Break through my Defense
- Moon Notes
- Erschienen: Juli 2024
- 0
Broschur, 400 Seiten
Band 1 von 2 aus der Cape Coral-Reihe
ISBN: 9783969760604
Die Liebe in Zeiten des schlechten Benehmens und der Vorurteile
Payton Cunninghams heile Welt wird an dem Tag zerstört, als ihre Eltern bei einem tragischen Autounfall ums Leben kommen. Außer Freundin Kat ist niemand mehr da, auf den sie sich verlassen kann und es soll noch schlimmer kommen: Onkel Jeff, der Bruder ihres Vaters, eröffnet ihr, dass ihr Elternhaus in Tennessee überschuldet ist und sie es nicht halten kann. Es bleibt ihr nur eines: nach Cape Coral, Florida zu übersiedeln, wo die Familie ihres Onkels lebt, um dort wieder auf die Füße zu kommen.
Payton hasst jetzt schon alles: Sie hasst Cape Coral, sie hasst Florida, sie hasst das oberflächliche Leben, das ihr Onkel und seine Familie dort führen. Aber es hilft nicht - sie hat keine Wahl, will sie nicht überschuldet ganz alleine dastehen und so reist sie mit Onkel Jeff in den verhassten sonnigen Bundesstaat. Natürlich ist da alles furchtbar - alle Leute haben Modelmaße, tragen nur ein paar Fäden am Leib und scheinen außer Sport und Diäten keine Hobbies zu haben. Payton findet es unerträglich. Bis sie Cameron, den charismatischen Quarterback der Cape Coral Tigers, kennenlernt. Er scheint alle Kritikpunkte an Floridas Menschen in sich zu vereinen - obwohl: Oberflächlich scheint er nicht zu sein... und unter dem Blick seiner Augen kann ein Mädchen dahinschmelzen. Natürlich nicht ein Mädchen wie Payton. Oder vielleicht doch?
Vorurteile funktionieren in verschiedene Richtungen
Mimi Heeger erzählt im Auftakt ihrer Cape-Coral-Dilogie von der 20jährigen Payton, die ein schrecklicher Schicksalsschlag nach Florida verschlagen hat. Payton hat es dazu nicht immer leicht gehabt. Als Jugendliche wurde sie in der Schule hässlich gemobbt, ist sie doch mehrgewichtig und entsprach somit nicht dem strengen Körperdiktat, das viele Zeitungen und Internetformate den Menschen vermitteln wollen. Es ist daher natürlich nicht überraschend, dass Payton mit vielen Ängsten behaftet ihrem Onkel nach Florida folgt. Was mich aber wunderte, war die Vielzahl der Vorurteile, die unsere als Ich-Erzählerin auftretende Heldin gegen normalgewichtige oder auch sehr schlanke Menschen und damit auch gegen ihre eigene Familie abschießt. Laut ihrer oft und gerne geäußerten Meinung sind alle oberflächlich, „watscheln in knappen Jeansshorts und fransigen Bikinioberteilen durch die Stadt und feiern sich selbst“ und alles, was sie tun, ist niemals gut genug um den Ansprüchen der gebeutelten Heldin zu entsprechen. Dieses schön aufgemachte, bonbonbunte Buch hätte neben den Stichworten „College Romance“ oder „Enemies to Lovers“ - was ohnehin nicht so recht zutrifft - auch ruhig noch den Begriff des „Fremdschämens“ nennen können. Mir zumindest ging es öfters so. Beeindruckend war auch, was Payton gelegentlich gegenüber ihrer Familie abschießt, die sie immerhin freundlich aufgenommen hat und bei sich wohnen lässt.
Märchenhafte Liebesgeschichte
Erzählt wird dann natürlich die Liebesgeschichte zwischen dem Star des örtlichen Football-Teams Cameron und Payton. Sie lernen sich kennen, wechseln ein paar Worte, haben irgendwann zum ersten Mal Sex und schon sind sich beide sicher, dass sie die Liebe ihres Lebens gefunden haben. Bei Payton, die immer wieder Lanzen für mehrgewichtige Menschen brechen muss, wundert mich ehrlich gesagt, warum es denn dann doch ein durchtrainierter, mit Six-Pack ausgestatteter Supersportler sein muss. Wäre es hier nicht dann doch glaubhafter gewesen, wenn sie sich in den mehrgewichtigen, jungen Mann verguckt hätte, der für die Schachmeisterschaften qualifiziert ist? Aber ein Märchen folgt eben nicht einer solchen Logik. Genau wie ein Märchenheld es nicht krumm nimmt, wenn seine Auserkorene ihn gelegentlich anherrscht, sich vor seinen Freunden - vorsichtig formuliert - eigenartig aufführt oder nicht widerspricht, wenn ihre beste Freundin seine Heimat in seinem Beisein als „Barbie-Horrorwelt“ bezeichnet. Mir fiel es ehrlich gesagt manchmal schwer zu lesen, was Payton abschnittsweise von sich gab und für alles war der erlittene Verlust dann auch nicht immer eine ausreichende Erklärung.
Was den Roman aber dann vor dem endgültigen Absturz bewahrte, waren einige schön erzählte Momente und auch die glaubhaft erzählten Ängste Paytons vor ihren körperlichen Unzulänglichkeiten - seien sie real oder seien sie nur gedacht - überzeugten. Wer hat sich nicht manchmal gesorgt, ob der eigene Körper irgendwelchen Idealvorstellungen entspricht und schämte sich davor, sich einmal nackt zu zeigen? Heeger beschreibt diese Ängste einfühlsam und authentisch und schön ist auch, dass ein empfindsamer, freundlicher Partner diese Nöte ernst nehmen und entkräften kann. Payton selbst erkennt auch irgendwann, dass viele ihrer Urteile über ihre Familie oder ihre neuen Bekannten tatsächlich selbst stark von Vorurteilen geprägt waren und hier setzt auch für sie eine neue Entwicklung ein.
Fazit
Mimi Heeger erzählt eine märchenhafte Liebesgeschichte und eigentlich könnte man sagen, dass es eine Geschichte über zwei Menschen ist, die sich ineinander verlieben und für die dann die andere Person die Schönste ist, die sie auf der Welt je gesehen haben. Das wäre dann tatsächlich ein Stoff, aus dem gute Liebesgeschichten gemacht sind und die dann auch einfach schön erzählt werden können.
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