Peggys Perioden-Projekt

  • Südpol
  • Erschienen: August 2024
  • 0

Hardcover, 208 Seiten

ISBN: 9783965942752

Peggys Perioden-Projekt
Peggys Perioden-Projekt
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Kathrin Walther
8101

Jugendbuch-Couch Rezension vonOkt 2024

Ein witziger Roman, in dem das Thema Periode aus der Tabuzone geholt und in den Mittelpunkt gerückt wird

Bisher gehörte Peggy eher zu den ruhigeren und unauffälligeren Schülerinnen der Klasse. Als sie jedoch mitten im Unterricht zum ersten Mal ihre Periode bekommt und sie nach dem Aufstehen einen rotbraunen und nicht zu übersehbaren Fleck auf ihrem Stuhl hinterlässt, steht sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Am liebsten würde Peggy im Boden versinken und flüchtet aufs Klo. Zum Glück kommt ihre Freundin Leni und überzeugt sie, wieder aus der Kabine herauszukommen und beide beschließen, den Rest des Schultages zu schwänzen und zu Leni nach Hause zu gehen, wo das Essen schon auf dem Tisch steht. Da noch Parmesan für die Bolognese fehlt, gehen die beiden Freundinnen zu Lisbeth, Lenis eigentlich ziemlich alter Nachbarin, die als Künstlerin jedoch immer up to date sein möchte und den Anschluss an die Jugend nicht verlieren will. Da ihre Kunst aus Skulpturen von Vulven besteht, fällt es Peggy nicht schwer, ihr die große Peinlichkeit zu erzählen, die ihr heute in der Schule passiert ist.

Lisbeth reagiert nicht geschockt, ganz im Gegenteil. Sie findet die Reaktion der Mitschüler und den heutigen Umgang mit dem Thema „traurig“ und ermuntert die Mädchen, sich unbedingt für mehr „Periodentoleranz“ einzusetzen. Sie schlägt den beiden vor, eine Ausstellung über Periodenblut in ihrer Schule zu organisieren, in der das Thema in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt und gleichzeitig enttabuisiert wird. Sind Peggy und Leni anfangs noch etwas skeptisch, beschließen sie nach einer kurzen Überlegungszeit doch, das ganze als Klassenprojekt aufzuziehen. Das erweist sich jedoch als gar nicht so einfach, da keiner der Mitschüler mitmachen möchte. Zum Glück ändert sich dies und sie bekommen nach einem Social-Media-Aufruf ein ganzes Team zusammen. Die Truppe macht sich an die Arbeit, bei der jeder einen kleinen Beitrag leistet. Doch ganz glatt läuft es bis zur Eröffnung der Ausstellung dann doch nicht und die beiden müssen mehrere Hürden überwinden und auch ihre Freundschaft wird stark auf die Probe gestellt. Wird es Peggy am Ende dennoch gelingen, eine erfolgreiche Ausstellung auf die Bein zu stellen?

Periode mal anders

Auch wenn die Gesellschaft inzwischen in vielen Bereichen schon große Fortschritte gemacht hat, hakt es in einigen Bereichen noch deutlich an Toleranz und einem entspannten und respektvollen Umgang mit verschiedenen Themen, zu denen unter anderem auch die Periode gehört. Zwar gehört Menstruation nicht mehr zu einem absoluten Tabuthema und bekommt langsam mehr Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit, dennoch haftet ihr oft immer noch etwas Peinliches an und viele Mädchen und Frauen schweigen lieber weiterhin zum Thema und hoffen, dass es keiner merkt, wenn sie gerade ihre Tage haben. Franziska Höllbacher greift in ihrem Roman genau dieses Thema auf und rückt es in den Fokus. Zielgruppe sind junge Mädchen, die bald zum ersten Mal ihre Periode bekommen oder sie vielleicht schon seit kurzem haben und vor der Aufgabe stehen, einen eigenen Umgang mit dem Thema zu finden. Wie dieser zukünftige Umgang aussieht, hängt dabei stark von ihrem Umfeld und ihren Vorbildern ab.

Wie es laufen kann, zeigt die Autorin in ihrem Buch. Hat Peggy zunächst noch Hemmungen, über das Thema zu sprechen und ist es ihr superpeinlich, ändert sich ihre Sicht im Laufe des Romans und es ärgert sie sogar, dass die Periode für viele Mädchen noch immer ein Tabuthema ist, was sie gemeinsam mit ihrer Freundin Leni (einem Transmädchen) „zum Positiven verändern“ möchte, wie die beiden es nennen. Dazu starten sie „Period“, wie sie ihr Projekt nennen, da dies nicht nur der englische Name für Periode, sondern gleichzeitig auch das englische Wort für Punkt ist. Und wie Peggy sagt: „Es geht um die Periode. Kein Drumherum. Period. Punkt.

Tun sich ihre Mitschüler anfangs noch schwer mit dem Thema und keiner traut sich, sich zu beteiligen, machen nach und nach immer mehr mit und bringen ihre Ideen zu Kunstwerken ein, die die Periode aus unterschiedlichen Blickwinkeln zeigen. Doch auch sonst greift die Autorin mit ihrem Buch verschiedene Themen auf, die gesellschaftlich noch nicht die Akzeptanz gefunden haben, die sie haben sollten. So wächst Peggy beispielsweise bei ihrem alleinerziehenden Vater auf, nachdem ihre Mutter sie verlassen hat. Gut klar kommt Peggy mit der Situation nicht, noch immer fragt sie sich, ob sie der Grund für die Trennung der Eltern war, was ihr Vater jedoch verneint und auf eine Krankheit der Mutter schiebt. Auch ein Freund von Peggy befindet sich in einer ähnlichen Situation, nur fehlt ihm der Vater, der sich als Peggys Schuldirektor sehr für seine Schüler einsetzt, an seinem eigenen Sohn jedoch kein Interesse zeigt, was sich für diesen dadurch noch viel schlimmer anfühlt. Auch das Thema Transsexualität findet Beachtung in Leni, Peggys bester Freundin, die in der Klasse als Mädchen etabliert ist. Und auch wenn sie es nicht zeigt, ist es für sie nicht immer leicht, was man am Rande immer mal wieder mitbekommt.

Gestaltung

Auch optisch ist Franziska Höllenbacher ihr erster Roman gut gelungen. Viele kleine Zeichnungen, die sich fast auf jeder Seite finden, lockern das Buch auf und sorgen für zusätzliche Unterhaltung, da sie Humor ins Thema bringen. Manche Sätze werden durch rote oder blaue Schrift hervorgehoben und so in den Mittelpunkt gerückt. Auf einigen Seiten kommen Chat-Ausschnitte vor, die zusätzlich für Abwechslung beim Lesen sorgen, ebenso wie die Social-Media-Aufrufe, in denen für das Projekt geworben wird. Auch sprachlich passt das Buch gut zur Zielgruppe und ist durch seine alltagsnahe Sprache leicht verständlich. Damit es nicht langweilig wird, gibt es zusätzlich noch etwas Liebeschaos und auch einen kleinen Kriminalfall, der die Ausstellung fast platzen lässt und von Peggy und ihrem Team gelöst werden muss, sodass für genügend Abwechslung und etwas Spannung gesorgt ist.

Fazit

Ein gelungener Roman über die erste Periode, der thematisch breit aufgestellt ist und zusätzlich durch seine tolle Gestaltung, sympathischen Figuren und seine humorvolle Sprache überzeugen kann.

Peggys Perioden-Projekt

Franziska Höllbacher, Südpol

Peggys Perioden-Projekt

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