Curious Tides

  • KJB
  • Erschienen: März 2024
  • 0

übersetzt von Bea Reiter; Hardcover, 640 Seiten

ISBN: 9783737343756

Curious Tides
Curious Tides
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Theresa Mürmann
8101

Jugendbuch-Couch Rezension vonApr 2024

Ein Fantasyroman voller Mystery, Intrigen und Magie

Wer in die Höhle von Dovermere geht, ist einfach nur leichtsinnig. Denn die Zeit folgt dort ihrem eigenen Tempo und die Flut kommt zu schnell, als dass man sich noch in Sicherheit bringen könnte. So ist es auch im Frühjahr passiert, als eine Mutprobe das Leben von acht Erstsemestern gefordert hat. Nur eine Studentin hat überlebt: Emory. Seit diesem traumatischen Erlebnis ist für sie nichts mehr, wie es einmal war. Denn sie hat ihre beste Freundin Romie in den Fluten verloren.

Emory studiert am renommierten Aldryn College, obwohl sie sich in ihrem Leben bislang immer als mittelmäßige Magierin gesehen hat. Ihre Kräfte als Heilerin beherrscht sie schon ganz gut, aber Romie stach sowohl mit ihrer Magie als auch mit ihrer einnehmenden Persönlichkeit immer aus der Menge heraus. Für Emory fühlt es sich so an, als wäre ein Stück ihrer selbst mit Romies Tod gegangen. Doch es ist auch etwas gekommen seit der Nacht in Dovermere: etwas Dunkles und Mächtiges. Emorys Magie hat sich in etwas Starkes und Unkontrollierbares verwandelt…

Dieser dicke Schmöker entführt in die Welt der Mondmagie

Bei ganzen 656 Seiten überlegt man es sich wohl zweimal, ob der Titel wirklich zu einem passt. Es kann eines vorweggenommen werden: Das Schriftbild ist nicht allzu klein, sodass sich der Leseerfolg ziemlich schnell einstellt. Abseits des Erscheinungsbildes, das mit seinem farbigen Buchschnitt übrigens sehr überzeugend ist, geht es in erster Linie natürlich um die Story selbst. Wir befinden uns im sogenannten Dark-Academia-Genre, das seinem Namen alle Ehre macht. Leichtigkeit und Sympathie stehen am Aldryn College zumindest nicht auf der Tagesordnung. Die Studierenden besitzen alle eine besondere Kraft der Mondmagie und sind eingeteilt in fünf Häuser: Neumond, Zunehmender Mond, Vollmond, Abnehmender Mond und Eklipse.

Emory gehört als Heilerin dem Haus Neumond an. Allerdings ist sie nicht die einzige Protagonistin, da ebenfalls aus der Sicht von Baz, Romies Bruder, erzählt wird. Diese Konstellation sorgt von Anfang an für eine gewisse Spannung, da die Leserinnen und Leser Baz‘ Rolle in dieser Handlung noch nicht wirklich zuordnen können. Sowohl zu Emory als auch zu Baz bleibt die ganze Zeit über eine gewisse Distanz, da nicht in der Ich-Perspektive geschrieben wird. Interessanterweise ist es letztlich Romies Bruder, der sich im Laufe der Handlung zum Sympathieträger entwickelt. Als mittlerweile einziger Student des Hauses Eklipse befindet er sich in einer Außenseiterrolle, da diese Magie unter den anderen Magischen als verdorben gilt. Eklipse-Geborene können ihre Kräfte ständig und unabhängig von ihrer Gezeitenausrichtung nutzen. Andere Mondmagierinnen und -magier müssen einen Aderlass durchführen, um ihre Magie außerhalb ihrer Mondphase wirken zu können. Allerdings scheint auch Emorys Magie seit der Dovermere-Nacht anderen Gesetzen zu folgen…

Nur ein Hauch von Romantasy

Ihre Liebe zu Romie führt Emory und Baz im Laufe der Handlung immer mehr zueinander. Sie erkennen, dass der verschwundene Epilog des legendären „Liedes der ertrunkenen Götter“ etwas mit dem Tod der acht Studierenden zu tun haben muss. Doch Emory kann sich nicht voll und ganz auf Baz einlassen, da es immer noch den charismatischen Kieran gibt, der sie im Frühjahr am Strand gefunden hat. Dieser übt eine unglaubliche Anziehung auf sie aus. Allerdings scheint er auch eine Menge hinter seiner Fassade zu verbergen.

Anders als in den meisten der momentan erscheinenden Fantasyromanen für junge Erwachsene steht die Liebe in dieser Story jedoch nicht im Fokus. Romantasy ist daher nicht die passende Bezeichnung. Zwar gibt es zwischendurch den Anschein einer Dreiecksgeschichte zwischen Emory, Keiran und Baz, aber diese spielt eher eine Nebenrolle. Dafür wird die Liebe zur Mondmagie umso ausschweifender zelebriert. Wie sind die Mondhäuser entstanden? Was hat es mit dem „Lied der ertrunkenen Götter“ auf sich? Wie kann die eigene Magie optimal genutzt werden?

Das Figurenrepertoire ist insgesamt durchaus divers gehalten, sowohl was die sexuellen Orientierungen angeht als auch die Identifizierung mit dem eigenen Geschlecht. Der non-binäre Charakter Jae verwendet beispielsweise das Neopronomen „xier“. Natürlich gibt es die eine oder andere Länge in der Story, aber gerade in der zweiten Hälfte der Handlung nimmt das Ganze doch ordentlich Fahrt auf. Wer es bis zum Ende der Story geschafft hat, wird sich nach einem fiesen Cliffhanger wohl auch auf den abschließenden zweiten Band der Dilogie „Stranger Skies“ freuen.

Fazit

Ein überzeugender Fantasyroman in einer magischen Welt, welche einen gewissen Sog ausübt. Wer nach der Lektüre ebenfalls das Meeresrauschen hört, darf schon auf das Finale hin fiebern.

Curious Tides

Pascale Lacelle, KJB

Curious Tides

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