Nichts für schwache Nerven - an dieser düsteren Schule könnte alles passieren und das tut es auch
Clementine Calder hat die Academy und die Insel vor der amerikanischen Golfküste, auf der sich die Schule befindet, in ihrem Leben noch nicht einmal verlassen. Obwohl sie, strenggenommen, eigentlich gar nicht zu ihren Mitschülerinnen und Mitschülern passt. Zwar hat auch Clementine übernatürliche Fähigkeiten, kann Geister sehen und ihre Gestalt wandeln, doch jegliche Magie wird an der Calder Academy unterdrückt. Denn die Schule ist ein Ort für gefährliche Paranormale, die allesamt eine dunkle Vergangenheit haben und auf die Insel verbannt wurden. Warum Clementine trotzdem hier ist, liegt daran, dass ihrer Familie die Calder Academy gehört.
„Dark Academy“ ist eine perfekte Umschreibung für diese Schule. Denn Highschool-Themen und Teenie-Probleme haben hier keinen Platz. Clementine wird für kleinere Vergehen allzu oft mit dem Chrickler-Dienst bestraft. Im ersten Moment niedlich anmutende Wesen, im nächsten wahre Monster. Dabei sind das wohl nur die harmlosen, denn unten im Keller der Calder Academy scheinen seit einiger Zeit noch mehr lebensbedrohliche Gefahren zu lauern. Doch nicht nur das: Eigentümliche Dinge gehen vor sich und die ansonsten gebannte Magie bricht sich immer wieder Bahn. Auch Clementine wird von Kräften übermannt, die sie nie zu kontrollieren gelernt hat…
Wenn deine schlimmsten Albträume wahr werden
Vor allem seit den „Katmere-Academy-Chroniken“ besitzt die US-amerikanische Autorin Tracy Wolff eine große Fangemeinde, die dieser neuen Trilogie sehnlichst entgegengefiebert hat. Wem Erstere gefallen haben, für den ist die „Calder-Academy“-Reihe quasi ein Muss, da es sich um ein Spin-Off handelt. Die Altersangabe des Verlages („ab 14“) halte ich für ziemlich gewagt, da die einleitende Triggerwarnung bei diesem Buch definitiv angebracht ist. Horrorelemente, Monster, grausige Kampfszenen und etliche Todesfälle ziehen sich wie ein roter Faden durch die Handlung.
Tatsächlich fällt der Einstieg in die Story nicht besonders leicht. Ein bisschen fühlt man sich beim Lesen wie ausgesetzt auf der Insel der Paranormalen. Wie genau die Welt der Magiebegabten aussieht, wie sie aufgebaut ist und welche Wesen zu ihr gehören - das alles erschließt sich im Laufe der Handlung langsam, wenn auch nicht vollständig. Dabei sind es nicht nur Vampire, Hexen oder Fae, die die Calder Academy ihr Zuhause nennen. Sondern auch Oneroi oder Mantikore, wie Clementine. Welche Fehler sie begangen haben, um hier zu landen, bleibt in den meisten Fällen unklar. Obwohl die 656 Seiten schon jetzt ein wenig Ausdauer erfordern, hätte ein bisschen mehr Kontext den Lesefluss sicher erleichtert.
Bei dem hochgradigen Gruselfaktor ist es nur schwer vorstellbar, dass auch die Liebe ihren Weg findet. Aber ja, Romantasy ist ein gutes Stichwort. Denn Clementine hat in der Vergangenheit sehr unter der Zurückweisung von ihrem einst besten Freund Jude gelitten. Vor drei Jahren kam es zu einem verhängnisvollen Kuss, nach dem nichts mehr war wie vorher: Jude hat sich zurückgezogen und sie fortan ignoriert. Und ihre Cousine Carolina wurde von der Insel verbannt und starb im Gefängnis. Wie genau das zusammenhängen soll, weiß Clementine nicht, aber seither hat die Traurigkeit Einzug in ihr Leben erhalten.
Der Tod wartet an jeder Ecke
Ab einem bestimmten Punkt überschlagen sich die Ereignisse: Die Schülerinnen und Schüler werden von ihren magischen Kräften übermannt, welche sie nicht kontrollieren können. Darüber hinaus zieht ein gewaltiger Hurrikan auf, der es zum Äußersten kommen lässt: Clementines Mutter, die Direktorin, ordnet die Evakuierung der gesamten Schule an. Diese läuft jedoch gehörig schief. Wenn nicht mal auf die Lehrerinnen und Lehrer Verlass ist, wem können Clementine und ihre Freunde noch vertrauen? Einzig Jude weiß, was hier vor sich geht, denn er verbirgt ein unglaubliches Geheimnis.
Ungefähr ab der Mitte der Geschichte überschlagen sich die Ereignisse. Wer actionreiche Fantasy liebt, ist hier richtig, jedoch muss erwähnt werden, dass nichts geschönt erzählt wird. Es wird blutig und zahlreiche Jugendliche finden den Tod. Jedoch findet sich im Laufe der Handlung eine auf ihre Weise sympathische Freundesgruppe zusammen, die den Rätseln auf den Grund geht und zumindest hier und da ein wenig Leichtigkeit versprüht.
Der Reihenauftakt ist an vielen Stellen sicherlich ein Pageturner, aber nicht immer leicht zu ertragen. Im Vergleich zu anderen Romantasy-Titeln ist hier mehr Brutalität und Kälte zu finden. Gegen Ende werden leider zu viele neue Storyfäden eingeführt, die aus einem Cliffhanger ein einziges Fragezeichen machen. Wer möchte, kann dieses in der Fortsetzung entwirren.
Fazit
Kein Fantasy-Schmöker, der nebenbei zu lesen ist. Umfang und Inhalt erfordern etwas Ausdauer und eine leichte Vorliebe für Grusel- und Horrorelemente.

Deine Meinung zu »Sweet Nightmare«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!