Man sieht nur mit dem Herzen gut …
Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Man sieht nur mit dem Herzen gut …"
"Die Schöne und das Biest" als modernes High-School-Märchen kommt unter dem Titel "Beastly" im Frühjahr 2011 in die Kinos. Die Buchvorlage von Alex Flinn ist vor Kurzem auf Deutsch erschienen.
Es geht um den überaus gutaussehenden, nur leider furchtbar arroganten Kyle Kingsbury aus New York, der sich und seine Umwelt allein über gutes Aussehen definiert. Fairerweise muss man sagen, dass er dies von seinem kaltherzigen Vater anerzogen bekommen hat, seit er auf der Welt ist.
Doch eines Tages legt er sich, ohne es zu wissen, mit einer Hexe an.
Sie verflucht ihn und macht ihn äußerlich zu der Bestie, die er innerlich bereits ist. Kyle wird zu einem haarigen Biest mit Klauen und Reißzähnen. Er hat nur eine Chance, sein gutes Aussehen zurückzuerhalten: Innerhalb von zwei Jahren muss er jemanden finden, der ihn um seiner selbst willen liebt.
Als Bestie scheinbar unmöglich.
Nachdem sein Vater mit ihm das erste Jahr erfolglos einen Arzt nach dem anderen aufsucht, sperrt er ihn mit dem blinden aber humorvollen Hauslehrer Will und dem fürsorglichen Dienstmädchen Magda in einem Haus ein. Seine einzige Verbindung zur Außenwelt ist zunächst ein magischer Spiegel, mit dem er genau die Menschen beobachten kann, die er sehen will. Natürlich kann er sein Domizil verlassen, doch wegen seines Aussehens traut er sich dies nicht.
Durch verschiedene Verwicklungen lernt er schließlich seine Mitschülerin Lindy besser kennen, ein erfreulicherweise relativ durchschnittliches Mädchen, und verliebt sich in sie.
Für ihn ist die Tatsache, mühevoll und selbstlos um jemanden zu werben zu müssen, genauso neu wie die Erfahrung, das Wohl eines anderen über seine eigenen Interessen zu stellen.
Für ihn beginnt eine völlig neue Zeit, voll von neuen Erfahrungen.
Jeanne-Marie Leprince de Beaumonts Version des Märchens "Die Schöne und das Biest" ist in schriftlicher Form wohl die bekannteste Version, doch allseits bekannt geworden ist dieses Märchen nicht zuletzt durch den Zeichentrickfilm aus dem Hause Disney.
Durch den hohen Bekanntheitsgrad weiß man natürlich, dass dieses Märchen mit einem Happy End endet.
Interessant ist daher, was Alex Flinn daraus gemacht hat. Trotz einiger Zusätze und durch die heutige Zeit bedingte Abwandlungen bleibt sie erstaunlich nah an der Vorlage und findet sogar mehr oder weniger gute Gründe für Lindys erzwungene Anwesenheit in Kyles abgeschirmten Haushalt. Dennoch sollte man nicht so genau hinschauen, wenn es um Logik geht - aber dies versteht sich bei einem Märchen inclusive zeitlicher Verpflanzung vielleicht von selbst.
Richtig tiefgreifend ist "Beastly" zwar nicht, außerdem gestaltet sich Kyles Wandlung von einem egomanen Scheusal mit narzisstischen Zügen zu einem sympathischen jungen Mann ein wenig zu reibungslos, doch trotzdem lässt sich das Buch entspannt runterlesen. Durch die Ich-Perspektive ist es zunächst nur ein wenig schwierig, sich mit Kyle anzufreunden, da er sich wirklich verabscheuungswürdig verhält, doch nach seiner Verwandlung in ein Biest schließt man ihn immer mehr ins Herz. Hilfreich ist dabei natürlich, dass sein Vater als Schuldiger für seine egomane Oberflächlichkeit recht schnell identifiziert ist und Kyle einem daher eher leid tut. Die Sympathie mit ihm wächst ab dem Zeitpunkt beständig an, ab dem er beginnt, die Welt mit anderen Augen zu sehen und nicht alles nach seinem Aussehen zu beurteilen.
Lindy dagegen ist anfangs ein wenig blass, insgesamt aber sympathisch. Ihre trotzige Reaktion auf den erzwungenen, unfreiwilligen Aufenthalt in Kyles Haus ist völlig verständlich, und ihre liebevolle, intelligente Art wirkt echt.
Gut ist trotzdem, dass Magda und Will da sind, denn sie sorgen allein durch ihre Anwesenheit für das Gleichgewicht in diesem merkwürdigen Haushalt. Vom Hausunterricht bis zur Versorgung – ohne die beiden würde der Anschein der Normalität zweifelsohne gar nicht erst existieren.
Die langsam aufkeimenden Gefühle zwischen Kyle und Lindy sind überzeugend dargestellt, und interessiert verfolgt man, wie sich die beiden näher kommen und Respekt füreinander entwickeln
Dass es dabei die ein oder andere Szene gibt, die zum Schmunzeln einlädt, dürfte klar sein. Richtig lachen muss man vor allem bei Kyles Ausflügen in den Chatroom für Personen mit einer ungewollten Gestaltänderung. Überaus passend ist dieser von einem Mr. Anderson gegründet worden, und dort unterhalten sich SilentMaid (aus "Die kleine Meerjungfrau"), Grizzlyguy (aus "Schneeweißchen und Rosenrot"), Froggie (aus "Der Froschkönig") und BeastNYC (Kyle selbst) über ihr Leben.
FAZIT
Der verfluchte Schönling und das durchschnittliche Mädchen – die Schöne und das Biest. Egal in welcher Variation, diese Liebesgeschichte berührt immer wieder auf Neue und ist Garant für ein wenig Herzschmerz und Romantik. Alex Flinns Adaption des Märchens beinhaltet ein paar schöne neue Ideen, und unterhält trotz fehlender Tiefe bestens. Kyle und Lindy sind ganz klar ein Paar, das im Gedächtnis bleibt.
zum Hörbuch-Tipp
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