Ein Young-Adult-Titel mit erfrischend anderem Handlungsverlauf, aber ohne große Überraschungen
Lilys Leben dreht sich eigentlich nur um die Schule. Das liegt zum einen daran, dass sie viel Wert auf ihre Leistungen legt und von allen als Musterschülerin gesehen wird. Zum anderen besteht ihr gesamter Freundes- und Bekanntenkreis quasi aus Angehörigen der Ames School in Rhode Island, da ihre Mutter Leda ebenfalls an der Schule unterrichtet. Lilys Abschluss steht kurz bevor, doch neben dem Prom-Ball und ihrer großen Rede vor der versammelten Schülerschaft soll es noch ein anderes aufregendes Ereignis geben. Eines, das sich mit einem Brief in ihrem Postfach ankündigt.
Jedes Jahr wird einer oder eine aus dem Abschlussjahrgang zum Narren gekürt und spielt der Schule einen Streich. Dazu sucht sich der Narr oder die Närrin eine Truppe Eingeweihter aus, die bei der Aktion unterstützen. Für Lily bedeutet es ein großes Risiko, denn der Plan sieht vor, dass sie sich nachts auf den Campus schleichen soll. Für welchen Narren sollte sie sich der Gefahr einer Verwarnung aussetzen? Da kann es nur einen geben: Taggart Swell, ihren Ex, der ihr Herz auch nach einem Jahr der Trennung immer noch höher schlagen lässt …
„Entweder ich liebte ihn mit jeder Faser meines Körpers und meines Herzens, oder ich brach jeden Kontakt mit ihm ab. Für mich waren wir alles, oder wir waren eben nichts.“
Die US-amerikanische Autorin K. L. Walther ist seit ihrem Bestseller „The Summer of Broken Rules“ keine Unbekannte im Young-/New-Adult-Genre mehr. Beworben mit gleich drei Romance Tropes sind auch bei diesem Titel große Gefühle vorprogrammiert: „Second Chance“, „Flirt with the Ex“ und „Forced Proximity“. Klingt nach einem bekannten Story-Schema, das sich mittlerweile in zahlreichen Romanen für junge Erwachsene findet. Ansatzweise stimmt das auch, aber ein bisschen sticht dieser Titel schon aus der homogenen Masse heraus.
Denn Lilys und Taggs Geschichte spielt sich vor allem in dieser einen närrischen Nacht ab. Ihre Trennung vor einem Jahr geschah nicht aus dem Verlust an Liebe, sondern aus dem genauen Gegenteil. Lily fühlte sich Tagg so nah, dass sie es nicht ertragen konnte, ihn mit einer wachsenden Anzahl schmachtender Mädchen zu teilen. Denn Taggs Beliebtheit wuchs mit jedem neuen Titel, den er mit dem Schwimmteam gewann. Und als dann auch noch die attraktive und selbstbewusste Blair ihr Interesse an ihm offen bekundete, wurde es Lily einfach zu viel und sie zog die Reißleine.
Diese Nacht ist das Ende der großen Sprachlosigkeit
Was sie damals nicht mehr aufarbeiten konnten, prasselt in dieser Nacht auf die beiden ein. Zusammen mit einem bunt zusammengewürfelten Team aus mehr oder weniger befreundeten Mitstreitern verstecken sie die Jahrbücher der Schule, um ihrem Schulsprecher Daniel eins auszuwischen. Hinweis für Hinweis arbeiten sich Tagg, Lily und Co vor, immer darauf bedacht, nicht aufzufliegen und eine Verwarnung oder gar einen Schulverweis zu kassieren. Ein Problem haben sie dabei nicht einkalkuliert: Taggs Diabetes-Erkrankung sorgt für einige dramatische Momente…
Doch im Grunde genommen geht es gar nicht um die Jahrbücher oder eine groß angelegte Schnitzeljagd. Es geht um die Beziehung von Lily und Tagg. In unzähligen Rückblenden erinnert sich Lily an so viele besondere Momente, die sie zusammen erlebt haben. Dass zwischen den beiden längst noch nicht alles geklärt ist, verrät das unterschwellige Knistern auf jeder einzelnen Seite. Dabei geht es nicht nur um die körperliche Anziehung, die natürlich auch da ist, aber weniger intensiv beschrieben als in Vergleichstiteln des Genres. Im Mittelpunkt stehen die Gefühle, Worte und Augenblicke. „Knisternd wie ein Taylor-Swift-Song“, wie es der Klappentext verspricht. Das Ende überrascht hier niemanden, aber vielleicht muss es das auch nicht immer.
Fazit
Eine angenehme, leichte Lektüre für laue Sommerabende, die das Rad nicht neu erfindet, aber dennoch hier und da andere Akzente setzt. Die Zielgruppe wird es sicherlich mögen.
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