Thieves' Gambit

Als waschechte Quest ist Rosalyns Karriere eigentlich schon festgelegt. Sie soll in die Fußstapfen ihrer Mutter, Tante und Großeltern treten und als professionelle Meisterdiebin die Welt unsicher machen. Doch das zurückgezogene Leben, in dem sie niemandem außerhalb der eigenen Familie trauen kann, erfüllt sie nicht und sie plant heimlich ihren Ausstieg. Bei ihrem nächsten Auftrag, den sie gemeinsam mit ihrer Mutter auf einer Yacht ausführen wird, will sie aus dem Kreis der Familie ausbrechen, um als normales Mädchen weit weg in Europa an einem Sportcamp teilzunehmen. Praktischerweise überträgt ihr ihre Mutter die Organisation des Coups, bei dem sie Pläne und Fluchtpläne vorbereiten soll. Dass sie ihrer Mutter dabei Notausgänge im Falle des Auffliegens zugunsten ihrer eigenen Fluchtpläne verheimlich, wird ihr schließlich zum Verhängnis, denn ihre Mutter wird entdeckt und rennt in die Falle.

Voller Schuldgefühle setzt Ross, wie Rosalyn auch genannt wird, alle Hebel in Bewegung, um ihre Mutter zu retten. Dass ihre Entführer eine Milliarde Dollar innerhalb eines Monats verlangen, macht die Sache nicht einfacher, denn eine solch hohe Summe ist selbst im Kreise der Quests nicht so einfach aufzutreiben. Doch zum Glück gibt es einen Ausweg: Erst ein paar Tage zurück befand sich in Rosalyns verschlüsseltem und geheimen Mailpostfach eine mysteriöse Mail mit der Einladung zu einem geheimen Thieves‘ Gambit, zu welchem nur die besten Nachwuchsmeisterdiebe aus der ganzen Welt eingeladen werden. Auch wenn ihre Mutter und ihre Tante dagegen sind, da einige Aufgaben ziemlich blutig oder auch tödlich enden können, sieht Rosalyn in der Teilnahme ihre Chance, denn der Sieger hat einen Wunsch frei. Ihre Möglichkeit, die eine Milliarde Dollar für ihre Mutter zu bekommen.

Doch die Konkurrenz aus den ursprünglich zwölf Meisterdieben ist groß und wenn Ross‘ Mutter ihr etwas eingeimpft hat, ist es, niemanden zu trauen. Natürlich macht auch ihre Erzfeindin Noelia aus Kindertagen mit, die ihr das Leben schwermacht. Doch noch komplizierter ist es für Ross mit Devroe, für den sie Gefühle entwickelt und bei dem es ihr sehr schwerfällt, ihn als Konkurrenten auf Abstand zu halten. Dass sie dann auch noch als Team zusammenarbeiten müssen, macht die Sache nicht gerade einfacher. Ob es Ross gelingen wird, ihre Konkurrenten zu schlagen, um am Ende rechtzeitig das Lösegeld für ihre Mutter zu bekommen?

Spannend bis zur letzten Seite

Kayvion Lewis ist mit Thieves‘ Gambit ein spannender Roman für Jugendliche ab 14 Jahren gelungen. Die Mischung aus Romantik und Spannung sorgt für Abwechslung, sodass die Story bis zum Schluss durch viele Wendungen überrascht und somit nicht langweilig wird. Da die Autorin aus der Sicht ihrer Protagonistin erzählt, fällt es nicht schwer, sich in Rosalyn hineinzuversetzen und ganz in die Handlung einzutauchen. Es lässt sich gut nachvollziehen, wie es der jungen Meisterdiebin in den verschiedenen Phasen des Gambits geht, wie  sich ihre Gefühle ändern und wie sie immer wieder aufs Neue abwägen muss, wem sie trauen kann oder vielleicht situationsbedingt auch muss und wer ein falsches Spiel spielt und andere Motive verfolgt.

Durch die verschiedenen Orte, Charaktere und neue Aufgaben des Gambits bleibt die Geschichte dynamisch und unvorhersehbar, sodass man den Roman nur ungern aus der Hand legt, da man wissen möchte, wie es für Ross und die anderen Teilnehmer des Wettkampfes weitergeht. Gut gelungen sind Kayvion die unterschiedlichen Nachwuchsdiebe, die alle ihre besonderen Stärken und Fähigkeiten mitbringen, sodass das Miteinander der Truppe immer wieder auf die Probe gestellt wird und man nie weiß, wer welche Ziele verfolgt. Gerade da alle den Sieg wollen, den nur einer bekommen kann, ist ziemlich sicher, dass eine große Portion Misstrauen von Vorteil ist.

Auch stilistisch lässt sich der Geschichte gut folgen. In insgesamt 47 Kapiteln, die sich über gut 400 Seiten erstrecken, sind gut gegliedert und lassen sich flüssig lesen. Viele umgangssprachliche Dialoge lassen die Handlung lebendig und alltagsnah wirken.

Fortsetzung folgt?

Mehr als nur eine Überraschung hält das Ende bereit, in dem Rosalyns Loyalitäten und Gefühle, eigentlich ihre ganze bisherige Welt, einmal komplett durcheinander gewürfelt werden. In einem kurzen Showdown geht es richtig zur Sache und ohne zu spoilern lässt sich sagen, dass das Ende in sich zwar abgeschlossen ist, sich dennoch so viele neue Fragen eröffnen, dass sich eine Fortsetzung mehr als anbieten würde. Ein kleines Manko gibt es an dieser Stelle leider doch, denn zwar erhöhen die vielen Wendungen die Spannung, gleichzeitig fällt es als Leser schwer, alle Stränge zu ordnen und man bekommt das Gefühl, dass die Logik etwas unter den vielen Überraschungen leidet.

Fazit

Ein gelungener Roman, der durch seine sympathischen Nachwuchsgauner gemischt mit einer großen Portion Romantik überzeugen kann. Durch viele unerwartete Wendungen bleibt die Geschichte bis zum Schluss offen und spannend, sodass man das Buch nur ungern aus der Hand legt!