Skogland brennt

Das politisch hin und hergerüttelte Skogland ist endlich auf einem guten Weg: Der Putschversuch an der aktuellen Regierung liegt nun anderthalb Jahre zurück, diejenigen, die damals den König stürzen wollten, sitzen in Haft oder sind aus dem Land geflohen und langsam macht sich das Land auf, um seine großen Probleme zu lösen. Viele junge Menschen arbeiten insbesondere daran, die Kontraste zwischen dem reichen Süden und dem unterprivilegierten Norden des Landes aufzuweichen. Dazu gehört Jarven, die sich nach einer wechselvollen Geschichte als Dritte in der Thronfolge das Landes wiederfand. Sie besucht mit ihrer besten Freundin Ylva und ihrem Freund Joas ein Eliteinternat, aber auch hier werden sie von politischen Fragen und Problemen heimgesucht.  Ein besonderer Störfaktor ist Hjalvar, der aus einer adeligen Familie stammt und davon träumt, sich mit einem schrecklichen Attentat ein düsteres Denkmal zu setzen. Neben ihm sind aber auch noch andere Mächte aktiv, um die junge Demokratie Skoglands wieder in eine Diktatur zu verwandeln. Da ist zum einen eine wiedererstarkende rechtsradikale Partei APP, die an die Macht strebt, zum anderen wird das Land aber auch durch Aktionen einer revolutionären Gruppe gebeutelt. All das zerreißt auch irgendwann die kleine Gemeinschaft des Internates. Joas geht auf Wunsch seines Vaters in den Untergrund, um die Aktionen der Terroristen zu unterwandern, Ylva und Jarven dagegen wollen auf friedlichem Weg eine bessere Zukunft schaffen und geraten bei einem Friedenscamp unmittelbar in die Schusslinie von Hjalvars grausamen Attentat. Werden die Kinder Skoglands diese schrecklichen Bedrohungen überleben können?

Die neuen Methoden der „Rattenfänger“

Kirsten Boie schildert in ihrem dritten Band der Skogland-Trilogie welche Kämpfe die junge Demokratie des fiktiven Landes Skogland auszustehen hat, um seine Staatsform zu erhalten. Das klingt hier ein wenig trocken - dennoch fesselt das Buch von der ersten bis zur letzten Seite. Auch wenn einem diese Bezeichnungen „fesselnd“ und „spannend“ manchmal fast im Halse stecken bleiben und vor den ganzen schlimmen Ereignissen unpassend wirken. Viele politische Bewegungen sind erschreckend realistisch gezeichnet. So beschreibt die Autorin anschaulich, wie zum Beispiel die antidemokratischen Bewegungen der APP schnell und effektiv in der Lage sind, die Menschen für ihre Ideen zu begeistern. Es wird nicht mehr nur zu militärischen Aktionen gerufen, sondern sie beeindrucken im gesellschaftlichen und kulturellen Leben, sollen doch durch den populären Sänger Frode Bergmann ganz neue Unterstützer gewonnen werden. Perfide wird hier auch geplant, dass es ein toller Erfolg für die Partei wäre, wenn der Sänger und Jarven ein Paar würden und so wird die Ahnungslose, die ohnehin von Liebeskummer geplagt wird, in das Ränkespiel des Sängers verwickelt. Schön ist in diesem Zusammenhang auch dargestellt, dass die Heldinnen und Helden der drei Bände auch zu den ganz normalen Jugendlichen gehören: Sie verlieben sich, leiden wenn der Partner plötzlich - vermeintlich - untreu wird oder sind auch gelegentlich mit ihrer Figur oder ihrem Körper unzufrieden.

Erschreckend realitätsnah

Kirsten Boie gibt in diesem Band immer wieder Rückblicke auf die vergangenen Geschehen der Vorgängerbände. Grundsätzlich können auch die Leser*innen, die diese Werke nicht gelesen haben, der Handlung folgen, trotzdem hat man oft das Gefühl, man hätte etwas verpasst und es würden Informationen fehlen. Dennoch ist es einfach der Handlung zu folgen und sich von der schnell aufgebauten Spannung mitreißen zu lassen. Ehrlich gesagt, sah ich mich am Anfang so stark an die Geschehnisse um Anders Breivik und die Morde in Utøya erinnert, dass ich längere Zeit zweifelte, ob es sich nicht eigentlich um eine Schilderung dieses realen Attentats handelt. Dazu trägt vor allem der unvermittelte Einstieg bei, der in einem Zeitsprung bei der Ausführung von Hjalvars Attentat beginnt. Vor diesem Hintergrund ist allerdings klar, dass Skogland brennt keine einfache Lektüre ist. Boie schildert manchmal erschreckend kühl und detailliert, wie Hjalvar seine Pläne verfolgt, ein fröhliches Jugendcamp in ein Blutbad zu verwandeln. Damit ist es aber nicht getan, sondern es kommen auch noch die Vertreter der rechtsradikalen APP zum Zuge, die seine Taten für sich nutzen und unliebsame Zeugen zum Schweigen bringen wollen.

Fazit

Kirsten Skoie zeigt anschaulich, lebendig und sensibel, aber manchmal auch kalt und deutlich, wie ein Gruppe junger Leute in den Strudel von Hass und Gewalt gezogen werden. Die Leserinnen und Leser können sich mit vielen der sympathischen Jugendlichen und der Menschen Skoglands identifizieren und so ist es bis zum Schluss ein großes Bangen, ob Jarven, Ylva und Joas einmal mehr ausdiesen Gefahren hervorgehen oder ob auch sie einen schrecklichen Blutzoll stellen müssen.