BücherLiebe
- Thienemann
- Erschienen: August 2024
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Broschur, 256 Seiten
ISBN: 9783522202985
Eine wahrhaftige Liebeserklärung an das Lesen
Alle, die das hier lesen, haben offensichtlich hin und wieder ein Buch in der Hand. Es gibt diejenigen, die manchmal ein paar Seiten überfliegen und die, für die es zur alltäglichen Routine gehört. Und die Vielleserinnen und -leser, die mehrere Stunden pro Woche lesen. Geschichten ermöglichen uns ein Abtauchen in andere Welten und ein Sammeln von Erfahrungen durch die Augen der Figuren. Das Lesen fördert auf unverkennbare Weise unseren Wortschatz, Fantasie und Kreativität sowie auch die Meinungsbildung. Es ist die Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe, ein selbstbestimmtes Leben und die Partizipation in Debatten und Diskursen. Dies hat zur Folge, dass Legasthenikerinnen und Analphabeten aufgrund ihrer fehlenden Lesekompetenz von vielen Lebensbereichen ausgeschlossen werden. Und wie sollen Kinder an das Lesen herangeführt werden, denen nie vorgelesen wird?
Nicht nur diesen gesellschaftspolitischen Aspekten widmet sich dieses Sachbuch, sondern auch der Herstellung und Vermittlung von Literatur. Das Schreiben von Büchern ist oftmals mit viel Idealismus und Romantisierung verbunden. Doch dahinter stehen mit den Verlagen, Druckereien, Buchhandlungen und vielen anderen Akteuren natürlich gleichermaßen Unternehmen mit wirtschaftlichen Interessen. Wie funktioniert der Literaturbetrieb und welche Rolle spielt für diesen unser Leseverhalten? Darüber hinaus geht es natürlich um die Frage, wie man selbst zur Autorin oder zum Autor wird: Wie gelingt der Weg von der Idee bis zum Text?
„Denn wer liest, lernt etwas über sich und die Welt. So gesehen hilft uns Lesen zu leben. Wer liest, hat eine Verabredung mit sich selbst.“
Die Autorin, Journalistin und Kritikerin Christine Knödler dürfte manchem vielleicht schon bekannt sein. Neben zahlreichen Publikationen ist sie unter anderem mit ihrem Podcast „freigeistern! Der Podcast für Kinder- und Jugendliteratur“ sehr erfolgreich. Einige der Interviews in diesem Buch sind daher im Rahmen ihrer dortigen Gespräche mit Gästinnen und Gästen entstanden. Es ist ein Buch, das zum Mitdenken und Selbermachen anregt, neugierig macht und kreativ werden lässt. Zahlreiche Seiten sind mit Aufgaben versehen: eine Liste der eigenen Lieblings-Lese-Orte erstellen, besonders schöne und inspirierende Wörter sammeln oder ein kleines Kreuzworträtsel lösen. In ihrem Kapitel über den Literarturbetrieb stellt Christine Knödler außerdem einzelne Berufe vom Lektor bis zur Buchbinderin, die Ausbildungswege sowie Gehaltsspannen näher vor.
Normalerweise liest man die wenigsten Sachbücher und Ratgeber von vorne bis hinten in einem Rutsch durch. Meistens wird gezielt nach relevanten Informationen geblättert. Das funktioniert zwar auch mit der „BücherLiebe“, wäre aber fast schon zu schade um die nichtbeachteten Seiten. Jedes einzelne Kapitel entfacht einmal mehr die Liebe zum Lesen. Begeisternd und mitreißend, berührend und emotional, informativ und sachlich - es fühlt sich an wie eine Reise durch die Bücherwelt, von der man mit einem vollgepackten Rucksack zurückkehrt.
Unterschiedliche Lese-Biographien
Berührend ist der Beitrag von Luna Astronaut, welcher einmal mehr zeigt, dass die Liebe zur Literatur nicht davon abhängig ist, ob man lesen kann. Die Schülerin ist Legasthenikerin, brennt jedoch für Geschichten und Poesie. Luna sensibilisiert für einen anderen Blick auf diese Zielgruppe, der unglaublich viele Hürden in den Weg gestellt werden. Zum Beispiel mangelt es meistens an verfügbaren Audio-Versionen von Titeln. Aber auch das Portrait des Journalisten und Autors Christian Baron hinterlässt eine Gänsehaut: Seine Kindheit war von Armut geprägt und alles andere als leicht. Erst viel später kam er zum Lesen und tauchte ab in die Welt der Bücher - eine Befreiung.
So erwischt man auch sich selbst immer wieder dabei, seine eigene Lese-Biographie zu hinterfragen. Wie war das eigentlich zuhause? Wurde mir vorgelesen, wie viel habe ich selbst gelesen? Was war das erste Buch, das ich innig liebte? Vielleicht aber auch: Warum konnte der Funke bei mir nie so wirklich überspringen? Was hat mich am Lesen gehindert und was hält mich heute davon ab? Das Entscheidende dabei jedoch ist, dass man sich von der „BücherLiebe“ niemals unter Druck gesetzt fühlt. Jeder und jede darf lesen was, wie und wann er oder sie es gerne möchte.
Fazit
Ein Sachbuch, das nicht nur Lesebegeisterte erfreuen wird. Nach der Lektüre könnten die einen oder anderen sicherlich die nächstgelegene Buchhandlung oder Bibliothek besuchen.
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