Eine klischeehafte Liebegeschichte, die viel Tiefgang möchte, aber doch nur an der Oberfläche bleibt
Am Tag der Hochzeit vor dem Altar stehen gelassen zu werden, ist die eine Sache. Dass der Verlobte sich aber nicht nur gegen einen selbst entscheidet, sondern vor der versammelten Hochzeitsgesellschaft verkündet, die eigene beste Freundin zu lieben - das sitzt tief. All das musste Holly letztes Jahr kurz vor Weihnachten erleben. Nun jährt sich Daniels und Cassies Verrat bald und sie hat nur noch einen Wunsch: Endlich die Phase des Alleinseins zu beenden und einen neuen Partner finden, dem sie wirklich vertrauen kann.
Holly ist ein klassischer Buchnerd und eine erfolgreiche Autorin von Liebesromanen noch dazu. Zumindest war sie das gemeinsam als Duo mit Cassie. Eigentlich sieht man sie die meiste Zeit mit der Nase in einem Buch durch die Straßen Chicagos laufen. Als sie in einem dieser Momente mit dem grummeligen Kai zusammenstößt, sind beide genervt vom jeweils anderen. Doch als sie sich nun immer häufiger über den Weg laufen, beginnt ein lustiger Schlagabtausch, der sowohl Holly als auch Kai Spaß zu machen scheint.
Bekannte Storyline und der Klassiker unter den Sätzen: „Es ist nicht das, wonach es ausgesehen hat“
Die Liste an bekannten Romance Tropes wird immer länger. In dieser Story bleiben wir bei dem altbekannten „Grumpy-meets-Sunshine“. Während Holly trotz der Sache mit Daniel lächelnd durch die Welt geht, ist Kai reserviert und nicht selten auch mal schlecht gelaunt. Er weiß nicht genau, warum es ihn eigentlich so stört, dass Holly ihre Dates regelmäßig im „Mano’s“ veranstaltet. Die Sache liegt schließlich auf der Hand: Er findet Holly gar nicht so unausstehlich, wie er vorgibt. Also bietet er ihr an, sie in Sachen Dating zu coachen. Dass schon bald mit Matthew ein Typ dabei ist, der Holly gefällt, spielt Kai jedoch gar nicht in die Karten.
Die gesamte Storyline ist recht vorhersehbar und entspricht dem gängigen Genre-Schema. Insbesondere die Figur von Kai soll für den nötigen Tiefgang sorgen, hat er doch gleich zwei Traumata zu bekämpfen: eine schwere Kindheit sowie eine in vielerlei Hinsicht negativ geprägte Ehe mit seiner früheren Frau. Leider schafft es die Autorin nicht, diese Handlungsstränge entsprechend aufzuarbeiten. Viel zu schnell werden Wendungen herbeigeführt beziehungsweise erscheinen manche Verhaltensweisen sehr extrem und unglaubwürdig.
Holly dagegen scheint mit ihrem plötzlichen Beziehungsende vor dem Altar eigentlich ganz gut klarzukommen. Schließlich wirft sie sich vollends in das Abenteuer Dating. Hin und wieder kommt das Thema Vertrauensbruch gepaart mit Beziehungsangst auf, aber die Sorge vor dem Alleinsein überlagert wohl alles. Der Betrug seitens ihrer vormals besten Freundin Cassie wird nicht weiter reflektiert.
Frauen, die Kuchen backen, umsorgen ihre Männer, die das Holz hacken
Dieser Satz umschreibt leider 1-zu-1 die Weihnachtstage bei Hollys Familie. Auf Umwegen spielt nämlich nun Kai den Fake-Freund für Holly, nachdem es mit dem Dating mäßig erfolgreich verlaufen ist. Wie viel oder eher wenig Fake dabei nötig ist, kann man sich denken. Ein Glück, dass Kais Männerarme so stark sind und er so gut aussieht. Auch Football liebt er, was ihm nur Pluspunkte beim überfürsorglichen Vater seiner Liebsten bescheren wird. Die Krönung ist seine gute Figur beim Holzhacken. In der Zeit kauft Holly für ihre Mutter Butter im Supermarkt, damit diese endlich weiterbacken kann. Vermutlich lässt sich heraushören: Es wird kein Klischee ausgelassen.
Aber eventuell möchte der Roman auch einfach nur eine gemütliche Weihnachtslektüre für Winterabende am Kamin sein. Wer sich angesprochen fühlt, darf sich bereits auf den Folgeband mit neuen Protagonist*innen freuen. Neues Spiel, neues Glück.
Fazit
Eine sehr, sehr leichte Liebesgeschichte, die sich viel vorgenommen hat, aber nur bedingt überzeugt. Die breite Fangemeinde der Autorin wird sich ihr eigenes Bild machen.
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