Chillen ... oder doch lieber helfen einen Krieg zu verhindern?
Das meint Jugendbuch-Couch.de: "Chillen ... oder doch lieber helfen einen Krieg zu verhindern?"
Jordan ist ein 16jähriger Punk, der seine Freizeit am liebsten damit verbringt, mit seinen Freunden abzuhängen und dabei einen oder mehrere zu trinken.
Schule, Arbeit, Familie – dies alles scheint auf seiner Prioritätenliste ganz unten zu stehen.
Daher überrascht es umso mehr, dass ausgerechnet dieser junge Mann hin und wieder für die sogenannte Organisation arbeitet.
Die Organisation setzt sich für nichts Geringeres als den Weltfrieden eine, bildet dafür Jugendliche zu Agenten aus und will im vorliegenden ersten Band der Jordan-Serie einem Waffenhändler das Handwerk legen.
Jordans Dienste sind also gefragt, und gemeinsam mit seinen Freunden Memo und Quark und mit der zickigen Rebecca beginnt er zu ermitteln.
Dummerweise ist an den Fall eine Bedingung geknüpft: Er muss die Akademie der Organisation besuchen, also wieder eine Art Schule über sich ergehen lassen.
Recht erfolgreich bringend die vier Amateur-Agenten einen Chip an sich, auf dem sich brisante Informationen verbergen. Sie wittern das große Abenteuer, zumal sie direkt auf der Abschussliste des Verdächtigen landen und bei einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd nur knapp mit dem Leben davonkommen. Doch leider passiert kurz darauf gar nichts mehr. Weitere Ermittlungen scheinen unerwünscht, Jordans Groll wächst.
Wie man sich trotz Jordans immer wieder einfließenden Bemerkung, er würde lieber wieder chillen, trinken und das Nichtstun genießen, denken kann, geben die Freunde keine Ruhe, und als sogar Knaup, der unmittelbare Vorgesetzte sein indirektes Okay gibt, machen sie auf eigene Faust weiter.
Der Fall nimmt schnell größere Ausmaßen an, als sie gedacht habe. Jordan landet im fiktiven Mazosnien (Mazedonien + Bosnien = Mazosnien?) wieder, das sich im Kriegszustand befindet und auf einen neuen Bürgerkrieg zusteuert.
"Jordan – die Jagd" fällt in der Masse der Thriller und Agenten-Romane vor allem durch seine ungewöhnliche Hauptperson auf. Jordan ist ein Punker, wie man ihn sich vorstellt.
Mit Iro und diversen Piercings, am besten mit einer Bierflasche in der Hand und den lieben langen Tag nichts zu tun – so fühlt er sich am wohlsten – was er auch immer wieder betont. Der Agenten-Job verlangt hin und wieder Verkleidungen, die seinem Naturell so gar nicht entsprechen. Zwar spielt er ihn sehr überzeugend, aber der streberhaften Familiensohn passt beispielsweise so gar nicht zu ihm.
Ein wenig nervt daher irgendwann der immer wiederkehrende Hinweis auf sein bevorzugtes Punker-Dasein mit dem begleitenden Hinweis, sich bald aus dem Staub zu machen – gerade weil von Angang an klar ist, dass er das eh nicht macht und diese "Drohungen" somit nicht nur kindisch. sondern auch einfach unglaubwürdig sind. Er besitzt Verantwortungsbewusstsein und Ehrgefühl.
Und auch seine Ausdrucksweise ist auf Dauer ein wenig anstrengend. Jordan ist ein 16jähriger Teenager, man darf sich also über Worte wie hammergeil und Ätztusse nicht wundern. Verstärkt wird dieser Effekt durch die Ich-Perspektive, bei der man zusätzlich in den Genuss seiner Gefühle und Gedanken kommt.
Sprachlich übertroffen wird er leider von seinem Freund Memo, der einen persönlichen Feldzug gegen Grammatik ausführt und in jedem Satz mindestens einmal Ey, Digger und Alter sagt.
Doch das war’s auch schon im Wesentlichen an Kritikpunkten. Die Story ist gut und überraschend, der Fall, in den Jordan gerät, spannend und lebensbedrohlich. Vor allem gefällt das Zusammenspiel der vier Jugendlichen, deren Fähigkeiten sich auf perfekte Weise ergänzen. Ob die ganze Mazosnien-Geschichte nun logisch ist oder nicht – was den realistischen Eindruck angeht sollte man besser nicht zu genau hinsehen – sicher ist, dass Daniel Bielenstein es durch die Darstellung der Vorgänge in Mazosnien schafft, die Gedanken des Lesers hinsichtlich politischer Zusammenhänge anzuregen, ihn durch lebensbedrohliche Situationen zu fesseln und ihn gleichzeitig mit einem durch seine Hauptperson etwas anderen Agenten-Abenteuer zu unterhalten.
FAZIT
Ein Punk als Agent? Daniel Bielenstein bietet dem Leser in seinem ersten Jugendroman ein Abenteuer, das mit dem leisen Verdacht von Waffenhandel beginnt und in einem bürgerkriegsgeschüttelten Land endet. Dass ausgerechnet der freiheitsliebende Punk Jordan die größte Gefahr abwenden kann und dabei beweist, dass Loyalität und Freundschaft wichtiger als Chillen und Party sind, überrascht ihn selbst dabei wohl am meisten – den Leser dagegen kein bisschen. Die Mischung aus lockerer Erzählweise und sich zuspitzender Gefahr sorgt für gute Unterhaltung.
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