Stolz und Vorurteil

Illustrationen von Tara Spruit; Hardcover, 256 Seiten

ISBN: 9783743216136

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Sabine Bongenberg
7101

Jugendbuch-Couch Rezension vonJul 2024

Vieles wirkt ein wenig lieblos

Die britische Schriftstellerin Jane Austen erzählte im Jahr 1813 von den Bemühungen der Familie Bennet ihre fünf Töchter erfolgreich unter die Haube zu bringen. Viele von uns kennen sicher das weltbekannte Werk, das unter dem Titel „Stolz und Vorurteil“ detailliert die Liebesgeschichte von Elizabeth „Lizzy“ Bennet beschreibt. Sie lernt auf einem Ball den steifen, arrogant wirkenden Mr. Darcy kennen und mag ihn anfangs so gar nicht leiden. Ihr Ziel ist eigentlich, ihrer Schwester Jane zum Liebesglück mit dem neu zugezogenen, eleganten, charmanten Mr. Bingley verhelfen. Charles Bingley und Mr. Darcy sind aber nun die allerbesten Freunde und so kommt es, dass man immer dem einen über den Weg läuft, wenn man gerade den anderen besucht und umgekehrt. Irgendwie scheinen sich die beiden auch Beziehungsratschläge zu geben, sodass Elizabeth immer wieder gute Gründe hat, sich gewaltig über Mr. Darcy zu ärgern und ihn das auch ordentlich spüren zu lassen. Zumindest so lange, bis sich der arrogante Mr. Darcy endlich offenbart...

Diese Liebesgeschichte wurde bisher natürlich in Austens Roman, in verschiedenen Serien und in zwei Kinofilmen erzählt. Viele dürften daraus die Adaption des Jahres 2005 kennen, wo die wunderbare Keira Knightley in der Rolle der manchmal etwas biestigen Rolle der Lizzy glänzte.

Neue Umsetzung der berühmten Geschichte

Claudia Kühn und Tara Spruit haben sich nun der Herausforderung gestellt und diesen Roman in eine Graphic Novel umgesetzt. Das Buch ist mit seinen durchgehend farbigen Zeichnungen schön gestaltet und fühlt sich wertig an. Erzählt wird die ganze Geschichte in einem Band, was natürlich bei einer Graphic Novel eine Herausforderung darstellt und manchmal zu größeren Sprüngen in der Handlung führt. Gelegentlich fehlt daher auch die Ruhe, um Personen klar und lebendig einzuführen. Im Kontrast dazu haben sich Kühn und Spruit auch einige Male die Zeit genommen, besondere Szenen mit mehreren Zeichnungen - quasi wie in Zeitlupe - zu zeigen. Manchmal erzeugt das sicherlich eine besondere Romantik - manchmal aber durchaus auch Unverständnis. Offensichtlich haben die beiden Autorinnen ihre Lieblingsszenen besonders deutlich dargestellt - dennoch ist es sicherlich so, dass jede*r Leser*in der/die den Roman oder den Film kennt, andere Lieblingsszenen hat und vielleicht daher andere Momente als wesentlich wichtiger empfindet.

Holzschnittartige Charaktere mit hoher Verwechslungsgefahr

Schwierigkeiten hatte ich mit vielen Zeichnungen. Für meinen Geschmack waren viele Darsteller zu ähnlich gezeichnet. Ich kannte jetzt den Film und damit die Geschichte und somit waren mir die Rollen durchaus vertraut - aber bei vielen Szenen musste auch ich genauer hinschauen oder mehrfach lesen, um überhaupt zu verstehen, wer denn hier auftrat. Viele Gesichter waren auch für meinen Geschmack zu stereotyp gezeichnet. So tritt Vater Bennet - im Film wunderbar von einem bärbeißig wirkenden Donald Sutherland dargestellt - mit einem Dauergrinsen auf und auch die kleine Schwester Lydia Bennet scheint außer einem kessen Dauerlächeln und einem pfiffigen Gesicht sonst nicht viel zu bieten zu haben. Manchmal hatte ich fast das Gefühl, die Gesichter wären mit Schablonen gezeichnet worden. Lizzy, die übrigens der Figur Knightleys nachempfunden ist, zeigt immerhin gelegentlich ein wenig Emotion, wogegen die beiden Herren Bingley und Darcy in ihrem Ausdruck durchaus an Schaufensterpuppen erinnern. Natürlich dominiert Austens wunderbarer Roman unzerstörbar die Geschichte, hatte aber mit diesen steifen „Darstellern“ tatsächlich seine Schwierigkeiten.

Fazit

Es war ein mutiger Versuch, Austens schöne Liebesgeschichte als Graphic Novel aufzubereiten - aber überzeugen oder auch nur halbwegs an den Roman - oder wenigstens an die Verfilmung - heranreichen kann sie nicht. Für diejenigen, die nicht so gerne lesen, mag vielleicht eine Graphic Novel eine gute Alternative zu einem Roman sein - für sie würde aber die eigentliche Schönheit des Buches im Verborgenen bleiben.
 

Stolz und Vorurteil

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