Auf einen holprigen Einstieg folgt eine spannende Reise in die Welt der Dschinn und Menschen
Alizeh führt ein Leben am Rande der Gesellschaft, welche nach einem unendlich langen Kampf zwischen den Menschen und den Dschinn endlich „Frieden“ gefunden hat. Ein Trugschluss, denn die Dschinn werden von den Lehmlingen unterdrückt und verachtet. Als einfaches Dienstmädchen trägt Alizeh fast rund um die Uhr ihre Snoda, um das Gesicht und vor allem ihre Augen zu verdecken. Denn sie ist selbst eine Dschinn. Doch nicht nur das: Sie ist die verschollene Königin des Dschinn-Volkes, deren Rückkehr von der Obrigkeit gefürchtet wird…
In seiner Rolle als Kronprinz fühlt sich Kamran mehr als unwohl. Er hat das Gefühl, den Ansprüchen seines regierenden Großvaters, König Zaal, nicht gerecht zu werden. Außerdem scheinen ihn die Minister auch nicht wirklich ernst zu nehmen. Doch als er im Umgang mit einem schwer verletzten Straßenjungen Barmherzigkeit zeigt, sind die Augen der Öffentlichkeit plötzlich alle auf Kamran gerichtet. Was die Leute nicht wissen: Seiner scheinbaren Hilfsbereitschaft dem Jungen gegenüber, ging das erste Zusammentreffen mit Alizeh voraus, die von Anfang an eine ungeheure Faszination in ihm auslöst…
Ein Königreich auf der Suche nach seiner Regentin
Die Fans der Bestsellerautorin Tahereh Mafi haben wahrscheinlich lange auf den Start der neuen Trilogie hingefiebert. Nach dem TikTok-Erfolg der „Shatter Me“-Reihe sind die Erwartungen hoch. Tatsächlich braucht es jedoch ein paar Kapitel, um warm zu werden mit der Story und den Figuren. Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Alizeh und Kamran, jedoch stets in der dritten Person und im Schreibstil sehr distanziert und förmlich. Während man der Dschinn gegenüber sehr schnell Empathie und Mitgefühl empfinden kann, braucht der Zugang zur Figur des Kronprinzen etwas länger. Erst mit der Zeit wird einem die Tragik seiner Rolle im Königreich sowie das Trauma seiner Kindheit durch den Tod des Vaters bewusst.
Es fühlt sich beim Lesen so an, als stünde man neben Alizeh und Kamran und würde ihr Handeln und die Emotionen aus gewisser Entfernung beobachten. Einmal an diesen besonderen Schreibstil gewöhnt, übt die Geschichte der Lehmlinge und Dschinns einen gewissen Sog aus, dem es sich nur schwer zu entziehen gelingt. Verrat, Intrigen und stete Wendungen erzeugen außerdem einen Spannungsbogen, der bis über das Ende hinaus anhält. Eher selten bewegt sich das Fantasygenre für junge Erwachsene in der orientalischen Mythologie und Kultur. Die Schauplätze, die Sprache, die Beschreibungen von Essen, Getränken und Gerüchen sorgen für eine einnehmende Atmosphäre.
Eine Liebe, die nicht sein darf
Die Anziehung zwischen Alizeh und Kamran ist trotz weniger Begegnungen und Gespräche nahezu unmittelbar spürbar. Doch ihre Gefühle füreinander sind verboten, denn Alizeh ist die untergetauchte Königin der Dschinn, die sich bei einem Wiedererstarken ihrer Macht dem Königreich Ardunias und den Lehmlingen entgegensetzen würden. Zu sehr haben die Dschinn unter den Menschen gelitten. Für viel Romantik ist den Großteil der Handlung jedoch gar keine Zeit, vielmehr wirkt die Beziehung Alizehs und Kamrans wie ein stilles Abkommen mit ungewisser Zukunft. Manchmal muss man sich in die Gefühlswelt daher eher reindenken, als dass sie offen spürbar ist.
Angenehm ist, dass sowohl das Figurenrepertoire als auch die Story selbst nicht, wie bei einigen Fantasyschmökern, überladen und schwer zu verfolgen sind. Nach und nach gewinnen die Handlungsstränge und Charaktere durch enthüllende Details an Schärfe. Nicht selten wird man dabei ähnlich überrascht wie vom furiosen Finale am Ende, das ein Vorgeschmack auf den bald erscheinenden zweiten Band ist. Es bleibt spannend.
Fazit
Ein ansprechender Auftakt der Trilogie voller Spannung, Überraschungen und einer Portion Romantasy. Ein paar Schwächen sind da, sorgen aber nicht für weniger Vorfreude auf die Fortsetzung.
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