Der schwarze Vorhang

  • Fischer
  • Erschienen: Januar 2010
  • 0
  • Fischer, 2010, Originalausgabe
Der schwarze Vorhang
Der schwarze Vorhang
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Corinna Abbassi-Götte
7101

Jugendbuch-Couch Rezension vonDez 2010

auf der Suche im Amsterdam der Künstler und Kaufleute

Das meint Jugendbuch-Couch.de: "auf der Suche im Amsterdam der Künstler und Kaufleute"

Die 16jährige Mara muss mit ansehen, wie ihre Mutter eins Nachts weggezerrt und nur kurze Zeit später als Hexe verbrannt wird. Ein Farbenbuch und ein Gemälde muss sie in Sicherheit bringen, und ihr bleibt nicht viel Zeit, bevor die Häscher auch sie holen. Traumatisiert macht sie sich auf den Weg nach Amsterdam, wo sie das Rätsel des Gemäldes lösen will, das jedem Betrachter etwas anderes zu zeigen scheint. Doch weit kommt sie nicht, denn eine Räuberbande greift sie auf und hält sie gefangen. Nur dank des attraktiven Willem, der die grausamen Taten des Anführers zu verhindern versucht, geschieht ihr nichts Schlimmes. Als er von seiner Familie aufgestöbert wird, landet Mara schließlich schneller in Amsterdam als sie erwartet hatte. Doch Willem und sie werden getrennt, jeder Kontakt wird unterbunden. Im Haus des Kaufmanns Caspar van den Staap bekommt sie als Kindermädchen seiner Töchter ein neues Zuhause. Und langsam beginnt sie, das Rätsel des Gemäldes aufzudecken und damit den letzten in Eile geflüsterten Wunsch ihrer Mutter zu erfüllen.

Elisabeth Zöller legt mit "Der schwarze Vorhang"  eine historischen Roman vor, der das Thema Hexenverfolgung hauchzart streift, um sich dann in das lebendige Amsterdam der Künstler und Kaufleute zu stürzen.
Amsterdam ist um das Jahr 1630 bereits eine wohlhabende Handelsstadt. Die niederländische  Ostindien-Kompanie betreibt regen Handel, die Amsterdamer Kaufleute erzielen gute Gewinne, an der Börse herrscht reger Trubel. Amsterdam ist auf dem besten Weg, die reichste Stadt Europas zu werden.
Und auch die Malerei spielt eine große Rolle im Amsterdam des 17. Jahrhunderts. Künstler tummeln sich in der Stadt, und Mara folgt dem letzten Hinweis ihrer Mutter, in der Prinsengracht nach Antworten zu suchen.

Elisabeth Zöller entwirft das Bild der blühenden Handelsstadt durch Maras Augen nicht nur Stück für Stück, sondern auch mit äußerster Sorgfalt. Die Atmosphäre der Stadt umfängt den Leser ab dem Moment, in dem er mit Mara zusammen in die Stadt gebracht wird. Besonders angenehm ist zudem, dass sich die Ereignisse nicht überstürzen, sondern dass sich die Gefahr um Mara schleichend immer weiter zuspitzt. Hin und wieder lässt Elisabeth Zöller Abschnitte aus der Sicht des Bösewichts einfließen, so dass kein Zweifel daran besteht, dass Mara nicht nur das Geheimnis eines Gemäldes, sondern neben ihrer Herkunft vielmehr das Geheimnis um ihren verschwundenen Vater lösen muss und sich mit jeder kleinen Offenbarung mehr in Gefahr begibt. Denn der Bösewicht, der schon ihren Eltern geschadet hat, hat sie bereits im Visier.
Wer es ist, ist letztendlich keine Überraschung, und auch das Geheimnis um das künstlerisch-magische Talent ihres Vaters wird nicht schweißtreibend oder herzklabastermäßig enthüllt. Daher liest man entspannt bis zur letzten Seite und macht sich viel größere Gedanken, ob Mara ihre große Liebe letztendlich noch bekommen wird. Neben Willem ist da nämlich immer noch der sympathische Kaufmannssohn Leander, und Caspar van der Staap zeigt ebenfalls immer deutlicher seine romantischen Gefühle für die junge Frau.
Da alle drei Männer keinen Anlass zur Kritik geben, sie vielmehr durch alles, was sie für Mara tun, sympathischer werden, ist es nicht klar, wen Mara schließlich erhört.

Gerade die entspannte Erzählweise macht die Lektüre zu einem Genuss und unterstreicht den authentischen Eindruck. Mara lässt sich Zeit, kann nicht jeden Tag weiter forschen, muss warten, bis sie aus dem Haus kommt oder entsprechende Begleitung hat. Als Kindermädchen hat sie bestimmte Aufgaben zu erfüllen, und als pflichtbewusste und auch zurückhaltende junge Frau vernachlässigt sie diese natürlich nicht, obwohl ihre innere Unruhe mit jedem neuen Hinweis, aber auch mit jedem Rückschlag immer weiter zunimmt.

FAZIT

Elisabeth Zöller lässt das blühende Amsterdam in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts vor den Augen des Lesers auferstehen und verzaubert ihn mit der besonderen Atmosphäre aus Malerei und Handel. Schritt für Schritt begleitet man Mara auf ihrem Weg in ein neues Leben und verfolgt neugierig, wie sie hartnäckig das Rätsel um ihre Familie löst.
Spannendes und entspanntes Lesevergnügen!

Der schwarze Vorhang

Elisabeth Zöller, Fischer

Der schwarze Vorhang

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