Time Shifters
- Thienemann
- Erschienen: August 2023
- 3
übersetzt von Cornelia Panzacchi; Hardcover, 416 Seiten
ISBN: 9783522203005
Leichte Science-Fiction-Kost
Micaela ist ein Time Shifter: Sie reist wenige Stunden in die Vergangenheit zurück, um eine Katastrophe zu verhindern. Ihre neueste Mission klingt nach einem Kinderspiel: einen Jungen daran hindern, seine Schule in die Luft zu jagen. Doch wiederholt scheitert die Mission, und so langsam muss sich Micaela fragen, ob jemand diese manipuliert …
„Ständig muss er daran denken, wie es wäre, die Schule in die Luft zu jagen und wie er das bewerkstelligen könnte.“
Am 19. Mai um 11:56 Uhr geht eine Bombe in einer Schule im italienischen Bologna hoch. Viele Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sterben. Die Druckwelle verursacht eine Massenkarambolage, wodurch sich die Opferzahl noch erhöht. Der Anschlag gilt als eine der schwersten Katastrophen, die Italien je erlebt hat. Die Täter sind schnell gefunden: Enrico und Ron, beides Schüler der Schule, die eigentlich wenig gemeinsam haben. Was trieb sie zu der grausamen Tat?
Wenige Stunden später ist Micaela alarmiert. In Prag macht sie sich auf den Weg in eine geheime Militärbasis, von der nur wenige wissen. Sie ist eine Agentin der Time Shifters und hat nun nur 24 Stunden Zeit, um die Katastrophe in Bologna rückwirkend zu verhindern. Denn mit einer neuartigen Technologie ist es den Time Shifters möglich, in die nahe Vergangenheit zu reisen, um den Lauf der Dinge zu verändern. Meist reicht ein kleiner Rempler hier, ein Zubinden der Schuhe dort oder etwas ähnlich Banales aus. Doch diesmal scheint die Aufgabe unlösbar …
Micaela reist in die Vergangenheit, um zu verhindern, dass Enrico von der Schule fliegt. Aus Rache beschließt dieser nämlich, die Schule zu sprengen. Zurück in der Gegenwart müssen Micaela und ihr Team aber feststellen, dass die Katastrophe dennoch stattgefunden hat. Wie kann das sein? Bisher war sie immer erfolgreich. Die Rückschläge häufen sich, und in Micaela keimt ein furchtbarer Verdacht: Sollten die beiden Jungs etwa nicht für die Explosion verantwortlich sein? Doch wer steckt dann dahinter ..?
Zeitreiseabenteuer mal anders
Übliche Zeitreise-Geschichten handeln meist davon, in die ferne Vergangenheit oder Zukunft zu reisen. Oft wird dann umständlich versucht zu erklären, warum man ein bestimmtes Event nicht verhindern kann, ohne die Zukunft nachhaltig zu schädigen. Was aber wäre, wenn man dies doch könnte? Davide Morosinotto umgeht dieses Problem, indem er seine Agentin Micaela in die nahe Vergangenheit reisen lässt, die nur wenige Stunden her ist. Dadurch lassen sich katastrophale Ereignisse verändern, ohne große Auswirkungen auf die Gegenwart zu haben. Die Idee ist innovativ und macht neugierig.
Gekonnt flüssig führt der Autor dann auch in die Geschichte ein: Die Bombe geht hoch und Italien steht vor einer nationalen Katastrophe. Im zweiten Kapitel wechselt die Szenerie dann abrupt auf „18 Minuten nach Stunde null“ – dem Zeitpunkt der Katastrophe. Auf diese Weise wechseln sich die Kapitel vor und nach Stunde null ab. Die Spannung bleibt konstant und man fragt sich, warum Micaelas Missionen keinen Erfolg haben. Geschickt reiht Morosinotto die Kapitel aneinander und führt so an die Aufklärung heran.
In dieser Hinsicht hat die Geschichte überzeugt. Weniger überzeugend waren jedoch die Protagonisten: So rasant die Geschichte auch ist, können Micaela, Enrico und Ron nicht mithalten. Ron verliebt sich sehr schnell in Micaela, Micaela lernt in den Missionen nichts dazu, und Enrico wandelt sich vom tief verletzten Teenager zu einem Musterknaben, der die Welt retten möchte. Die Charakterentwicklungen passen sich nicht der zeitlichen Entwicklung der Story an. Vielmehr hätte eine Buchreihe mehr Raum dafür gegeben als die knapp über 400 Seiten eines einzelnen Bandes.
Fazit
Ein interessantes und spannendes Gedankenspiel im Science-Fiction-Format. Das Buch liest sich rasant und auch die Auflösung ist schlüssig. Die Protagonisten überzeugen aber kaum.
Davide Morosinotto, Thienemann
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