvy ist schon seit langem in ihren besten Freund Erik verliebt, traut sich aber nicht, ihm seine Gefühle zu offenbaren. So sind es die Klarträume, die die beiden einander näherbringen. Eine Nähe, die immer wieder von den jähen Enden des Schlafes unterbrochen wird. Kein Wunder, dass intime Momente so erstmal keine Chance haben. Tatsächlich braucht es ein wenig, bis man sich auf dieses ungewöhnliche Beziehungskonstrukt einstellen kann, aber die Wechsel werden mit der Zeit flüssiger.

Noch ist kein Erscheinungstermin für den zweiten Band angekündigt, aber die Geschichte von Elvy, Tomte Teda und der Aelfar-Prinzessin Simàja auf der Suche nach Erik und dem Ende der Ysirka-Herrschaft wird weitergehen.

Fazit

Eine magische Welt, die nicht nur Märchenfans gerne auf eine Reise durchs Eis mitnimmt. Wir sind gespannt, wie es weitergeht. Gerne empfohlen!