Auf welcher Seite stehst du? In diesem Finale werden die Karten noch einmal neu gemischt
Es ist ein paar Wochen her, seitdem Remy und Sim in der Kirche von den Novas überfallen wurden. Der Schuss, all das Blut - Sim kann eigentlich nur tot sein. Die Fakten sprechen für sich. Remy ist am Boden zerstört und endlos enttäuscht von den restlichen Weltenschreibern, die nicht nach Sim suchen. Doch Ludwig, Sims Bruder, kann Remy überzeugen, wieder in den Untergrund zurückzukehren. Denn abseits ihrer beider Verlust gibt es ein viel größeres Ziel zu verfolgen: Die Rettung der Welt. Und dafür braucht es Remy, die letzte noch lebende Ripari.
Gemeinsam suchen Ludwig und Remy nach einem Weg, die Weltenbibliothek Mondia wieder in Takt zu bringen, um weitere Katastrophen auf der Erde zu verhindern. Immer wieder treffen sie dabei auf gewaltbereite Novas und Charles Ramsay, deren Anführer, der plötzlich ein besonderes Interesse an Remy zu haben scheint. Als er ihr eine schier unglaubliche Wahrheit offenbart, weiß Remy nicht mehr, wo oben und unten ist: Charles ist ihr Vater. Und er verfolgt einen Plan. Ein Plan, für den er Sim aus seinen Fängen entlässt. Remy ist überglücklich, ihn lebend wieder in die Arme schließen zu dürfen. Gleichzeitig spürt sie einen zunehmenden Zweifel an den Vorhaben der Weltenschreiber. Vielleicht sollten sie mit den Novas zusammenarbeiten, um die Menschen vor noch mehr Schrecken und Tod zu bewahren?
„Das war ich den Menschen schuldig, die unseretwegen sterben mussten. Ich war es ihnen schuldig, alles zu versuchen. Selbst, wenn es bedeutete, einen Handel mit dem Teufel einzugehen.“
Der abschließende zweite Band der „Mondia“-Dilogie geht ebenso rasant weiter wie der Reihenauftakt. Momente zum Durchatmen gibt es selten, denn stets muss man damit rechnen, dass hinter der nächsten Straßenecke Novas lauern. Was sich bereits am Ende des ersten Teils erahnen ließ, wird nun bestätigt: Charles ist Remys Vater. Diese Wendung gibt dem Geschehen eine äußerst dynamische Wendung, denn Remy weiß nicht mehr, auf welcher Seite sie steht. Zweifel sind gesät und diese übertragen sich auch auf die Leserin und den Leser. Zwischendurch weiß niemand mehr genau, wem er noch vertrauen kann. Befeuert wird dies durch die kapitelweise erneut wechselnde Sicht von Remy und Sim.
Für große Fragen und Gefühle bleibt keine Zeit
Was ein bisschen zu kurz kommt, ist die Aufarbeitung der Vater-Tochter-Beziehung. Remy akzeptiert diesen Umstand doch sehr schnell, stellt aber kaum Fragen zu ihrer Vergangenheit, zu ihrer Mutter. Diese emotionale Distanz passt nicht zu ihrem restlichen Charakter. Hier hätte mehr Aufarbeitung stattfinden müssen, ein kurzes Innehalten in der sonst actiongeladenen Handlung. Letztere lebt von den brutalen Kämpfen zwischen den Weltenschreibern und Novas. Zahlreiche Menschen müssen ihr Leben lassen, Sim wird während seiner Gefangenschaft gefoltert und der Tod ist immer nur einen Schritt entfernt. Teilweise braucht es angesichts des entflammten Krieges sowie der grausamen, weltweiten Katastrophen starke Nerven.
Das Setting dieser Urban-Fantasy-Story beschränkt sich in der Fortsetzung weitestgehend auf Paris. Erneut sorgen die zahlreichen französischen Ausrufe, Flüche und Kosenamen für mehr Authentizität im Setting. Sehr angenehm ist außerdem, dass die Liebe zwischen Remy und Sim weiterhin zwar ein Motor der Handlung ist, aber nicht überfrachtet wirkt. Die Momente der Zweisamkeit und Intimität sind selten, dafür dann aber besonders gefühlvoll. Vertrauensbrüche werden meines Erachtens etwas schnell vergessen, aber dies geht im trubeligen Plot schon fast unter.
Einige Leserinnen und Leser werden sich vermutlich freuen, dass mit Sims jüngerem Bruder Ludwig eine weitere Figur mehr Schärfe gewinnt. Im ersten Teil konnte er noch nicht viele Sympathiepunkte sammeln, in der Fortsetzung nun aber umso mehr. Remys Verbindungen zu ihrem alten Leben, die für eine wohltuende Verstrickung realer und fantastischer Sphäre gesorgt hatten, müssen angesichts des drohenden Weltuntergangs zunehmend aufgegeben werden. Ein spannendes Finale!
Fazit
Ein rasanter Abschluss der Urban-Fantasy-Dilogie, der dem ersten Teil in fast nichts nachsteht.

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