Dangerously Close

Broschur, 352 Seiten

ISBN: 9783969760499

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Kathrin Walther
7101

Jugendbuch-Couch Rezension vonFeb 2025

Ein spannender Liebesroman, der durch eine raffinierte Story überzeugen kann!

Einfach macht es sich Olivia, genannt Liv, nicht, als sie sich nach langem Überlegen endlich für ein Thema für ihre Masterarbeit entscheidet. Genau zwei Jahre ist es nun her, dass ihre ehemalige Mitschülerin Sarah Mills bei einer Spendengala der Human Rights of America ermordet wurde. Nicht nur, weil sie damals bei der Spendengala ebenfalls anwesend war, auch durch die neuen Gerüchte rund um den verurteilten Mörder Westin Vermont, genannt „Beast of the East“, beschäftigt sie sich neu mit dem Fall.

Da es in ihrer Thesis um die Frage: „Warum hat der Mörder die Tat vollbracht und wieso fiel seine Wahl auf Sarah?“ gehen soll, ist es notwendig, dass Liv Kontakt zu Westin aufnimmt, der für den Mord eine lange Haftstrafe abbüßt. In Form eines Interviews möchte sie ihm persönlich verschiedene Fragen stellen, mit denen sie sich einerseits die vielen offenen Fragen, die sie noch zur Tat hat, beantworten will und andererseits herausfinden möchte, ob ihre Zweifel, dass Westin überhaupt Sarahs Mörder ist und sein Geständnis falsch war, berechtigt sind. Die Kontaktaufnahme erweist sich dann jedoch als deutlich schwieriger als gedacht, denn Westin ignoriert ihre Anfragen solange, bis Dean, ein Freund ihrer Familie und praktischerweise Anwalt, persönlich mit dem Anschreiben vorstellig wird.

Obwohl das erste Treffen alles andere als erfolgreich verläuft, fühlt sich Liv irgendwie von Westin angezogen. Da er jegliche Antworten verweigert, bemüht sie sich nicht um ein weiteres Treffen, dennoch geht er ihr nicht mehr aus dem Kopf. Schließlich bricht Westin sein Schweigen, zunächst jedoch nur, da er Livs Hilfe braucht und ihr für ihren Einsatz verspricht, auf ihre Fragen zu antworten. Er benötigt dringend den Kontakt zu einem alten Freund, den er jedoch nicht erreichen kann und bittet Liv um eine Verbindungsmöglichkeit. Als angehende Journalistin merkt Liv schnell, dass an der Todesmeldung zu Eliott Shoemaker, wie Westins alter Freund und gesuchter Kontakt heißt, irgendetwas nicht stimmen kann, denn dass alle Zeitungen exakt den selben Wortlaut in den Artikeln rund um seinen Unfall abdrucken, kann nicht sein. Mit Deans Hilfe findet sie die Adresse seiner Eltern, wo sie auf den vermeintlich toten Eliott stößt, der gemeinsam mit seiner Tochter eine neue Identität angenommen hat.

Für Liv bestehen keine Zweifel, dass Eliotts Identitätswechsel mit Westins Verurteilung zusammenhängen muss. Ist Westin vielleicht wirklich unschuldig oder sind es nur ihre Gefühle für ihn, die sie in ihm keinen brutalen Mörder sehen lassen?

Liebesgeschichte mit Spannungsfaktor

Mit „Dangerously close“ ist Lana Rotaru ein kurzweiliger Liebesroman gelungen, der durch seine interessante Story überzeugen kann. Als angehende Journalistin kommt Liv einem großen Geheimnis auf die Spur, durch das zwar ein weiterer Unschuldiger vor dem Gefängnis bewahrt, ein anderer Unschuldiger jedoch zu unrecht verurteilt wurde. Gleichzeitig bleibt ein wahrer Mörder unentdeckt und unverurteilt auf freiem Fuß und stellt weiterhin eine Gefahr für seine Mitmenschen dar.

Dass sich Liv zu Westin und Westin zu Liv hingezogen fühlen, macht die Sache nicht einfacher, denn zwischen ihnen stehen nicht nur dicke Gefängnismauern, strenge Besuchs- und Telefonzeiten sowie gefährliche Mitgefangene, auch Livs Adoptiveltern sollen möglichst nichts von Livs Vorhaben mitbekommen, da sie alles andere als begeistert von Livs Projekt wären. Zum Glück bekommt sie Unterstützung von Dean, der trotz aller Gefahren, die für ihn als Anwalt bei ihrem teils illegalen Vorgehen, um an Informationen zu kommen, drohen, zu einer festen Stütze für sie wird, wobei Liv mit der Zeit immer mehr merkt, dass sie ihn kaum kennt und sich die Frage stellt, wo seine Motivation an der Sache liegt.

Aufbau und Stil

Da die Autorin die Kapitel mal aus Livs, mal aus Westins Perspektive schreibt, fällt es nicht schwer, sich in die beiden Protagonisten hineinzuversetzen. Dadurch, dass man als Leser abwechselnd ihre Gedanken und Gefühle miterlebt, ist man dem jeweils anderen immer einen Schritt voraus und weiß, welche Gefühle die beiden füreinander haben, bevor sie sie dem jeweils anderen anvertrauen, woraus sich eine besondere Spannung ergibt.

Spannung der anderen Art wird durch die Suche nach dem wahren Mörder erzeugt. Da die Anzahl der im Buch vorkommenden Charaktere relativ überschaubar ist, kommen hier nur wenige Personen in Frage, sodass es sein kann, dass sich der Mörder in Livs unmittelbarer Nähe befindet und eine Gefahr bedeutet.

Auch wenn die Story durch diese originelle Idee ziemlich abwechslungsreich ist, wirkt die Story stellenweise doch sehr konstruiert. Die Story, warum Westin für Eliott ins Gefängnis gegangen ist, obwohl beide nichts mit dem Mord zu tun haben oder aber die vielen illegalen Aktionen von Liv und Dean, die sich ziemlich einfach Zugang zu den Ermittlungsakten verschaffen, wirken unrealistisch und oft unglaubwürdig, was den Lesespaß etwas trübt. Auch hätte man an einigen Stellen mehr in die Tiefe gehen können, was vor allem den Nebencharakteren, die dennoch eine große Bedeutung für die Handlung haben, mehr Profil hätte geben können. Vor allem Eliott und Dean, aber auch Livs Eltern kommen hier etwas zu kurz.

Sprachlich lässt sich dem Roman gut folgen. Durch die moderne Sprache und die viele wörtliche Rede wirkt die Handlung alltagsnah. Da jedes Kapitel entweder mit Livs oder Westins Namen beginnt, ist immer sofort klar, aus wessen Perspektive erzählt wird, sodass trotz der Wechsel keine Verwirrung aufkommt.

Fazit

Insgesamt ein gelungener Roman mit raffinierter Story, in der sowohl Romantik als auch Spannung nicht zu kurz kommen. Auch wenn die Handlung an einigen Stellen etwas besser hätte durchdacht werden können, macht es Spaß, Liv bei ihrer sich entwickelnden Beziehung zu Westin zu begleiten und den Kriminalfall zu lösen.

Dangerously Close

Lana Rotaru, Moon Notes

Dangerously Close

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