House of Night, das neue Vampirinternat
Das meint Jugendbuch-Couch.de: "House of Night, das neue Vampirinternat"
"Gerade als ich dachte, schlimmer kann dieser Tag nicht werden, sah ich den toten Typen neben meinem Schließfach stehen."
Ich ist Zoey, und bei dem toten Typen handelt es sich um einen Vampir, einen sogenannten Späher.
Dieser Späher zeichnet Zoey. Zeichnen bedeutet, den Umriss eines Halbmondes auf die Stirn zu bekommen - bedeutet weiter, in wahrscheinlich näherer Zukunft die Wandlung zu einem Vampir zu vollziehen - bedeutet weiter, in das sogenannte House of Night ziehen zu müssen.
Das House of Night ist nichts anderes als ein Internat für Jungvampire und Gezeichnete.
Obwohl der Umzug in das Internat bedeutet, nun ein komplett anderes Leben beginnen zu müssen, ist Zoey eigentlich ganz froh darüber, ihr altes und meist unerträglich gewordenes Leben hinter sich zu lassen.
Doch Zoey ist nicht wie die anderen und fällt in ihrer neuen Umgebung sofort auf. Kurz vor ihrem Umzug in das House of Night wurde sie von der Vampirgöttin Nyx höchstpersönlich dazu auserwählt, ihre Augen und Ohren in der heutigen Zeit zu sein. Durch diese Begegnung hat sich der Halbmond auf ihrer Stirn bereits voll ausgefüllt, wie es eigentlich erst bei älteren Vampiren der Fall ist. Dadurch steht sie von Anfang an im Mittelpunkt des Interesses, was ihr äußerst unangenehm ist. Die Begegnung mit der Göttin Nyx verschweigt sie daher lieber.
Hinzu kommt natürlich der ganz normale Internatswahnsinn. Sie muss sich erstmal zurechtfinden, findet aber schnell neue Freunde, entdeckt den Luxus im House of Night, stellt fest, dass ihr die andersartigen Schulfächer (z.B. Vampirsoziologie) Spaß machen, prallt auf die arrogante Anführerin der "Töchter der Dunkelheit", trifft den anbetungswürdigen Eric und muss sich schließlich doch noch mit ein paar Altlasten aus ihrem vorigen Leben herumschlagen.
Uff, was für ein Buch! Der Fischer Verlag hat die Erwartungen mit der Aussage "Die einzig legitime Nachfolge-Serie der Bis(s)-Romane" recht hochgeschraubt. Mutig, muss ich zugeben, und trotz 8 Millionen Käuferinnen (in Amerika?) muss ich doch sagen, dass das erste Buch der "House of Night"-Reihe nicht an den ersten Band der "Bis(s)"-Romane von Stephenie Meyer heranreicht.
Wenn man es allerdings genau nimmt, sind die beiden Bücher gar nicht richtig zu vergleichen. Während bei "Bis(s) zum Morgengrauen" die Liebe zwischen Bella und Edward im Vordergrund steht, ist es bei "Gezeichnet" eindeutig Zoey und ihr Weg ins Vampirdasein. Und dieser ist ganz und gar ungewöhnlich. Die außergewöhnlichsten Ideen des Mutter-Tochter-Autorenteams P.C. und Kristin Cast sind wohl zum einen die Tatsache, dass die Wandlung zum Vampir genetisch vorbestimmt ist, und zum anderen, dass die Vampirgesellschaft matriarchalisch ausgelegt ist. Die Vampire beten zur Göttin Nyx, zur uralten Verkörperung der Nacht.
Dass Zoey eine Auserwählte ist, die persönlich von der Göttin Nyx auserwählt wurde, ist zwar keine phänomenal neue Idee, doch dieses Extra hat durchaus seinen Reiz.
Spannend jedoch sind zweifelsohne Zoeys indianische Wurzeln. Neben den Vampirgepflogenheiten fließt so die ein oder andere indianische Tradition ein und wird auf recht interessante Weise mit vampirischen Ritualen gemischt.
Erwähnenswert wäre noch, dass wir die ganze Geschichte aus Zoeys Sicht verfolgen können, was uns einen breiten Einblick in ihre Gefühlswelt gibt und uns auch so manch spontanen und typisch jugendlichen Gedanken beschert.
Wie Zoey an der Seite ihrer neuen Freunde auf ihre Wandlung zusteuert und sich mit den faszinierenden Gepflogenheiten im "House of Night" zurechtfindet, sich gegen ihre Neider behauptet und dabei immer selbstbewusster wird, ist nicht nur spannend sondern auch äußerst humorvoll zu lesen.
Der lockere Schreibstil der beiden Casts war mir persönlich jedoch zu flapsig – an Worte wie Stiefpenner, scheißegal, supergeil und Labermodus sollte man sich besser schnell gewöhnen.
Doch die Ideen und die vielen Fragen, die noch offen bleiben, machen definitiv neugierig auf den zweiten Band.
Warum genau hat die Göttin Nyx Zoey auserwählt? Werden sie und Eric ein Paar? Wie wird es mit ihr und der furchtbaren Anführerin der "Töchter der Dunkelheit" weitergehen? Was ist mit ihrem Ex-Freund Heath, der sie nicht aufgeben will? Und was hat es zu bedeuten, dass sie die Geister verstorbener Jungvampire gesehen hat?
Es bleibt spannend!
Schlussendlich ist es übrigens möglich, dass sich durch die "House of Night"-Serie das Bild des Vampirs noch einmal verändert. Er ist nicht länger der überirdische, meist unbesiegbare Held, sondern vielmehr eine Kreatur, die sich wie jeder normale Mensch mit dem Leben und nicht zuletzt mit dem Erwachsenwerden herumschlagen muss.
FAZIT
Außergewöhnliche Ideen vermischen sich mit typischen Klischees zu einer humorvollen und vor allem spannenden Geschichte, in der die Vampire mit ihren Gedanken und Gefühlen geradezu menschlich erscheinen. Zwar ist der Schreibstil recht flapsig, doch Zoey ist sympathisch und die Neugier auf ihren weiteren Weg ins Vampirdasein mitsamt ihrer höchstpersönlichen Fähigkeiten und Besonderheiten ist schnell entfacht.
P.C. Cast, Kristin Cast, Fischer
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