Schöner Roadmovie mit unnötigem Hokuspokus
Hugh Copper bewertet Geschichten, Filme und manchmal auch die Lebensläufe von Menschen danach, wie sie geendet sind. Dazu betreibt er eine eigene Homepage. War das Ende einer Geschichte logisch, das eines Films mitreißend und passend, das eines Lebens würdig? Er selbst kann zum Thema „Ende“ einiges beisteuern, denn seine beiden Eltern sind bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Zwar starben sie als Helden - aber tot sind sie trotzdem. Seitdem ist bei Hugh und seiner Schwester Ellen einiges aus den Fugen geraten, wogegen in ihrem Zuhause dagegen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Das aber wünscht sich Hugh auch für sein Leben. Es soll alles so bleiben wie es ist, nichts soll sich verändern. Da so etwas aber auch im eher beschaulichen Washington DC nicht möglich ist, passt es Hugh eigentlich gar nicht mal so schlecht in den Kram, als ihn seine ehemalige Klassenkameradin Olivia Moon zu einer Fahrt nach New York überredet. Problematisch ist dabei allerdings in erster Linie, dass Hugh kein eigenes Auto besitzt und der einzige fahrbare Untersatz der Eiswagen seiner Schwester wäre. Mit diesem Gefährt verkauft er sonst deren selbstgemachtes Eis an große und kleine Kunden, doch kann man in so einer Situation nicht wählerisch sein. Ausgestattet mit vielen Litern entführtem Speiseeis gehen Hugh und Olivia auf die große Fahrt - dieses Mal mit einem Ende, das sich sicher nicht voraussehen lässt.
Heute im Angebot bei "Killer Ice Cream": Banana-Bundy, Weiße-Schokolade-Wuornos und Green-River-Minzeis
Die US-Amerikanerin Molly Morris erzählt in ihrem ersten in Deutschland veröffentlichten Buch von einer ungewöhnlichen Reise. Da machen sich der Ich-Erzähler Hugh Copper und lange Zeit aus den Augen verlorene ehemalige Klassenkameradin Olivia Moon in einem – „ausgeborgten“ – Eiswagen auf die Reise. Beide haben in ihrem Leben schon einiges an Kummer erfahren: Hugh verlor seine Eltern, Olivia ihre Mutter und so nehmen die beiden einiges an unbewältigtem Gepäck mit auf den Weg. Ihr großes Ziel ist New York und wenn das auch auf Landkarte nicht so wahnsinnig weit weg ist, macht es für die beiden aus unterschiedlichen Gründen große Schritte aus.
Molly Morris hat in diesem Buch einiges an schönen Ideen verbaut. Nicht nur, dass Olivia und Hugh mit einem ungewöhnlichen Fahrzeug unterwegs sind - speziell sind auch dessen ungewöhnliche Eissorten. Sie wurden alle von Ellen kreiert und tragen die Namen amerikanischer Serienmörder. Berührend und schön erzählt ist auch die Geschichte, wie sich die beiden Außenseiter auf die Reise machen und sich langsam einander öffnen. So erfährt der Leser/die Leserin auch, dass Hugh auch gelegentlich ein Ende - und damit insbesondere das seiner Eltern - schön einfärbt, damit vielleicht doch noch irgendein Sinn darin zu erkennen ist. Sensibel geschildert ist zudem das Verhältnis zu seiner Schwester Ellen, die nach dem Tod der Eltern die Schule abbrach und mit dem Verkauf von Eis ihr eigenes kleines Geschäft gründete, jetzt aber überlegt, weiterzuziehen.
Warum dieser Fantasy-Teil?
Neben dieser klaren Reiseerzählung irritierte mich aber ein zusätzlich eingebauter Fantasy-/Mystery-Teil, der auch nie so richtig aufgeklärt wird. So verfügt Olivia offensichtlich über selbstheilende Kräfte, was Hugh erstmalig erfährt, als sie von einem Dach stürzt. Warum, woher diese Kräfte kommen, wird nicht näher thematisiert und neben der lebensnahen Geschichte bildet das einen Stolperstein in dieser sonst realistisch wirkenden Erzählung. Hier hätte ich der Autorin mehr Mut gewünscht, es bei ihrer schlichten, überzeugenden Erzählung zu belassen. Ganz ohne Mystery-Elemente lernen wir mit Hugh den Wert von Freundschaften zu erkennen und erfahren auch einiges in der Frage, ob tatsächlich alles Gold ist was glänzt oder ob das hübscheste Mädchen der Schule auch das mit dem größten Herzen sein muss.
Fazit
This is (not) the end erzählt ein berührendes, lebendiges Roadmovie in einem verrückten Gefährt und das allein hätte - auch ohne Mystery - vollkommen ausgereicht.
Deine Meinung zu »This Is Not The End«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!