The Truth In Your Lies
- Moon Notes
- Erschienen: Mai 2024
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Broschur, 352 Seiten
ISBN: 9783969760567
Wie ein Märchen aus einem anderen Jahrhundert...
Noelle Dunhill hatte es ihrem Freund Daniel immer und immer wieder eingeschärft: Wenn er eine Chance bei ihrem Vater haben will, dann muss sie ihn pünktlich zu Beginn der großen Spendengala feierlich vorstellen. Pünktlich. PÜNKTLICH! Aber natürlich ist kein Daniel in Sicht. Immerhin wurde schon sein Auto in der Garage gesichtet, doch als eine erleichterte Noelle auf dieses Fahrzeug zuläuft, stellt sie fest, dass ihr Freund nicht alleine darin sitzt und dass er sich im Wagen auch nicht unverfänglich unterhält. Nein, ganz im Gegenteil - Daniel stand wohl nicht der Sinn nach einem Gespräch mit der heißen, jungen Frau, die auf seinem Schoß sitzt!! Noelle ist verzweifelt. Alle ihre Pläne haben sich zerschlagen und jetzt muss sie auf der glanzvollen Gala auch noch Haltung bewahren. Denn die Dunhills - eine der reichsten Familien der USA - zeigen immer nur eine elegante, kühle Fassade - auch wenn sie innerlich weinen. Da kommt es aber ganz passend, dass sie ein junger Mann auf die Tanzfläche zerrt. Schnell verbreitet sich das Gerücht, dass dieser gutaussehende Fremde ihr Freund Daniel sei. Noelles Vater findet dieses Verhalten zwar schon befremdlich, ist aber doch bereit, „Daniel“ eine zweite Chance zu geben - vorausgesetzt dieser fährt zum traditionellen Familientreffen der Dunhills mit. Wie gut, dass er nicht weiß, wie der „echte“ Daniel aussieht und wie viel besser ist es noch, dass er auch keine Ahnung davon hat, warum der „falsche“ Daniel überhaupt auf der Gala auftauchte. Der wollte nämlich einfach nur ein paar reiche alte Damen um ihre Juwelen erleichtern.
Zwei vollkommen unterschiedliche Welten
Julia Pauss stellt in ihrem neuen Roman zwei - auf den ersten Blick - widersprüchliche Protagonisten vor, die abwechselnd als Ich-Erzähler berichten. Ihre Heldin Noelle Dunhill ist allerdings dabei sicherlich alles andere als eine tapfere Heldin im ursprünglichen Sinne. Ellie - wie sie ihre wenigen Freunde nennen - ist auf gar keinen Fall eine Kämpferin. Ihr wurde von klein an eingeimpft, wie sich eine standesgemäße junge Dame der feinsten Gesellschaft zu verhalten hat. Da waren einerseits komplizierte Essregeln oder die Forderungen, dass die klügste Frau in Anwesenheit ihres Mannes den Mund zu halten hat, zu beachten und andererseits die Erwartung, dass vom Privatleben niemals etwas nach außen dringen und möglicherweise einen Skandal verursachen darf, zu erfüllen. Noelle liegt an einer sehr kurzen Leine und hat es nicht gelernt, dagegen zu rebellieren.
Natürlich überrascht es nicht, dass sie so dringend auf einen Prinzen wartet, und der betritt die Bühne in Person des aufsässigen Memphis. Der erfüllt alle Klischees des armen, aber rebellischen jungen Mannes. Er arbeitet in einem kleinen Diner, würde für seinen besten Freund durchs Feuer gehen und bessert gelegentlich seine knapp vorhandene Kasse mit Diebesgut aus. Allzu sympathisch macht ihn das zu Anfang nicht und wer seine herablassenden und arroganten ersten Ansprachen an Noelle liest, der hätte eigentlich nicht so viel dagegen, würde Memphis alsbald aus der Geschichte verschwinden.
„Enemies to lovers“ und „Opposites attract“
Dennoch müssen sich die beiden zusammenraufen und Julia Pauss erzählt hier eine neue Geschichte darüber, wie sich Feinde zu Geliebten wandeln können oder wie sich eben die Gegensätze besonders hitzig anzuziehen vermögen. Ehrlich gesagt, vollkommen neu ist das natürlich nicht. Aber im Angesicht der notwendigen Ferien im Millionärshaushalt, in den Memphis plötzlich gekickt wird und wo er im Prinzip eine männliche Rolle im alten Thema „Plötzlich Prinzessin“ übernehmen muss, ist das doch streckenweise auch unterhaltsam.
Schwerer tat ich mich allerdings mit der Rolle der Noelle. Diese wirkt manchmal wie eine junge Frau aus einem anderen Jahrhundert - aber aus einem Jahrhundert, in dem Frauen nicht viel oder gar nichts zu sagen hatten. Da bestimmten offensichtlich die Väter als Familienpatriarchen alles und sogar beim Sex kam es nicht darauf an, dass auch einmal eine Frau ihren Höhepunkt erleben durfte. Pauss baut ihre Liebesgeschichte um Noelle und Memphis auf diesen Themen auf und auch wenn diese charmant und schwungvoll erzählt wird, hatte ich mit Noelles Naivität und ihrer Unselbstständigkeit doch manchmal meine Schwierigkeiten.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich aber auch die schöne Ausstattung des Buches. Durch die Einfärbung des Schnitts und den Aufdruck verschiedener Symbole wurde hier ein besonderes Buch geschaffen, das die romantische Geschichte noch einmal besonders hervorhebt.
Fazit
Julia Pauss erzählt ein hübsches Märchen, wo die im goldenen Käfig gefangen gehaltene Prinzessin mit Hilfe eines aufregenden Verbrechers lernt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Einiges mag vor Klischees nur so strotzen - unterhaltsam erzählt ist aber trotzdem.
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