Eine Story voller Intrigen, Spice und Thrill, die ihr Publikum finden wird
Als sich RJ und Fenn das erste Mal vor dem Traualtar ihrer Eltern kennenlernen, ist es für die beiden definitiv kein „Happy Family“-Moment. Im Gegenteil: Die überzogene Verliebtheit zwischen RJs Mutter und Fenns Vater nervt die frischgebackenen Brüder gleichermaßen. Eigentlich haben sie gehofft, nach der Hochzeit ein bisschen auf Abstand gehen zu können, doch dazu kommt es nicht: David, RJs neuer Stiefpapa, hat dafür gesorgt, dass dieser ebenfalls auf die Sandover Prep gehen soll. Eine Privatschule für Jungen mit sehr zweifelhaftem Ruf. Sein neuer Zimmernachbar: Fenn.
RJ, der eigentlich Remington John heißt, hat in seinem Leben eines gelernt: Fange niemals eine wirkliche Freundschaft mit jemandem an, vertraue niemandem und bleibe auf dich allein gestellt. Das haben ihn die unzähligen Umzüge und Schulwechsel sowie sein krimineller Vater gelehrt. RJ würde am liebsten alles unter Kontrolle behalten. Kein Wunder, dass er auch an der Sandover seine Hacker-Fähigkeiten einsetzt, um seine neuen Mitschüler zu durchleuchten. Doch nicht nur die: Als er auf die umwerfende Tochter seines Direktors, Sloane Tresscott, trifft, möchte er am liebsten alles über sie erfahren…
Diese Schule ist nichts für Zartbesaitete
Fans von Elle Kennedy dürfen sich freuen, denn mit „Sandover Prep“ startet eine neue Trilogie, die Intrigen, Dramen und Skandale bereithält. Genremäßig könnte man sie als „Dark Academia“ kategorisieren. Wer auf der Suche nach einer kitschigen, cosy Liebesstory ist, wird hier nicht fündig. Denn die Sprache an der Sandover ist derb, Sex das Thema Nummer eins und Drogen stehen an der Tagesordnung. Das Internat ist ein Sammelbecken für reiche, skrupellose Schüler, die sich zumindest einen großen Fehltritt in der Vergangenheit bereits geleistet haben.
Im Zentrum der Story stehen RJ und Sloane, die hinter ihren abweisenden und selbstbewussten Fassaden eine verletzliche Seite besitzen, die nach und nach aufgedeckt wird. Wirkliche Sympathiepunkte können sie so erst in der zweiten Hälfte der Handlung einfahren. Auf dem Weg dorthin erleidet ihre wachsende Nähe zueinander immer wieder Rückschläge, die der Geschichte ihren Antrieb verleihen. Von Slow-Burn kann allerdings keine Rede sein, denn an Spice mangelt es kaum einem der Kapitel.
Anders als in den meisten New-Adult-Reihen wird dabei nicht nur aus RJs und Sloanes Perspektive erzählt. Auch Fenn und die neuen Mitschüler Silas und Lawson kommen immer wieder zu Wort. Sie alle haben etwas zu verbergen - sei es ein Geheimnis oder ihre eigene sensible Persönlichkeit. Fenn leidet unter dem Desinteresse seines Vaters, Silas ist der ruhige, undurchschaubare Fels in der Brandung und Lawsons traumatische Kindheit entlädt sich in einem egozentrischen, sexsüchtigen Ich.
Dreh- und Angelpunkt der Story ist neben Sloanes und RJs Annäherung der tragische und mysteriöse Unfall von Sloanes Schwester Casey. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund wäre sie am Abend des Abschlussballs vor einigen Monate beinahe ertrunken. Wie es dazu kam und wer dafür verantwortlich ist, ist ungeklärt. Casey hat überlebt, leidet jedoch unter den schrecklichen Erlebnissen und kann sich bisher nur Fenn wirklich anvertrauen. Die Umstände des Unfalls sowie die Schuldfrage verleihen der ansonsten eher oberflächlichen Rahmenhandlung einen gewissen Thrill, dessen Höhepunkt in einem fiesen Cliffhanger endet.
„Bereit, meine Ehre zu verteidigen. Das ist wirklich heiß, auch wenn es rückschrittlich ist.“
Trotz selbstbewusster Charaktere wie Sloane trieft dieses Buch nur so vor machohaften Genderklischees- und rollen, in deren Zuge sich die jungen Männer um „ihre Mädchen“ prügeln. So gerät RJ immer wieder mit Sloanes Ex-Freund Duke, der an der Sandover das Sagen hat, aneinander. Die strikte Hierarchie lässt sich anscheinend nur durch organisierte Boxkämpfe organisieren, welche von der Lehrerschaft gebilligt werden. Lawson macht das Figurenrepertoire durch seine Bisexualität zumindest etwas diverser, jedoch sorgen seine derben sexuellen Fantasien dafür, dass man diesen Aspekt darüber vergisst. Nahezu alle Charaktere dieser Story können sich vermutlich einen eigenen Trophäenschrank einrichten, der dokumentiert, wer mit wem bereits geschlafen hat oder zumindest intim geworden ist.
Dieser Reihenauftakt fällt also definitiv in die Kategorie „Geschmackssache“. Es ist eine Story, die von Sex, Drogen und Gewaltausbrüchen vorangetrieben wird. Keine Frage, der Schreibstil zieht, der Spannungsbogen ist da und das Ende lässt auf den zweiten Band warten. Wem eine spicy, klischeehafte und bisweilen übertriebene Grundstory gefällt, wird hier neues Lesefutter finden. In der Fortsetzung geht es mit Caseys und Fenns Geschichte weiter.
Fazit
Eine „Dark Academia“-Geschichte mit Thrill-Elementen, die von ihrem „too much“ lebt. Wem es gefällt, der oder die darf sich auf den zweiten Band freuen, welcher im Frühjahr 2024 erscheinen soll.
Deine Meinung zu »Sandover Prep - Der Außenseiter«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!