Wish u were dead

  • Carlsen
  • Erschienen: Januar 2010
  • 0
  • Carlsen, 2009, Titel: 'Wish You Were Dead', Originalausgabe
Wish u were dead
Wish u were dead
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Corinna Abbassi-Götte
9101

Jugendbuch-Couch Rezension vonAug 2010

Wer ist der Nächste?

Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Wer ist der Nächste?"

Verbrechen gibt es nicht in Soundview, dem kleinen, reichen Vorort New Yorks. Prachtvillen reihen sich aneinander, jeder kennt jeden, und ein Verbrecher in der Mitte der Reichen und Schönen? Nein, gewiss nicht!
Doch ansonsten ist eigentlich alles wie überall anders auch, und an der Highschool gibt es wie erwartet die beliebten und die unbeliebten Schüler, Mobbing, Neid und Eifersucht.
Deutlich wird dies durch den Blog von an-G-kozzt, die aus ihrem Schulalltag erzählt, von Repressalien berichtet, dabei verschiedenen beliebten Schülern den Tod wünscht und sich auf diese verbal recht drastische Weise Luft macht.
Nummer 1 auf ihrer Hassliste und damit die erste, der sie den Tod wünscht, ist Lucy Cunningham.  
Kurz nach dem Blogeintrag verschwindet Lucy spurlos.
Während anfangs noch unklar ist, ob es sich bei Lucys Verschwinden überhaupt um ein Verbrechen handelt, deuten schließlich immer mehr Indizien darauf hin. Als Lucys Freund Adam wenig später ebenfalls verschwindet, gibt es zwar hier und da noch die Vermutung, die beiden hätten dies gemeinsam geplant, doch eigentlich ist die Sache klar: ein Verbrecher treibt in Soundview sein Unwesen.
Angst geht um, niemand ist mehr sicher, denn jeder könnte der Nächste sein.

Der Einzige, der erahnen kann, was mit Lucy geschehen ist, ist der Leser selbst. Er kennt den Blog von an-G-kozzt, er liest die Kommentare der Blogleser, und er – und dies ist wohl das Erschreckendste – hört die Monologe des Entführers, der Lucy und Adam quält.
Als die Bloggerin merkt, dass ihre Wünsche wahr geworden sind, bekommt sie Angst.
Durch Madison, eine Freundin von Lucy und Adam, erfährt der Leser von der Angst, der Ratlosigkeit und der Fassungslosigkeit, die die Einwohner von Soundview befällt. So richtig neugierig ist man natürlich von Anfang an, doch die Neugier wird in weitere Höhen getrieben, als Madison den undurchschaubaren Tyler näher kennenlernt, sich plötzlich verfolgt fühlt und beunruhigende Nachrichten erhält.
Wer steckt dahinter? Hat Tyler etwas mit dem Verschwinden von Lucy und Adam zu tun? Ist der Entführer nun auch ihr auf den Fersen? Was haben die Nachrichten zu bedeuten?
Die Lage spitzt sich immer weiter zu, und dann wird Lucys Leiche gefunden und ein weiteres Mädchen verschwindet.

Durch geschickt eingesetzte Mosaiktechnik schafft es Todd Strasser spielerisch, den Leser in Atem zu halten. Er teilt ihm auf diese Weise viel mehr als den Personen in seiner Geschichte mit, und doch sind es bei genauerer Betrachtung nur Andeutungen, Hinweise und Informationen, die ihn mit dem Schlimmsten rechnen lassen, die Neugier erst recht anstacheln und deutlich machen, in welcher Gefahr sich die Opfer befinden.
Der Leser weiß mehr als sämtliche Beteiligten, und doch rätselt er bis zuletzt, wer an-G-kozzt und - viel wichtiger - wer der Entführer ist.
Die Tatsache, dass es dem Entführer nicht um Lösegeld geht, sorgt für zusätzliche Spannung. Der Wettlauf gegen die Zeit, dass jemand die Verschwundenen findet, ist nervenaufreibend. Für Lucy kommt die Erkenntnis, dass tatsächlich ein Verbrechen vorliegt und sie nicht einfach ausgerissen ist, zu spät.
Madison, die versucht, trotz ihrer Angst halbwegs normal weiterzumachen, ist schließlich diejenige, die dem Entführer auf die Spur kommt – und dabei selbst in Lebensgefahr gerät.

Todd Strasser ist vor allem durch seine Romane unter seinem Pseudonym Morton Rhue bekannt geworden. Seine Romane zeichnen sich durch seinen ungeschminkten und kritischen Blick auf die amerikanische Gesellschaft aus. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, als Kulisse auch hier das scheinbar perfekte Leben der Reichen in einem amerikanischen Vorort vorzufinden.
Todd Strasser deutet diverse Probleme, die unter der Oberfläche schlummern, sachte an (zum Beispiel Mobbing), zeigt aber auch das ganz normale Teenagerdasein, das Schulleben, enge Freundschaften und Gefühle.
Da die Hauptperson Madison jedoch eine sozial denkende Person ist, fehlt die Schärfe, die man in seinen anderen Büchern findet.
Unter diesem Gesichtspunkt ist die Entlarvung des Entführers letztendlich eine riesige Überraschung und zieht weitere Kreise, als man anfangs vernutet hätte.
Strassers Thriller muss sich hinter Rhues kritischen Werken nicht verstecken. Letztendlich schockiert der Autor durch die schonungslose sowie mitleidlose Vorgehensweise des Verbrechers gleichermaßen. Außerdem besitzt er die Gabe, über die volle Länge des Buches nervöses Herzklopfen zu erzeugen.
Zurück bleibt schließlich bitteres Entsetzen, das nur durch Madisons persönliches Happy End abgemildert wird.

FAZIT 

Strassers Thriller besticht durch nur scheinbar offene Erzählweise, die jedoch das komplette Gegenteil erzeugt: Der Leser wird mit jeder Offenbarung verwirrter und rätselt bis zur Auflösung mit, wer genau der Täter ist. Der überschaubare, reiche Vorort Soundview bietet die perfekte Kulisse für diesen Thriller, wird doch so noch einmal umso deutlicher, wie extrem die Auswirkungen sind, wenn das Verbrechen genau dort Einzug erhält, wo sonst nie etwas Schlimmes geschieht.

 

Wish u were dead

Todd Strasser, Carlsen

Wish u were dead

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