Five Survive

Endlich Spring Break! Red ist mit ihrer besten Freundin Maddie und ihren Freunden Simon und Arthur im Campingwagen auf dem Weg zum Meer. Zur Sicherheit und um etwas auf die vier noch nicht alle volljährigen Jugendlichen aufzupassen, ist auch Maddies älterer Bruder Oliver mit seiner Freundin Reyna dabei, mit denen sie sich auf der langen Fahrt beim Steuern und Navigieren des 9,4m langen Gefährts abwechseln. Bis kurz vorm Ziel läuft die Fahrt nach Plan, bis plötzlich kein Netz mehr verfügbar ist und sie sich ganz ohne digitalen Wegweiser verfahren und im Nichts stranden.

Ausgerechnet dort bekommt einer der Reifen des Campers einen Platten, den sie zunächst beheben können. Als sie wieder starten wollen, knallt es erneut und dieses Mal sind alle vier Reifen sowie der Benzintank betroffen. Dass es sich dabei nicht um Zufall, sondern um gezielte Schüsse handelt, ist ihnen schnell klar. Irgendwo im dunklen Wald lauert ein Sniper, dessen roter Laserpointer zur tödlichen Gefahr wird. Hilfe können sie nicht holen, da sie den Camper nicht ohne erschossen zu werden verlassen können und kein Handynetz vorhanden ist. Spätestens als der Scharfschütze über ein am Außenspiegel platziertes Walkie-Talkie beginnt mit der Gruppe im Wagen Kontakt aufzunehmen, ist klar, dass sie kein Zufallsopfer eines Irren sind, sondern sie gezielt ausgewählt wurden. Der Unbekannte teilt ihnen mit, dass einer von ihnen ein Geheimnis habe, welches er erfahren möchte. Bekommt er, was er will, lässt er die anderen fünf überleben. Verlässt einer den Wohnwagen oder unternimmt anderweitige Fluchtversuche, wird er ihn oder sie töten.

Eine Mischung aus Misstrauen, gegenseitigen Beschuldigungen und Angst lässt die Stimmung im Camper hochexplosiv werden, denn jeder glaubt, dass es einer der anderen sein muss, den der Sniper meint. Bringen sie sich anfangs durch riskante und aussichtslose Fluchtpläne noch in hohe Gefahr, wird bald klar, dass unter ihnen nicht nur einer, sondern alle ein Geheimnis haben, welches eigentlich niemand erfahren soll. Doch wen meint der Unbekannte und wird es ihnen schließlich gelingen, den tödlichen Schüssen zu entkommen?

Interessante Entwicklung der Charaktere

Five Survive ist nicht Holly Jacksons erster Thriller, bereits ihre dreiteilige Krimi-Reihe „A Good Girl’s Guide to Murder“ wurde zunächst durch die Netflix-Serie „Heartstopper“ und TikTok bekannt, bevor sie zum New York Times Bestseller wurde und die Autorin bekannt machte. Bei „Five Survive“ handelt es sich um einen sogenannten Locked-Room-Thriller, der sich während eines Roadtrips ausschließlich in einem Campingbus abspielt. Zeitlich läuft die Handlung beinahe in Echtzeit ab: Beginnend um 22 Uhr erzählt die Autorin, wie sich die Situation bis zum nächsten Morgen um 6 Uhr immer weiter zuspitzt, wobei jede volle Stunde angezeigt wird.

Auch wenn es insgesamt um sechs Jugendliche geht, wird die Geschichte aus der Sicht der 18jährigen Red erzählt, deren Mutter vor 5 Jahren auf ungeklärte Art und Weise ermordet wurde. Seitdem ist sie mehr oder weniger auf sich allein gestellt und muss sich zusätzlich um ihren Vater kümmern, der seit dem Tod seiner Frau nicht mehr mit dem Leben zurechtkommt. Ständige Geldsorgen und große Schuldgefühle verfolgen sie seitdem, da sie sich indirekt für das Schicksal ihrer Mutter verantwortlich fühlt, hat sie doch bei einem Anruf kurz vor ihrem Tod einfach aufgelegt und nicht zugehört, was sie ihr zu sagen hatte.

Auch wenn sich seitdem ihre beste Freundin Maddie so gut wie möglich für sie einsetzt und ihr hilft, wo sie kann und sie auch sonst fast wie eine Tochter von der Familie Lavoy behandelt wird, zeigen sich in der Gefahr die wahren Charaktere der Jugendlichen. Besonders Maddies großer Bruder Oliver ist über alle Maßen von sich überzeugt und beansprucht die Führung der Gruppe für sich und hält sich für unfehlbar, was dazu führt, dass er jegliche Pannen seiner Planung auf die anderen Gruppenmitglieder schiebt, manipuliert und ohne Rücksicht auf Verluste auf seinen eigenen Vorteil achtet.

Spannend bis zur letzten Seite

Alle Charaktere haben ein Geheimnis, das die anderen mehr oder weniger überrascht und die Gruppendynamik immer wieder auf die Probe stellt. Da der Sniper scheinbar internes Wissen haben muss, steht irgendwann fest, dass es sich bei einem der sechs Jugendlichen um einen Maulwurf handeln muss, der mit dem Unbekannten zusammenarbeitet, wodurch das Misstrauen untereinander noch einmal stark ansteigt und keiner dem anderen mehr traut. Wer genau das gefragte Geheimnis wahrt und wie verstrickt die ganze Angelegenheit ist, erfährt der Leser erst ganz zum Schluss, sodass man den Roman am Ende am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen möchte, um endlich zu erfahren, ob alle überleben oder einer oder mehrere sterben werden und um welches Geheimnis es sich letztendlich handelt.

Fazit

Insgesamt ist Holly Jackson ein hochspannender und fesselnder Roman gelungen, der ohne Frage mit seinen Vorgängern mithalten kann. Ein toller Thriller, der durch interessante Charaktere, eine raffinierte Kulisse und eine packende Handlung überzeugen kann!