Der romantische Teil unterhält gut, der sportliche Teil beschränkt sich eher auf Matratzensport
Carter Becket surft problemlos durch das Leben. Sofern man so etwas über einen Eishockey-Spieler sagen kann. Er ist Stammspieler bei den "Vancouver Vipers", verdient ein achtstelliges Jahresgehalt und wenn ihn die Braut Lauren oder Lacey oder Lily, oder wie sie auch immer heißen mag, anfängt zu nerven, dann bestellt er ihr ein Uber und spielt lieber mit seinem Kumpel "Call of Duty" und gönnt sich dabei eine reale Süßigkeit - seine geliebten Oreos. Die Mädels sind für ihn eben One-Night-Stands, daraus hat er noch nie ein Geheimnis gemacht und langsam sollte sich das auch herumgesprochen haben.
Aber auch so ein cooler Typ wie er muss ab und zu ein paar soziale Verpflichtungen einhalten und so findet er sich ziemlich müde und unlustig dann doch auf Caras Geburtstag ein. Sie ist die neue Freundin seines besten Freundes Emmet und hat ihnen schon wegen geringerer Vergehen mit Kastration gedroht. Also kurz einmal vorbeischauen, grüßen, ein paar Gläser trinken und wieder durch die Tür aber ... Moment mal ... Wer ist dieses unbekannte heiße Geschoss? Am Ende des Abends weiß Carter: Sie heißt Olivia, ist Caras beste Freundin, sie kann ihre Getränke selbst bezahlen und sie ist nicht gewillt, eine weitere Kerbe in seinem Bettpfosten zu sein. Sie hat ihn sogar als etwas bezeichnet, was sich auf "Barschkoch" reimt, und das kann der erfolgsverwöhnte Carter so gar nicht wegstecken. Sein Ehrgeiz ist geweckt - und vielleicht sogar etwas anderes...
„Hi Mama“ - und jedes Mädchen bekommt weiche Knie
Becka Mack beginnt ihren ersten Band der „Playing-for-keeps“-Serie mit dem egozentrischen Carter Becket. Ehrlich gesagt - es ist Anfangs nicht einfach ihn auch nur ansatzweise zu mögen. Sicherlich liegt vieles an dem Medium Buch. Das zeigt uns zu Beginn der Geschichte eben nicht seine oft beschriebenen glitzernden, grünen Augen und sein schiefes Grinsen. In einem Film käme das charmanter rüber und der/die Leser*in wäre nicht auf seine teilweise doch recht doofen Anmachsprüche beschränkt oder auf sein Verhalten, das vielleicht schon ganz gut als übergriffig durchgehen könnte. Manchmal fragte ich mich, ob er überhaupt mal ab und zu eine Frau abschleppen könnte, wenn er denn nicht der Top-Spieler der NHL wäre und seine Brötchen vielleicht einfach als - sagen wir mal - Augenoptiker verdienen würde. Manchmal fragte ich mich auch, welche Frau komplett ihre Selbstachtung aufgibt, um sich mit so einem Dummschwätzer abzugeben, und wer eigentlich die Kerbe in wessen Bett ist. Aber gut. Was ihn ein wenig sympathisch macht, ist aber immerhin, dass er aus seinem Herzen keine Mördergrube macht. Carter ist der Bad Boy der Geschichte und er gefällt sich in diese Rolle. Wo ist der nächste Fettnapf, damit Carter gezielt und gewollt in ihn hereinspringen kann? Positiv formuliert erinnerte er mich oft an den trampeligen - aber freundlichen - Goofy aus dem Micky-Mouse-Universum.
Goofy und das „Donnerschwert“
Goofy - pardon - Carter lernt auf einer Party dann die kleine, energische Olivia kennen und für den Fall, dass die Leser*innen das vergessen können, wird oft und gerne betont, dass Olivia wirklich klein ist und dass das neben dem großen Carter zu einem besonderen Kontrast führt - aber natürlich verlieben sich die beiden ineinander und Mack erzählt auf weiteren 618 Seiten ihre Liebesgeschichte. In romantischer Hinsicht passiert da eigentlich nicht so viel, denn auch Liebesgeschichten zwischen Promis können ganz unspektakulär verlaufen, wenn man auf die Basics guckt. Sexuell gesehen sieht die Sache schon anders aus und auch wenn ich aus der New-Adult-Reihe doch schon einiges gelesen habe, gingen die detaillierten Beschreibungen hier schon sehr weit. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass einige fehlende Spannungsbögen durch andere Höhepunkte kompensiert werden sollten - möglicherweise ist das aber auch Ansichtssache.
Letztendlich läuft die Romanze von Carter und Olivia ganz traditionell auf den großen Tag hinaus, als es dann doch noch ein großes Hindernis gibt. Ich hatte damit gerechnet, weil so ganz glatt, darf so eine Geschichte nicht verlaufen. Ich hätte aber ehrlich gesagt dann doch eine besser erzählte, glaubhaftere Krise erwartet. Allerdings gab sich die Autorin vermutlich so viel Mühe, keinen Kratzer am Image ihres Helden zuzulassen, dass diese eigenwillige Konstruktion die einzige Möglichkeit darstellte.
Fazit
Becka Mack präsentiert ihren ersten Band der „Playing-for-keeps“-Serie und erzählt die Liebesgeschichte zwischen dem tapsigen Goofy als Eishockeyspieler und Lara Crofts kleiner Schwester als Lehrerin. Der romantische Teil unterhält gut, der sportliche Teil beschränkt sich eher auf Matratzensport und davon abgesehen wird eine typische Romanze, aufgepeppt mit ein wenig Eishockey-Szenario erzählt. Als Urlaubslektüre am Pool ist das sicher ganz gut geeignet, dank farbigem Buchschnitt und Pastellfarben sieht das Buch hübsch aus und wem das reicht, der hat sein Geld sinnvoll ausgegeben.
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