Zu sich selber finden
Anstatt sich im Hörsaal der Uni dem ungeliebten, neuen Studienfach zu widmen, will sich Caroline in Irland eine kurze Auszeit gönnen. Die junge Deutsche, die noch immer auf der Suche nach dem richtigen Weg für sich ist, hat auf ein befristetes Stellenangebot geantwortet und erhofft sich so, noch etwas Energie tanken zu können, bevor sie sich dem Alltag widmet, der sie schon jetzt zu erdrücken droht. Die Flucht nach Irland droht aber schon unmittelbar nach ihrer Ankunft zu scheitern: Die ältere Dame, als deren kurzzeitige Gesellschafterin Caroline engagiert wurde, ist alles andere als erfreut über die Idee ihres Sohnes. Sie lässt Caroline spüren, dass sie in dem kleinen Cottage alles andere als erwünscht ist. Lediglich die beiden kleinen Hunde der alten Dame scheinen einen Narren an Caroline gefressen zu haben. Schnell muss Caroline zudem feststellen, dass sie mit ihrem Englisch in diesem winzigen, irischen Dorf nur beschränkt weiterkommt – hier sprechen alle Gälisch. Zum Glück ist da Conor, der seine ganze Energie darauf verwendet, eine Sprachschule am Leben zu erhalten. Mit mäßigem Erfolg allerdings. Conor und Caroline kommen sich näher, wissen aber beide, dass das keine Zukunft haben kann. Denn Caroline wird schon bald nach Deutschland zurückkehren.
Witzig und liebenswert
Der Autorin Anabelle Stehl gelingt es schon nach wenigen Sätzen, die Leserinnen und Leser in die Geschichte hineinzuziehen. Die lustlose Caroline ist so skizziert, dass man unvermittelt den Eindruck erhält, einen Spiegel vorgehalten zu bekommen. Denn wohl jeder und jede kennt die Situation, in der man sich den von wem auch immer definierten Aufgaben gerne entziehen möchte. So flüchtet man also mit der jungen Frau auf die grüne Insel – nicht ohne selber sehr schnell den Wunsch zu entwickeln, tatsächlich an ihrer Seite in das kleine irische Dorf zu reisen.
Die Erfahrungen, die Caroline dort aber als erstes machen muss, überlässt man dann doch gerne der jungen Protagonistin, der nun die ganze Sympathie gehört. Die schrullige alte Dame ist köstlich beschrieben, der leicht überforderte und hilflose Sohn tut einem leid, und mit Caroline leidet man ohnehin sofort mit. Auch Conor mit seinen scheinbar unerfüllbaren Träumen und dem Festhalten an den alten Strukturen, kann sich mühelos in die Herzen des lesenden Publikums schleichen. Dass man spätestens nach der ersten Begegnung der beiden Protagonisten felsenfest überzeugt ist, hier das Liebespaar der Geschichte zu haben, tut dem Vergnügen der jeweiligen Begegnungen keinen Abbruch. Immer wieder lässt sich Anabelle Stehl auch kleinere Köstlichkeiten einfallen, so etwa die Angst Carolines vor den Schafen oder aber die Herausforderung, auf der ungewohnten Straßenseite Auto fahren zu müssen – und das in einem Gebiet, in dem Kreuzen auf der Straße oft unmöglich ist.
Unbeschwerte Momente
Songs of Emerald Hills lädt zu unbeschwerten Lesemomenten ein. Große Überraschungen sollte man sich allerdings nicht erhoffen, die Geschichte folgt einem klaren roten Faden und ist durchaus vorhersehbar. Das aber tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch, denn die Autorin versteht es, die allzu klischeehaften Details durch eine süffige Schreibweise zu kaschieren. Auch übermäßige Längen oder abgebrochene Spannungsbogen gibt es nicht. So ist der Roman letztlich ein eigentliches Wohlfühlbuch, bei dem einige sympathische Charaktere aufeinandertreffen und sich die «Situationskomik» hauptsächlich aus der unterschiedlichen Kultur der verschiedenen Protagonisten ergibt.
Fazit
Für einmal ist es nicht Tiefgang und das Bewältigen tiefschürfender Problemkreise, die einen Roman zu einem kleinen Volltreffer machen, sondern die Schreibweise der Autorin, die eine angenehme Leichtigkeit in das Buch bringt und viele kleine Momente zum Schmunzeln bereithält.
Deine Meinung zu »Songs of Emerald Hills«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!