Wenn tausend Worte sagen, wofür hundert Worte reichen
Die Familie Evergreen hat ein harter Schicksalsschlag getroffen. Bei einem tragischen Unfall verstarb das Familienoberhaupt Charles Evergreen und auch wenn Odell, der älteste Sohn, schon früh darauf vorbereitet wurde, einst das Familienimperium zu übernehmen, so fühlt er sich dazu noch nicht in der Lage. Die Familientradition stellt ihm auch noch eine besonders schwere Aufgabe: Wenn Odell CEO des Unternehmens werden will, muss er ein neues Produkt kreieren und mit ihm den Markt erobern. Aber das ist unmöglich, hat er doch bei dem Unfall einen unerlässlichen Sinn verloren, den er für seinen Beruf braucht: Die Familie Evergreen genießt nämlich einen großartigen Ruf als Parfumeure und wie soll Odell, der seit dem Unfall nicht mehr riechen kann, ein Parfum entwickeln, das zeigt, dass das Imperium auch ohne den Vater weiter bestehen kann? Die Situation scheint aussichtlos.
Ein winziger Hoffnungsfunken flackert allerdings mit Emmeline, die als Tochter der Haushälterin mit den Geschwistern groß geworden ist, auf. Schon als Kind hatte sie den absoluten Geruchsinn und die Welt der besonderen Gerüche ist ihr nicht fremd. Aber wird Emmeline ihm helfen wollen? Schließlich waren sie einmal mehr als nur gute Freunde - bis zu dem Tag, an dem Odell sie ohne weitere Erklärungen von sich stieß.
Romantisch und wunderschön aufgemacht
Merit Niemeitz erzählt in ihrem ersten, wunderschön gestalteten und mit Blümchenschnitt versehenen Band der „Evergreen Trilogie“ die Liebesgeschichte zwischen Odell und Emmeline. Als Teenager hatten sie sich schon einmal verliebt, tauschten ihre allerersten, noch ein wenig schüchternen Küsse, aber - wie das manchmal so ist - es hat nicht geklappt. Niemeit lässt beide in ihrem Buch kapitelweise aus der Gegenwart und aus ihrer Vergangenheit erzählen. Das passiert aber sehr, sehr getragen und zäh und irgendwie kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass beide weder richtig Spaß am Leben noch an ihrer Gegenwart hatten. Vieles wirkt so, als wäre ein schwarzer Filter vor die Handlung gelegt und so richtig Freude kam beim Lesen nicht auf.
Die reichen Kinder und das Leben hat keinerlei Schwung
Das liegt aber insbesondere auch an den Helden des Romans, die in den besten Momenten blass und blutleer und ansonsten steif und mit Emotionen überfrachtet wirken. Im Ausblick auf weitere Bände wird dann auch nicht nur von Odell und Emmeline erzählt, sondern es werden auch Odells Geschwister Marigold und Keaton vorgestellt. Jede und jeder tritt mit seinen und ihren Problemen und Wünschen auf und richtig spannend und lebensbejahend ist auch hier nix. Ich muss aber auch zugeben, dass ich mit Emmeline nicht so richtig warm wurde und sicher wurde das nicht besser, als erzählt wurde, welches Geheimnis sie mit sich herumträgt.
Immerhin - die Geschichte über die Parfumentwicklung bringt dann doch ein wenig Schwung in die Handlung. Allerdings ist es ein langer Weg, ehe einmal erzählt wird, was seinerzeit zwischen Odell und Emmeline passierte und ehrlich gesagt war mir unklar, warum sich diese Geschichte im Prinzip dann doch einfach noch einmal ereignete. Generell wurde aber einiges zu oft wiederholt und dass Emmeline über eine „Super-Nase“ verfügt, das hatte ich auch schon mit der ersten - oder sagen wir zweiten - Erwähnung verstanden.
Fazit
Ein schön aufgemachtes Buch und eine romantische Idee sind ein vielversprechender Start, aber dann sollten auch ein paar spannende Charaktere für den richtigen Schwung dieser Liebesgeschichte sorgen.
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