Definitiv kein Abklatsch von Heartstopper!
Tim ist 12 und muss sich in seinem jungen Leben auf eine heftige Veränderung einstellen: Er soll sein gewohntes Umfeld verlassen und auf ein Internat wechseln. Tim rebelliert und versteht die Entscheidung seiner Eltern nicht. Daran kann auch sein Internatspate Piet nichts ändern, für den er anfangs nicht viel übrig hat …
„Mir wird grad ganz anders. – Wie ähnlich er ihm sieht!“
Tim kotzt alles an: Das Internat Tannenberg, seine Eltern und seine Mitschüler, die versuchen, nett zu ihm zu sein! Warum muss er auf dieses Internat gehen? Wollen seine Eltern ihn loswerden? Irgendwie fühlt sich der ganze Mist so an. Doch er hat keine Wahl: Er muss sich ein Zimmer mit dem gleichaltrigen Moritz, genannt Molle, teilen und mit seinem Paten, dem 15jährigen Piet, zufriedengeben. Gerade der erweist sich als hartnäckig und beginnt immer wieder ein Gespräch mit ihm – da kann Tim noch so unhöflich sein …
Piet ist geschockt, als er Tim das erste Mal sieht: Die roten Haare, die blauen Augen, die Sommersprossen – alles an Tim erinnert Piet an seine erste Liebe. Er ist verwirrt und fühlt sich gleichermaßen von Tim angezogen, aber auch abgeschreckt von seinem Verhalten. Doch warum fühlt er so? Schließlich ist er mit Thabea glücklich. Zu allem Übel müssen Piet und Tim in einem Projekt zusammenarbeiten ...
Die deutsche Antwort auf Heartstopper?
Graphic Novels sind besonders im Coming-of-Age-Bereich schwer im Trend. Sind sie gut gemacht, können sie durch ihre Bilder Emotionen und Eindrücke auf einem ganz anderen Level vermitteln als normale Bücher. Nachteilig ist, dass man oft mitten in der Story abbrechen muss, weil die Geschichte meist erst in den folgenden Bänden richtig in Fahrt kommt. Der Fluch des ersten Bandes trifft auch hier voll zu: Man befindet sich in der Kennenlernphase mit den ProtagonistInnen. Dadurch entsteht aber noch keine Verbundenheit zur Geschichte selbst.
Dennoch wird die Autorin Lisa Brenner dem Anspruch des Untertitels des Buches „Liebe in allen Farben“ voll gerecht. Die ProtagonistInnen sind so bunt wie das Leben, haben ihre Macken und Fehler, aber auch Geheimnisse und Probleme. Diese werden überzeugend und lebensnah rübergebracht. Die Panels sind sehr dynamisch gestaltet, die Farben pastellig kräftig und die Gesichtsausdrücke der Figuren authentisch.
Natürlich stellt sich die Frage nach einem Vergleich zu Heartstopper, dessen Serienadaption auch in Deutschland sehr gut angekommen ist. Ähnlichkeiten sind tatsächlich auffällig, aber Lisa Brenner hat es geschafft, einen eigenen Charme rüberzubringen. Das zeigt sich in vielen Aspekten, etwa dem Zeichenstil oder den diversen Problemen der ProtagonistInnen. Daher darf man sich darüber freuen, keinen billigen Abklatsch in die Hand zu nehmen, sondern etwas Eigenes, Großartiges, das sicher noch weitere Entfaltung finden wird.
Fazit
Mit einem authentischen Zeichenstil, einer einnehmenden Geschichte und pastelligen Farben überzeugt Lisa Brenners Graphic Novel über eine junge Liebe, die bald eine Fortsetzung findet.
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