Coldhart - Strong & Weak

Für Felicity Everhart beginnt mit dem Start ins Studium ein ganz neues Leben. Sie lässt ihre alte Heimat hinter sich und zieht nach New York, wo sie erst einmal Fuß fassen muss. Da sie kein Stipendium erhalten hat und ihre Mutter die Kosten nicht tragen kann, kontaktiert sie dort zum ersten Mal ihren Vater, von dem sie bisher nichts außer den Namen kennt. Glücklicherweise heißt Harrison Grant seine Tochter sofort willkommen und freut sich, seine Tochter endlich kennenzulernen. Im Gegensatz zu ihrer Mutter, die immer erzählte, dass sich ihr Vater nicht für sie interessiert und sie nicht finanziell unterstützt habe, sieht seine Version der Geschichte ganz anders aus und er greift seiner Tochter gerne finanziell unter die Arme.

Elijah Coldwell hingegen wohnt schon immer in New York und führt ein ziemlich durchstrukturiertes Leben, das aus Sport, der erfolgreichen Familienfirma und seinem Studium besteht. Dass er als Neunjähriger entführt und beinahe auch ermordet wurde, hat jedoch Spuren hinterlassen, die sich in Ängsten und Alpträumen zeigen und die er durch Sport und strenge Routinen im Griff hat. Als er auf Felicity trifft, gerät sein Konstrukt jedoch ins Wanken, denn eigentlich vermeidet er Beziehungen, denn Liebe entfacht seine Ängste immer wieder aufs Neue, da er sich ständig Sorgen macht, dass seiner Freundin etwas zustoßen könnte. Dennoch lässt er sich auf sie ein, denn spätestens als er sie aus einer gefährlichen Situation rettet, ist es um die beiden Geschehen. Er ahnt nicht, dass der Name von Felicitys Vater auf der Liste der möglichen Kidnapper steht, die er von seiner damaligen Retterin kurz vor ihrer Ermordung bekommen hat...

Liebe und viel Herzschmerz

Bei „Coldhart – Strong & Weak“ handelt es sich um den ersten Teil einer dreiteiligen Reihe rund um Felicity Everhart und Elijah Coldwell, aus deren Nachnamen sich auch der Titel des Buches zusammensetzt. Der Roman lässt sich dem Genre „New Adult“ zuordnen, was sich sowohl im Alter der Protagonisten als auch im Inhalt zeigt, der neben dem Start ins Erwachsenenleben mit seinen typischen Problemen wie Uni, jobben gehen und erster Liebe auch deutlich erotische Szenen beinhaltet. Daher richtet sich die Story auch an ältere Jugendliche und junge Erwachsene ab 16 Jahren, was gut passt.

Die Geschichte selbst ist abwechselnd aus den Perspektiven von Elijah und Felicity erzählt, sodass die Gedanken und Gefühle beider Protagonisten für den Leser gut nachvollziehbar sind und man gegenüber der jeweils anderen Figur immer einen kleinen Wissensvorsprung hat und ihre Handlung nachvollziehen kann, auch wenn es die andere Person gerade nicht kann. Durch diese Einsicht in die Psyche beider Charaktere bekommt die Geschichte einen besonderen Reiz, da einem beide Figuren gleichermaßen sympathisch sind und man immer wieder mitleidet, wenn es zu neuen Missverständnissen kommt oder keiner der beiden sich traut, über den eigenen Schatten zu springen, um der Liebe eine Chance zu geben und alte Ängste zu überwinden. Wie ebenfalls in vielen „New Adult“-Romanen gibt es auch in „Coldhart“ zu Beginn eine Triggerwarnung, da sensible Themen wie u.a. eine PTBS, eine Angst-/Panikstörung oder Waffengebrauch vorkommen.

Spannende Story und Charaktere mit Profil

Gut gelungen sind Lena Kiefer ihre beiden Protagonisten. Beide kommen aus unterschiedlichen Welten, bringen ihre Besonderheiten mit, die sie sowohl verletzlich als auch stark zeigen, was ihnen einige Sympathiepunkte verleiht. Auch wenn es sich in erster Linie um einen Liebesroman handelt, sorgen einige Elemente für zusätzliche Spannung. Die Entführung Elijahs, der Mord an seiner „Retterin“ und die Suche nach dem Täter stehen zwar nicht direkt im Vordergrund, bringen aber einiges an Abwechslung in die Geschichte, vor allem, als klar wird, dass Felictys Vater mit auf der Liste der potentiellen Entführer steht, was lange keinem der beiden bewusst ist. Hier liegt indirekt auch ein Kritikpunkt. Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei dem Roman um den ersten Teil einer Trilogie, was in diesem Fall bedeutet, dass die Handlung mit einem enormen Cliffhanger endet und in sich nicht abgeschlossen ist. Dies führt zwangsläufig dazu, dass man den oder die Folgebände benötigt, um eine vollständige und abgeschlossene Geschichte zu bekommen, was einen etwas faden Beigeschmack hinterlässt. Einerseits muss man unter Umständen lange warten, liest man den Roman relativ nah am Erscheinungsdatum und die Fortsetzungen liegen noch nicht vor, andererseits fühlt man sich auch etwas zum Kauf gezwungen, wenn man sich nicht mit einem Drittel der Story zufrieden geben möchte.

Fazit

Insgesamt ein gelungener Liebesroman, der durch eine spannende und abwechslungsreiche Handlung mit sympathischen Charakteren überzeugen kann. Schön ist die abwechselnde Erzählperspektive zwischen den Protagonisten, wodurch man in die Gefühle und Gedanken sowohl von Felicity als auch von Elijah eintauchen kann und mitfiebert, ob sich die Missverständnisse bis zum Ende noch lösen werden.