Manchmal nimmt die Liebe auch zu viel Raum ein
Schon seit langer Zeit sind die Familien Lightwell und Havswood wegen eines Streits um Ländereien verfeindet. Davon unbeeindruckt und heimlich haben Elanor Lightwell, eine Mondfee, und Elijah Havswood, eine Waldfee, zueinander gefunden. Ihre Liebe ist stark und seit fünf Jahren beständig, auch wenn niemand etwas davon wissen darf. Bis zu dem Tag ihres 19. Geburtstags, an dem Elanor eine Vision hat: Es soll ein Fluch existieren, der beide Familien in den Abgrund reißt, sollten Elanor und Elijah sich je wieder küssen. Für Elanor bricht eine Welt zusammen…
Ein Neuanfang muss her, denn sie und Elijah sollen dringend auf Abstand gehen. An der irischen Moonlight Academy für Feen angekommen, möchte Elanor von vorn beginnen. Was jedoch nicht so einfach wird, als ihr kurz darauf Elijah gegenübersteht, der aus familiären Gründen ebenfalls die Academy besuchen muss. Doch obwohl die Gefühle füreinander trotz des Fluchs ungebrochen stark sind, merkt Elanor plötzlich auch, dass es eine Welt ohne eine Beziehung mit Elijah geben könnte. Und damit hat nicht zuletzt auch der attraktive Kampftrainer Kylian etwas zu tun.
Eher Romance als Fantasy
Wer sich auf Julia Kuhns zweiteiliger „Ravenhall Academy“ schon wohl gefühlt hat, wird sich vermutlich auf diesen Titel gefreut haben. Vorwissen wird zu keiner Zeit benötigt, jedoch dürften einige Anspielungen vermutlich besser verstanden werden, wenn man sich auch bereits in dem Universum der Hexen auskennt. Eine Bonusgeschichte am Ende bringt die beiden Storyfäden und Figuren außerdem noch einmal zusammen.
Einen Pluspunkt hat „Moonlight Academy“ jedoch gleich vorweg zu verzeichnen: Es ist ein in sich abgeschlossener Einzelband. Wer im Jugendfantasy-Genre unterwegs ist, darf sich also freuen, nicht direkt eine drei- bis vierbändige Reihe im Gepäck zu haben, sondern eine Story nach der letzten Seite abgeschlossen zu haben. Keine Sorge, ein zu komprimierter Inhalt ist nicht das Problem der Geschichte. Vielmehr ist es der Fokus der Handlung, denn dieser liegt viel zu sehr auf Elanors und Elijahs Liebe. Romantik mag manch düsteren Plot erhellen, aber als Spannungskiller ist sie eher ungeeignet.
Die Geschichte lebt im Grunde genommen von zwei Handlungssträngen: Da ist die verbotene Liebe zwischen Elanor und Elijah, die quasi rund um die Uhr eine Rolle spielt, und zwischendurch zu einem Love Triangle mit Kylian wird. Durchkreuzt wird das Gefühlchaos durch mysteriöse Vorfälle und sogar einen Mord, bei denen ein ausgestorben geglaubter, verfluchter Feenclan seine Hände im Spiel zu haben scheint. Trotz einer konkreten Bedrohungslage scheint die Protagonistin aber immer sehr entspannt zu sein und am Ende des Tages eher darüber nachzudenken, welche Auswirkungen Ereignisse auf ihre Beziehung zu Elijah hatten als darüber, ob sie knapp dem Tod entkommen ist. So wird Elanor auf der Fahrt zu einer gefährlichen Mission gegen den dunklen Feenclan beispielsweise durch einen Radiosong komplett aus der Bahn geworfen, da dieser auf der gemeinsamen Playlist von damals stand.
Ein Klischee jagt das nächste
Gerade in Bezug auf das Rollenverständnis Mann - Frau greift die Story ganz tief in die Klischee-Kiste. Den übertriebenen Beschützerinstinkt der männlichen Feen kann man vielleicht noch ertragen, aber dass Elanor von Elijah immer häufiger als „mein Mädchen“ bezeichnet wird, ist dann doch eine Nummer zu viel. Immerhin besser als Kylians Kommentar zu Elanors Essgewohnheiten: „Eine ganz Süße also.“ Nicht zur vergessen, dass Letzterer als Kampftrainer natürlich wahnsinnig muskulös und gutaussehend ist. Immerhin gibt es auch Beziehungen außerhalb des heterosexuellen Spektrums. Alles in allem sind die Figuren aber zu oberflächlich gezeichnet und man dringt kaum zu ihrer Persönlichkeit vor.
Dennoch: Der Spannungsbogen am Schluss ist noch einigermaßen gelungen, wenn auch nicht wahnsinnig überraschend und sehr überzeichnet. Als Ergänzung für Fans der Ravenhall Academy also sicherlich eine nette Zugabe, aber als Neueinsteiger überzeugt dieser Titel nicht wirklich.
Fazit
Wer auf der Suche nach einer ganz leichten Romantasy-Story mit mehr Liebe als Magie ist, dürfte sich hier wohlfühlen. Für alle anderen gibt es viele Alternativtitel in dem großen Genre.
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